In Basel versammelten sich trotz heisser Sonntagssonne die römisch-katholische Gemeinde, um eine alte Tradition wiederaufleben zu lassen. Es fand die erste Fronleichnamsprozession seit 60 Jahren statt.

Wer am Sonntagnachmittag in der Basler Innerstadt unterwegs war, dem könnte ein interessanter Umzug aufgefallen sein. Mit Blechmusik und Gesang feierte die römisch-katholische Gemeinde die Fronleichnamsprozession.

Verschiedene Gemeinschaften zusammenbringen

Organisiert wurde das unter anderem von Martin Föhn, der erklärt: «Hauptfaktor ist, dass wir als Pastoralraum fünf Jahre Jubiläum haben. Wir wollen die Gemeinschaften auch erleben und die verschiedenen Missionen, die kroatische, die portugiesische, die italienische zusammenführen. Auch Missionen aus Riehen. Zusammen wollen wir etwas erleben.»

Um Punkt 13:30 Uhr machte sich die Prozession mit schön eingereiht mit musikalischer Untermalung auf den Weg in Richtung Marktplatz.

Modernisierte Zusammenkunft

«Blickt man auf die Fronleichnamsprozession selbst könnte man vielleicht schon meinen, dass sie aus der Zeit gefallen ist», erklärt Föhn, aber man habe Lösungen gesucht. «Deswegen haben wir sie erweitert. Mehrere Symbole von unserem Glauben, die wichtig sind, tragen wir mit. So gauben wir eigentlich, dass viele Menschen wieder andocken können. Vor allem auch, weil wir die Bibel mittragen.» Mit den Gotteserfahrungen, die in der Bibel stehen, sollen sich viele Menschen identifizieren können.

Am Marktplatz angekommen wird aus der Bibel zitiert und gemeinsam gesungen. Es werden Blumen verteilt, die die Teilnehmer:innen auf den Spaziergang mitnehmen.

Diskrepanz zur alten Tradition

Das Treiben weckt auch Interesse beim Historiker Charles Stirnimann. Er sieht den Anlass heute in einer grossen Diskrepanz zu den Prozessionen der frühen 60ern. Dort sei es noch ein wichtiger Teil der Gegenreformation gewesen.

«Seit dann ist es natürlich in der ganzen katholischen Welt ein Fest, das militant den eigenen Glauben nach aussen trägt und diesen zelebriert. Das ist in keiner Art und Weise eine Beliebigkeits-Veranstaltung, wie es vielleicht heute den Charakter hat. Früher war es vielmehr ein militantes Bekenntnis zum katholischen Glauben in der Auseinandersetzung mit der Reformation damals.»

Ob es die Frohnleichnamsprozession in Basel auch nächstes Jahr wieder geben wird, wisse man bei der katholischen Kirche noch nicht. Auch intern seien nicht alle von der Idee überzeugt gewesen, man habe dieses Jahr sozusagen einen Probelauf gemacht.

(maf/amu)