Zum ersten Mal seit 80 Jahren: Katholische Kirche plant Pilgerspaziergang durch die Innenstadt
©Bild: Keystone/RKK Basel-Stadt
Fronleichnam
Basel-Stadt

Zum ersten Mal seit 80 Jahren: Katholische Kirche plant Pilgerspaziergang durch die Innenstadt

06.06.2023 06:01 - update 06.06.2023 11:56
Larissa Bucher

Larissa Bucher

Am 11. Juni findet zum ersten Mal seit 80 Jahren ein Pilgerspaziergang zur Feier des Fronleichnams statt. Weshalb gerade jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist, erklärt Matthias Schmitz von der RKK.

Die Römisch-Katholische Kirche Basel-Stadt (RKK) lädt zum ersten Mal seit den 1930er Jahren wieder zu einem grossen Pilgerspaziergang ein. Es ist eine von nur sehr wenigen öffentlichen Glaubensbekundungen in unserer säkularen Region. Wieso solch ein Event also in Basel durchführen? Und weshalb gerade jetzt? In einer Zeit, in der die Kirchen immer mehr Mitglieder verlieren.

«Wir sind noch da»

«Neben dem Zeigen nach aussen, ‹wir sind noch da›, ist es auch ein Anlass für uns, bei dem wir unsere Gemeinschaft mit allen Sprachgruppen feiern können», sagt Matthias Schmitz von der RKK. «Wir erhoffen uns, dass wir, anders als so manche Demo, auch Gesänge Blumen, Schönes in die Stadt bringen.» So wolle man versuchen, am Lebensmittelpunkt der Menschen in Basel da zu sein. Ob das bei genau denen jedoch gut ankommt, ist unklar. Das weiss auch Schmitz: «Es ist ein Experiment», sagt er. «Wir wagen etwas Neues und hoffen, den Menschen dadurch positive Eindrücke mitgeben zu können.»

Zum Pilgerspaziergang eingeladen sind nicht nur Anhängerinnen und Anhänger der Katholische Kirche, sondern auch Menschen ganz ohne Konfession. Damit wolle man offener sein und den Menschen neue Anknüpfungspunkte bieten, sagt Schmitz. Aber: «Bei aller Offenheit wollen wir mit Symbolen wie der Bibel, einer Ikone oder einem Kreuz auch zeigen, dass wir für unseren Glauben stehen.»

Politische Vorgeschichte

Seit der letzten grossen Fronleichnamsprozession in Basel sind bereits achtzig Jahre vergangen. Und dieser hinterliess durch die politische Motivation dahinter einen üblen Nachgeschmack. Bewusst hat die RKK deshalb die Bezeichnung Pilgerspaziergang und nicht Fronleichnamsprozession gewählt. «Einen solchen Pilgerspaziergang hat es in Basel noch nie gegeben», erklärt Schmitz. Fronleichnamsprozessionen gab es jedoch immer wieder.

«Die ersten Prozessionen waren ein kritisches Kapitel in der Geschichte der Basler Katholikinnen und Katholiken. Die Prozessionen wurden früher als politisches Kulturkampfmittel eingesetzt. Das war in den 1920er- und 1930er-Jahren, als die katholischen Gläubigen in Basel zahlenmässig wieder präsenter waren.» Damals führte der konservativ-katholische Pfarrer Robert Mäder wiederholt eine stadtweite Fronleichnamsprozession durch. Damit wollte er zeigen: Wir sind katholisch, wir sind wieder da, mit uns ist zu rechnen. «Es war also ein politisches Statement. Und genau daran schliessen wir nicht an», betont Schmitz.

500 bis 1’000 Teilnehmende

Gepilgert werden soll am 11. Juni vom Claraplatz via Mittlere Brücke und Marktplatz zum Pfarramt St. Marien an der Holbeinstrasse. Gerechnet wird mit etwa 500 bis 1’000 Teilnehmenden, sagt Schmitz. Für den Pilgerspaziergang wurde eine Genehmigung eingeholt.

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Kommentare

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07.06.2023 13:16

munacius

Neutral gehaltene, informative Berichterstattung.
Trotzdem: “Die Prozessionen wurden früher als politisches Kulturkampfmittel eingesetzt” … daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Spaziergang gehört ins Kapitel “Kommunikative Theologie”, also Mission für eine Glaubensrichtung£

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