
40 Jahre alt und über zwei Meter hoch – Das steckt hinter der Ausstellung im Filter 4
Michael Kempf
Die zum Teil zwei Meter hohen Holzschnittleinwände des Basler Künstlers Karl A. Meyer sind über 40 Jahre alt. Nun stellt er seine Werke zum ersten Mal in Basel aus. Und zwar im Filter 4 auf dem Bruderholz.
«Koyaanisqatsi – Hopi: Life out of Balance» heisst die Ausstellung des Künstlers Karl A. Meyer, die seit dem 6. Juni im Filter 4 auf dem Bruderholz zu sehen ist. Die Bilder sind in den 80er-Jahren in New York entstanden.
Der Basler Künstler lebte 17 Jahre lang in einer Dachwohnung in Manhattan. Seine Nachbarschaft war mit Personen wie Jean-Michel Basquiat, Keith Haring, Robert Mapplethorpe und Jeff Koons künstlerisch geprägt. In dieser Zeit entstanden die über zwei Meter hohen Holzschnitte. «In den Bildern steckt die Sehnsucht nach Archaik, also nach dem Ursprünglichen», erklärt Meyer gegenüber Baseljetzt. Er wurde durch seine Reisen in New Mexico, Utah und Arizona inspiriert, wo er die Steinritzungen und Felsmalereien sah. «Mit diesen Bildern wollte ich in der Entwicklung noch vor die Schrift zurück. Es sind Zeichen, es sind Geisterwesen, Indikationen. Es sind Ansätze zu Religionen, Ansätze zu Kulten.»
Erst in Vergessenheit geraten
Doch warum dauerte es mehr als 40 Jahre, bis der Basler Künstler seine Werke in seiner Heimatstadt ausstellte? Grund dafür war die Aids-Krise, erinnert sich Meyer an seine Zeit in New York. «Um mich herum starben die Menschen, gerade in meinen Künstlerkreisen.» Daher entschied er sich, in die Heimat zurückzukehren. Via Schiffcontainer transportierte er seine Bilder in die Schweiz. Er lagerte sie unter einer Treppe in seinem Atelier, wo sie schliesslich in Vergessenheit gerieten.
Als Fredy Hadorn, der Betreiber des Filter 4 und langjähriger Freund von Karl A. Meyer, ihn vor ein paar Monaten in seinem Atelier besuchte, fielen ihm sofort die Bilder unter der Treppe auf. So entstand die Idee für eine Ausstellung im Filter 4. «Der Ort passt natürlich super zu den Bildern», so Meyer. «Es ist hier ja fast wie in einer Tropfsteinhöhle. Es hat auch etwas Archaisches und passt viel besser zu diesen Bildern als etwa eine weisse, cleane Galerie.»
Eine wohltätige Print-Performance
Am 6. Juni wurde die Ausstellung mit den zwei Meter hohen Bildern in der «Tropfsteinhöhlen-Atmosphäre» eröffnet. Die Besucher:innen der Eröffnung zeigten sich begeistert. «Eine Frau stand vor den Bildern und begann plötzlich, Gedichte zu erfinden», so Meyer. «Sie sagte mir: ‘Diese Bilder sprechen mit mir’, und das sagt doch bereits alles.»
Im Rahmen der Ausstellung findet am 19. Juni im Filter 4 noch eine Print-Live-Performance statt. Dabei werden 30 T-Shirts mit Bildern von Karl A. Meyer bedruckt – live vor den Augen der Besucher:innen. Der Erlös aus dem Verkauf der T-Shirts kommt der Stiftung «Kinder in Brasilien» zugute.

Die meisten Bilder der Ausstellung «Koyaanisqatsi – Hopi: Life out of Balance» sind also bereits 40 Jahre alt. Die aktuelle Ausstellung hat Karl A. Meyer jedoch dazu bewegt, seine Werke noch einmal neu zu betrachten, einige Änderungen vorzunehmen oder gar einige Werke vollständig neu zu gestalten. So sind einige Bilder der Ausstellung noch kein Jahr alt, während andere bereits 42 Jahre alt werden. Und doch haben die alten und die neuen Bilder eines gemeinsam: die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen.

Die Ausstellung «Koyaanisqatsi – Hopi: Life out of Balance» ist noch bis am 13. Juli im Filter 4 zu sehen.
Mehr dazu
Feedback für die Redaktion
Hat dir dieser Artikel gefallen?
Kommentare
Dein Kommentar
Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise
Kommentare lesen?
Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.



Thomy
👍
Sonnenliebe
Das ist eindrücklich zu sehen.