23 Prozent mehr Asylgesuche in der Schweiz im Jahr 2023
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23 Prozent mehr Asylgesuche in der Schweiz im Jahr 2023

15.02.2024 11:40 - update 15.02.2024 12:59

Baseljetzt

30’223 Menschen haben 2023 in der Schweiz ein Asylgesuch gestellt. Das sind 23,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Für 2024 rechnet das Staatssekretariat für Migration ebenfalls mit rund 30’000 Asylgesuchen.

2023 gab es 5712 Asylgesuche mehr als 2022. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) führt den Anstieg vor allem auf drei Faktoren zurück. Die Zahl türkischer Asylsuchender verdoppelte sich europaweit auf 105’000. Im Gleichschritt stiegen die Asylgesuche von Türkinnen und Türken in der Schweiz um 2000 an, wie das SEM am Donnerstag mitteilte.

Eine deutliche aber weniger stark ausgeprägte Zunahmen verzeichnete das SEM zudem bei marokkanischen und algerischen Asylsuchenden, welche ihre Heimat zumeist aus wirtschaftlichen Gründen verlassen. Sie haben kaum Aussicht auf Asyl oder vorläufige Aufnahme.

Neue Praxis für afghanische Frauen

Dritter Faktor ist die im Juli geänderte Asylpraxis gegenüber afghanischen Mädchen und Frauen. Daraufhin stellten 1800 vorläufig aufgenommene Frauen ein neues Asylgesuch. Mit dieser Praxisänderung folgten die Schweiz einer Empfehlung der europäischen Asylagentur (EUAA), wonach Frauen aus Afghanistan Asyl erhalten sollen.

Wichtigstes Herkunftsland 2023 war erneut Afghanistan. Von den 7934 Gesuchen waren 6245 Erstgesuche. Weitere wichtige Herkunftsländer waren die Türkei (6822), Eritrea (2109, davon 705 Erstgesuche), Algerien (1810) und Marokko (1606).

Erstgesuche stellen Personen unabhängig von anderen Personen im Asylsystem. Zweitgesuche sind Folge bereits registrierter Gesuche, etwa wegen Geburt, Familiennachzug oder Mehrfachgesuchen.

66’000 Geflüchtete mit Schutzstatus S

26’667 Asylgesuche erledigte das SEM erstinstanzlich. 5991 Personen erhielten Asyl, was einer Anerkennungsquote von 25,7 Prozent entspricht. Die Schutzquote lag bei 54,4 Prozent gegenüber 59 Prozent 2022. Darunter fallen die vorläufige Aufnahme und die Asylgewährung. Die Zahl der erstinstanzlich beim SEM hängigen Fälle stieg um 3328 auf 15’567.

66’000 unter Schutzstatus

Den Schutzstatus S für Geflüchtete aus der Ukraine beantragten 23’012 Personen. Gewährt wurde er in 18’375 Fällen, abgelehnt in 932. Für 13’512 Personen endete der Status, bei 3260 war die Beendigung in Prüfung. Insgesamt verfügten am Jahresende 66’083 Geflüchtete über den Schutzstatus.

Aufgrund des Resettlement-Kontingents 2022 und 2023 kamen 995 Menschen in die Schweiz. Der Bundesrat entschied in diesem Programm, 1600 besonders schutzbedürftige Flüchtlinge aus prekären Lagen im Erstaufnahmeland einreisen zu lassen. Hinzu kamen 220 Flüchtlinge, welche im Kontingent 2020/21 wegen der Covid-19-Pandemie nicht einreisen konnten.

Aufgrund einer Empfehlung des Sonderstabs Asyl, sistierte das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) die Resettlement-Einreisen im April 2023. So reisten von Januar bis März noch 342 besonders verletzliche Flüchtlinge aus dem Libanon, der Türkei und Ägypten ein.

Ausreisen und Ausschaffungen

16’721 Personen aus dem Asylsystem verliessen die Schweiz 2023 kontrolliert, über 5000 mehr als im Vorjahr. 13’001 Ausreisen ins Heimatland oder einen Drittstaat erfolgten freiwillig. 10’978 Personen kehrten in die Ukraine zurück.

3720 Personen schaffte die Schweiz zwangsweise in die Heimat, einen Dritt- oder Dublinstaat aus. Gesamthaft stieg die Zahl der Ausreisen gegenüber dem Vorjahr um 45,8 Prozent.

2021 Asylsuchende überführte die Schweiz ohne eine Registrierung des Gesuchs in einen Dublinstaat (2022: 1566). Im Gegenzug übernahm sie aufgrund des Dublin-Abkommens 694 Personen.

Mehr als jedes dritte Gesuch stammt von Kindern

Die Steigerung der Überführungen kam gemäss dem SEM trotz dem Entscheid Italiens zustande, im Dublin-System niemanden mehr aufzunehmen. Damit erreichte die Schweiz drei Mal mehr Aus- als Einreisen nach Dublin-Kriterien. Im Vorjahr lag das Verhältnis bei zwei zu eins.

2024 rechnet das SEM mit ungefähr gleich vielen Asylgesuchen wie 2023. Abweichungen von 3000 Gesuchen mehr oder weniger sind dabei möglich, wie das Staatssekretariat bereits in einer früheren Medienmitteilung schrieb.

Die Nichtregierungsorganisation Save the Children erinnerte daran, dass 12’466 Asylgesuche 2023 von Kindern stammten. Das entspreche mehr als jedem dritten Gesuch. Viele dieser Kinder seien auf gefährlichen Fluchtrouten gereist und hausten in der Schweiz in prekären Unterkünften. (sda/daf)

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14.03.2024 20:05

mil1977

Da der Familiennachzug grosszügig gefördert wird macht es nur Sinn einen jungen Mann der Familie nach Deutschland, Österreich oder in die Schweiz ins Sozialsysem vorzuschicken. Das ist eine vernünftige erfolgsorientierte Planung. Der Asyl-Fake ist nur die Eintrittskarte.

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22.02.2024 21:56

mil1977

Man muss alle angeblichen “Flüchtlinge” die über mehrere sichere Staaten nach Europa gekommen sind, sofort in ihre Heimatländer zurück bringen. Für Sozialmigranten sollte die Tür geschlossen werden angesichts der Probleme und Milliardenkosten, die diese Migranten den Europäern bereiten.

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