Heftiges Erdbeben in Syrien und Türkei: Mehr als 4’200 Menschen sterben
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Heftiges Erdbeben in Syrien und Türkei: Mehr als 4’200 Menschen sterben

06.02.2023 06:37 - update 07.02.2023 06:58

Baseljetzt

Zwei heftige Erdbeben der Stärke 7,4 und 7,9 haben kurz nacheinander am frühen Montagmorgen den Südosten der Türkei erschüttert. Etwa 4’200 Menschen sind ums Leben gekommen.

Bei Erdbeben im Südosten der Türkei und im Nordosten Syriens sind am Montag nach offiziellen Angaben etwa 4’200Menschen ums Leben gekommen

Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad gab die Zahl der Toten im eigenen Land am Montagabend mit 2921 an. In Syrien kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weisshelme von Montagabend mindestens 1300 Menschen ums Leben.

Ein Erdbeben der Stärke 7,4 hatte am frühen Montagmorgen die Südosttürkei erschüttert. Das Epizentrum lag nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde Afad in der Provinz Kahramanmaras nahe der syrischen Grenze. Ein weiteres Beben der Stärke 6,6 sei kurz darauf in der Provinz Gaziantep gemessen worden.

Eingestürzte Gebäude

In Syrien stürzten laut Sana in zahlreichen Städten Gebäude ein. Fotos zeigten, wie Rettungsteams Menschen auf Tragbahren wegtrugen. Der Leiter des Nationalen Erdbebenzentrums Raed Ahmed sagte laut Sana, dies sei das stärkste Beben in Syrien seit 1995.

Die Rettungsorganisation Weisshelme sprach ihrerseits von vielen Toten. «Wir reagieren mit allem, was wir können, um diejenigen zu retten, die unter den Trümmern liegen», sagte der Leiter der Gruppe, Raed Al Saleh. «Die Lage ist sehr tragisch», sagte ein Mitglied der Gruppe.

Internationale Hilfe gefordert

In der Türkei sind nach Angaben des Innenministers mehrere Provinzen betroffen. Gebäude seien eingestürzt. Rettungsteams aus dem ganzen Land würden zusammengezogen. Man habe zudem die Alarmstufe vier ausgerufen und damit auch um internationale Hilfe gebeten. Es sei zu insgesamt 22 teils starken Nachbeben gekommen.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb auf Twitter, «wir hoffen, dass wir diese Katastrophe gemeinsam in kürzester Zeit und mit möglichst geringem Schaden überstehen.»

80 Schweizer Spezialisten in die Türkei gesendet

Nach dem internationalen Hilfsaufruf der türkischen Behörden bereite die Humanitäre Hilfe des Bundes derzeit die Entsendung der Rettungskette Schweiz in die Katastrophengebiete der Türkei vor, teilte das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Montag mit.

Die Schweizer Vertretungen in Ankara und Istanbul stünden in Kontakt mit den Behörden vor Ort. Dem EDA lägen derzeit keine Informationen über Schweizer Opfer in der Türkei vor. Die Schweizer Staatsangehörigen vor Ort seien gehalten, den Anweisungen der lokalen Behörden zu folgen.

Auch in Bezug auf Syrien, das ebenfalls vom Erdbeben betroffen war, liegen dem EDA keine Informationen über Schweizer Opfer vor, wie es in der Stellungnahme weiter heisst. Aufgrund der prekären Sicherheitslage in Syrien riet EDA ohnehin von Reisen und Aufenthalten jeglicher Art in diesem Land ab.

Auch Griechenland und Israel senden Rettungskräfte

Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet im Nachbarland zu schicken. «Griechenland wird sofort helfen», erklärte der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis. Auch Israel will der Türkei humanitäre Hilfe leisten. Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant wies Armee und Verteidigungsministerium am Montag an, entsprechende Vorbereitungen zu treffen.

«Entsprechend dem Ersuchen der türkischen Regierung habe ich die Entsendung von Such- und Rettungsteams sowie von medizinischen Teams angeordnet», teilte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Montag mit und ergänzte: «Da wir darum gebeten wurden, dies auch für die vielen Verletzten des Erdbebens in Syrien zu tun, habe ich dies ebenfalls angewiesen.» Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Krieg. Wie die Hilfe für Syrien konkret aussehen soll, war zunächst unklar. Ein Sprecher Netanjahus erklärte, er habe keine weiteren Informationen.

Der israelische Verteidigungsminister Joav Galant hatte zuvor die Armee angewiesen, die Entsendung einer humanitären Hilfsdelegation in die Türkei vorzubereiten. «Unsere Sicherheitskräfte sind bereit, jegliche notwendige Hilfe zu leisten», sagte Galant. Israel habe Erfahrung mit Notfällen und dem Retten von Menschenleben. Zudem kündigte der israelische Rettungsdienst Zaka an, in der Türkei bei der Suche in eingestürzten Häusern zu helfen.

Israels Präsident Izchak Herzog sprach seinem türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan und dem türkischen Volk sein Beileid aus. «Ich bin zutiefst betrübt über die enorme Katastrophe, die die Türkei nach dem Erdbeben der vergangenen Nacht heimgesucht hat», teilte er auf Twitter mit. Auch der israelische Aussenminister Eli Cohen kondolierte und kündigte Hilfe seines Ministeriums an.

Immer wieder Erdbeben in der Türkei

Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der grössten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der grösste Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr.

Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre kamen im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17’000 Menschen das Leben. Für die grösste türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.

(sda)

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