Jubiläum
Basel-Stadt

25 Jahre Unternehmen Mitte: «Wir waren mutig, frech und unbekümmert»

08.04.2024 19:05 - update 09.04.2024 10:36
Tim Meyer

Tim Meyer

Das grösste Caféhaus in der Stadt feiert Jubiläum. Das Unternehmen verwandelte den Rüdenplatz in einen kulturellen und sozialen Begegnungsort. Trotz grossem Erfolg lief aber nicht immer alles rund in der «Mitte».

Seit einem Vierteljahrhundert wird in der ehemaligen Schalterhalle «käffelet». Zuvor hatte die Schweizerische Volksbank ihren Basler Hauptsitz in der «Mitte». Dieser wurde vor 112 Jahren errichtet – die Bank ist aber schon lange Geschichte. Die anthroposophische Edith-Maryon-Stiftung kaufte der Bank damals das Gebäude für 10 Millionen Franken ab und stellte es der «Mitte» zur Verfügung.

Und so eröffnete am 8. April 1999 das Unternehmen Mitte das grösste Kaffeehaus der Stadt und hauchte dem verlassenen Gebäude wieder Leben ein. Für den Mitgründer Daniel Häni war dies ein grosser Moment: «Am Anfang war es ein unglaublich cooles Lebensgefühl. Wir waren mutig, frech, selbstbewusst und voller Ideen. Aus diesem Lebensgefühl konnten wir Qualität ableiten – das, was uns heute leitet.»

Millionen an Kaffees und Kuchen

In der Zwischenzeit sind fast 20 Millionen Bestellungen eingegangen und rund 25’000 Veranstaltungen durchgeführt worden. Über 1000 Gäste bedient die «Mitte» täglich. Das Publikum sei sehr divers und der Ort soll alle ansprechen: «In der ehemaligen Bank ging es immer nur um Geld und versteckte Sachen. Wir realisierten daraus einen offenen Ort für die ganze Bevölkerung. Mit einer offenen Atmosphäre und nicht nur kommerziell denkend. In der Innenstadt ist fast immer alles kommerziell, bei uns geht es nicht nur ums Geld, sondern im Kern um den Menschen».

Ein Highlight aus dem letzten Vierteljahrhundert war für Daniel Häni die Volksabstimmung für ein bedingungsloses Grundeinkommen, die «von der Mitte aus in die Schweiz gegangen ist und weltweit für Furore gesorgt hat».

In den 25 Jahre habe sich vieles verändert – die Konsumfreiheit aber ist geblieben. Von den «frechen» und «coolen» Anfängen habe sich das Unternehmen zur Zuverlässigkeit und Kontinuität entwickelt. Für die «Mitte» sei es toll, dass sie «mit der Zeit mitgehen konnte» und dass sie » immer noch die Nase im Wind hat».

Denn Daniel Häni hat viele Nachbarn kommen und gehen gesehen. Das Unternehmen Mitte aber habe es geschafft, «über lange Zeit den Ort offen zu halten und das ohne Konsumationszwang».

Ein «Beamtentrick» als Strich durch die Rechnung

Das auch im Unternehmen Mitte nicht alles am Schnürchen läuft, zeigt der Zoff um ein Kaffeemobil. Momentan läuft ein Rekurs, die «Mitte» habe ihren Platz am Rhein durch einen «Beamtentrick» verloren, so Häni: «Jemand hat sich mit Antrags-Prosa beworben und hat unseren Platz bekommen. Die Person habe gesagt, sie brauche kein Stromkabel. Aber das ist natürlich ein Witz. Wenn eine Kaffeemaschine mit Gas betreiben wird, verbrennt der Kaffee. Das kann man ja gleich selbst testen, die Qualität ist sehr gesunken. Wir hoffen, dass wir bald wieder einen neuen Platz am Rhein bekommen».

In den vergangenen Jahren geriet das Unternehmen immer wieder in Kritik. Ein Fall rund um einen Koch, der Mitarbeitende sexuell belästigt haben soll, sorgte für einen «Shitstorm», wie ihn Häni selbst nennt. Das waren schwierige Zeiten und aus diesen Vorfällen habe das Unternehmen gelernt: «Das war wirklich eine schlimme Geschichte. Zum Glück hat die Staatsanwaltschaft den Fall untersucht und die Untersuchung wegen ‘fehlen des Tatbestandes’ aufgehoben. Trotzdem war es sehr erschütternd, natürlich besonders für die, die davon betroffen waren. Es hat uns wach gemacht für diese Fragen und das ist sicher auch der positive Teil der Geschichte.»

Gegen einen Shitstorm könne man sich nicht wehren. Dieser würde «über einen hinweg ziehen». Für die Beteiligten sei dies nicht einfach gewesen. Und trotzdem zieht Häni eine positive Bilanz aus der ganzen Sache: «Dass wir daraus lernen können und vorsichtig mit diesen Themen umgehen. Es tut mir wirklich leid, für alle die, davon betroffen waren.»

Die nächsten 25 Jahre

Ob in guten oder schlechten Zeiten – die «Mitte» ist ein beliebter Treffpunkt geblieben. Und dies könnte auch in den nächsten 25 Jahren so bleiben. Mit der Verwandlung der Hauptpost könnte der Platz sogar aufgewertet werden: «Jetzt kommt die Hauptpost dazu, da sind wir sehr zuversichtlich. Wir hörten aber, dass sie immer noch keinen Mieter gefunden haben. Hoffentlich gibt es daraus nicht eine Spekulationsleiche.»

Das Unternehmen würde jeden Tag daran arbeiten, aus dem Rüdenplatz einen offenen Ort zu machen. Und so gebe es auch für die nächsten 25 Jahre immer etwas zu tun.

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