Wie die Schweiz mit Rafel Navarro ein neues Kapitel starten will
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Wie die Schweiz mit Rafel Navarro ein neues Kapitel starten will

27.11.2025 10:20

Baseljetzt

Es ist eine Überraschung, als Anfang November der neue Trainer des Schweizer Nationalteams verkündet wird. Auf eine der erfahrensten Fussballtrainerinnen der Welt folgt Rafel Navarro.

Pia Sundhage musste einem Coach Platz machen, der noch nie ein Frauenteam als Cheftrainer betreut hat. Rafel Navarro war selbst für die meisten Spielerinnen ein Unbekannter. Eine Ausnahme bilden Ana-Maria Crnogorcevic und Sydney Schertenleib – beide sind bestens mit Navarro vertraut.

Viel Lob für Navarro

Crnogorcevic kennt den Spanier seit ihrem Wechsel zum FC Barcelona im Jahr 2019, damals war er Assistent. Schertenleib trainierte während gut eines Jahres unter ihm. Sie stiess im Sommer 2024 zu den Katalaninnen. Einen Tag nach dem Einrücken ins letzte Nationalteam-Camp des Jahres sagen beide im Rahmen einer Medienrunde: «Wir waren sehr überrascht, dass er Trainer der Schweiz wird.»

Als sie ihren neuen Trainer beschreiben sollen, fallen nur positive Worte. Die Trainings machen den Spielerinnen Spass, sie nennen ihn «super kommunikativ», «sehr aufgestellt», «menschlich sehr gut» und «ruhig, aber laut wenn es sein muss».

Es ist auffällig, wie sehr die beiden Navarro, der bei Barcelona vor allem für die Standards zuständig war, auf einer menschlichen Ebene loben – ein Aspekt, der bei seiner Vorgängerin Sundhage oft kritisiert wurde.

Während der EM beklagten sich Spielerinnen, nicht zu wissen, wo sie in Sundhages Plänen stünden. Die Trainerin spreche nicht mit dem Team. Und, wie der «Blick» von Spielerinnen erfahren haben soll, zwang sie gar verletzte Spielerinnen zum Training, unter Androhung, sie ansonsten nach Hause zu schicken.

Gibt es ein Barcelona 2.0?

Auch wenn Sundhage die Vorwürfe stets als Gerüchte abtat, dürften mindestens jene Spielerinnen, die ihrem Unmut im Sommer Luft machten, wohl nicht unglücklich über den Trainerwechsel sein.

«Ich denke, im Fussball gibt es immer Zyklen. Deshalb ist es wichtig, jetzt ein neues Projekt für die kommenden Jahre zu starten», sagt Crnogorcevic zum Trainerwechsel. «In den vergangenen Jahren hat uns eine klare Identität gefehlt. Es gab nicht die eine Art, wie die Schweiz spielt, und ich hoffe, dass wir uns das nun erarbeiten».

Ein Barcelona 2.0 möchte Navarro nicht aus der Schweiz machen, aber ein offensives Spiel auf den Platz bringen und die Arbeit mit und ohne Ball verbessern. Wichtig ist aber vor allem eines: Dass schnell ein eingespieltes Team entsteht. Am Freitag testen die Schweizerinnen gegen Belgien, am 2. Dezember ist im letzten Spiel des Jahres Wales der Gegner – beide Partien finden im spanischen Jerez statt. Im kommenden Jahr startet dann Anfang März die WM-Qualifikation.

Mit neuem System zum Erfolg

Den Start mit zwei Testspielen erachtet Schertenleib als perfekt: «Jetzt haben wir zehn Tage Zeit, um Dinge auszuprobieren, und ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Rafel spielen will. Wir werden wahrscheinlich mit einem anderen System agieren.»

Die Tests sind umso wichtiger, weil der Weg an die WM nach dem Abstieg aus der Nations League A deutlich anspruchsvoller wird. Als Gruppensiegerinnen in der Liga B können sich die Schweizerinnen lediglich einen Platz in der Playoff-Phase sichern, in der sie zwei Duelle gegen Teams aus der Liga A oder B – jeweils mit Hin- und Rückspiel – überstehen müssen.

Doch davon lässt sich Crnogorcevic nicht einschüchtern. Die WM sei definitiv ein Ziel von ihr, sagt die Spielerin, die noch bis Ende des Jahres bei Seattle Reign in den USA unter Vertrag steht. Wo es sie im neuen Jahr hinzieht, weiss sie noch nicht. «Ich tendiere in Richtung Europa, möchte zu einem Projekt, das ich spannend finde.» Sie spiele sicher noch anderthalb Jahre, dann sei es dann wohl langsam fertig, so die Rekordtorschützin.

Nun gilt der Fokus jedoch zuerst den beiden Testspielen. Gegen Belgien, die Weltnummer 20, verloren die Schweizerinnen das letzte Duell in der Qualifikation für die EM 2022 auswärts deutlich mit 0:4. Ob am Freitag ab 19 Uhr bereits erkennbar wird, inwiefern sich Navarros Stärken auf das Schweizer Team auswirken, bleibt abzuwarten. (sda/jab)

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