Zwei Gelähmte können dank neuer Methode besser gehen
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Medizin
Schweiz

Zwei Gelähmte können dank neuer Methode besser gehen

08.01.2025 20:00 - update 08.01.2025 21:40
Alessia Roppel

Alessia Roppel

Neue Hoffnung für Gelähmte: Forschende haben eine Methode entwickelt, die Muskelkrämpfe bei Rückenmarksverletzten hemmt und so ihre Gehfähigkeit verbessert.

Mit einer neuen Methode haben Forschende aus Lausanne und Italien Muskelkrämpfe bei Patienten mit Rückenmarksverletzungen gelindert. Dadurch konnten die Betroffenen wieder besser gehen, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie zeigt.

In Gehtests und anderen motorischen Bewertungen zeigten die zwei im Rahmen der Studie behandelten Patienten deutliche Verbesserungen, wie es in der Fachzeitschrift «Science Translational Medicine» heisst.

Muskelkrämpfe werden blockiert

Die neue Methode von Forschenden der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL) und der Scuola Sant’Anna in Italien besteht aus einer hochfrequenten elektrischen Stimulation des Rückenmarks, die ungewollte Muskelkrämpfe blockiert, wie die EPFL in einer Mitteilung zur Studie erklärte.

Dadurch konnten die zwei in der Studie behandelten Patienten an Therapie-Programmen teilnehmen, die ihnen wegen der Muskelspasmen verwehrt geblieben waren.

Bei den zwei Patienten handelte es sich um eine 32-jährige Frau und einen 55-jährigen Mann, die sich beide bei Unfällen Rückenmarksverletzungen zugezogen hatten. Die beiden Patienten gelten als inkomplett gelähmt, einige motorische Funktionen blieben bei ihnen also unterhalb der Verletzungsstelle erhalten.

«Neue Perspektiven»

Eine elektrische Stimulation des Rückenmarks gilt laut mehreren Studien aus den vergangenen Jahren als vielversprechender Ansatz zur Wiederherstellung der Gehfähigkeit von Gelähmten. Doch bei Menschen, die unter Muskelspasmen leiden, stossen herkömmliche Stimulationsmethoden laut der EPFL an ihre Grenzen. Fast 70 Prozent aller Patienten mit Rückemarksverletzungen leiden aber an solchen Muskelspasmen.

«Wir haben entdeckt, dass hochfrequente elektrische Stimulation des Rückenmarks in Kombination mit einer kontinuierlichen niederfrequenten Stimulation während der Rehabilitation besonders wirksam ist», erklärte Silvestro Micera, Professor an der EPFL und der Scuola Sant’Anna in der Mitteilung.

Es handle sich dabei um eine sichere und effektive chirurgische Prozedur, die neue Perspektiven für die Behandlung von Menschen mit schweren Rückenmarksverletzungen biete, ergänzte Pietro Mortini von der Università San Raffaele.

Wie funktioniert die Methode?

Die elektrische Stimulation des Rückenmarks wirkt indirekt auf die sogenannten Motorneuronen, die die Muskelbewegungen steuern. Im hinteren Teil des Rückenmarks befinden sich sensorische Neuronen, die Signale an die Motorneuronen weiterleiten.

Das Rückenmark ist dabei von Natur aus überempfindlich gegenüber Reizen, was von Vorteil ist, da es zu schnellen Reflexen führt. Normalerweise wird eine solche Überempfindlichkeit durch das Gehirn ausgeglichen, das hemmend auf die motorischen Schaltkreise wirkt. Bei einer Rückenmarksverletzung verlieren Patienten jedoch die Signalübertragung vom Gehirn und damit auch diese hemmenden Mechanismen.

Mit der hochfrequenten Stimulation des Rückenmarks konnten die Forschenden diese Überempfindlichkeit hemmen. Weitere Experimente sind jedoch notwendig, um das volle Potenzial dieser Methode zu bestätigen, wie die Forschenden einräumten. (sda/alr)

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Kommentare

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09.01.2025 07:39

Sonnenliebe

Das freut mich!

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09.01.2025 07:23

pserratore

👏👏👏

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