
Zugreise ins Tessin dauert nun eine Stunde länger
Baseljetzt
Die Schäden nach dem Unfall im Gotthardtunnel sind grösser als bisher angenommen. Das wirkt sich in den kommenden Monaten auf den Reiseverkehr in den Süden aus. Zugreisende ins Tessin brauchen mehr Geduld.
Schlechte News für jene, die in der nächsten Zeit mit dem Zug ins Tessin reisen wollen. Die Fahrt nach Lugano wird eine Stunde länger dauern als normalerweise. Grund sind die langen Reparaturarbeiten im Gotthard-Basistunnel nach dem Unfall letzten Donnerstag.
Reiseverkehr wird umgeleitet
Diese werden mehrere Monate dauern, wie die SBB am Mittwoch mitteilten. Der Güterverkehr soll am 23. August wieder rollen, während der Reiseverkehr über die Panoramastrecke umgeleitet wird. Die Reisezeit verlängert sich dadurch im nationalen Verkehr um 60 Minuten, im internationalen Verkehr zwischen 60 und 120 Minuten, teilen die SBB mit. Doppelstockzüge können nicht auf der Panoramastrecke fahren. An Wochenenden stehen bis auf Weiteres bis zu 30 Prozent weniger Sitzplätze zur Verfügung.
Ermässigungen für betroffene Kundinnen und Kunden gibt es laut Reto Liechti, SBB-Bahnproduktionsleiter, nicht. Man sei aber kulant, wenn jemand eine internationale Reise annullieren wolle.
Acht Kilometer Schaden im Tunnel
Zuerst werde nun mit Priorität an der Inbetriebnahme der unbeschädigten Oströhre gearbeitet, sagte SBB-Chef Vincent Ducrot vor den Medien in Bern. Dann erst werde die beschädigte Weströhre in Angriff genommen.
Die Verantwortlichen rechnen damit, dass erst Anfang 2024 beide Tunnelröhren wieder ohne Einschränkungen befahren werden können. Die Arbeiten dauern nicht zuletzt wegen der extremen Bedingungen im Tunnel so lange – Laut SBB-Infrastrukturleiter Rudolf Büchi gibt es keinen Strom, und die Arbeiter sind Dunkelheit und Temperaturen bis 40 Grad ausgesetzt.

Nach wie vor stehen 16 entgleiste und zum Teil schwer beschädigte Güterwagen im Tunnel. «Solche Bilder möchte man nicht sehen», sagte Ducrot, «als Bahnchef trifft mich das sehr».
Unfallort gleicht einem Trümmerfeld
Die Schäden an der Infrastruktur erstrecken sich auf acht Kilometer. Auf dieser Strecke müssen Gleise und rund 20’000 Betonschwellen ersetzt werden. Die Gleise sind im Tunnel nicht in ein Schotterbett eingebaut, sondern in Beton. Der Unfallort gleiche einem Trümmerfeld, sagte Büchi. Deshalb werde auch Medienschaffenden kein Zugang gewährt.
Kein Gefahrengut in den Waggons
Der verunfallte Güterzug setzte sich aus 30 Wagen aus fünf verschiedenen Destinationen in Italien zusammen, sagte Isabelle Betschart Kühne, die Produktionsleiterin von SBB Cargo. Sie seien bei der Ankunft in Chiasso kontrolliert worden. Bei zwei Kontrollen hätten sich keine Auffälligkeiten gezeigt.

Die Wagen hätten von Italien nach Deutschland fahren sollen. Für den Abschnitt von Chiasso nach Basel war SBB Cargo verantwortlich. Wem die entgleisten Waggons gehören, sei nach wie vor unklar. In den havarierten Wagen habe sich kein Gefahrengut befunden. Diejenigen Zisternen, die für gefährliche Güter eingesetzt werden, seien leer gewesen.
Zur Unfallursache konnten die SBB-Verantwortlichen am Mittwoch noch keine Angaben machen. Man warte auf die Untersuchungsergebnisse der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust). Diese hatte bereits am Wochenende bekannt gegeben, dass die Radscheibe eines Güterwagens im Tunnel gebrochen sei. (sda/Lef)
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Cabbage
Da gab’s doch ein lustiges Liedlein: “Wer soll das bezahlen…” Zwischen Reparaturarbeiten, Verdienstausfall etc wird das ein seeehr teurer Spass, und wer dafür zahlt, wird wohl einiges Juristenfutter abgeben.