Ab 1. Juli 2025: Fahrschüler müssen neu Fahrerassistenzsysteme beherrschen
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Führerprüfung
Schweiz

Ab 1. Juli 2025: Fahrschüler müssen neu Fahrerassistenzsysteme beherrschen

29.03.2025 12:12 - update 28.03.2025 23:03
Jeremy Goy

Jeremy Goy

Ab dem 1. Juli 2025 müssen Fahrschülerinnen und Fahrschüler nicht nur die Theorie- und Praxisprüfung bestehen, sondern sich auch mit modernen Fahrerassistenzsystemen auskennen – diese werden prüfungsrelevant.

Fahrerassistenzsysteme werden in der Schweiz ab 1. Juli 2025 offizieller Bestandteil der theoretischen und praktischen Führerprüfung für Personenwagen (Kategorie B, BE, B1) und Motorräder (Kategorie A, A1). In modernen Fahrzeugen sind inzwischen viele solcher Systeme eingebaut, die Autofahrende in unterschiedlichen Fahrsituationen unterstützen und zur Erhöhung der Verkehrssicherheit beitragen sollen.

Verstehen und Anwenden von Assistenzsystemen künftig Pflicht

«Der Gesetzgeber will damit erreichen, dass Auto- und Töfffahrende künftig die verschiedenen Assistenz- und Automatisierungssysteme verstehen, korrekt anwenden und deren Grenzen und die Risiken kennen», sagt Michael Gehrken, Präsident der Dachorganisation der Fahrlehrerschaft L-drive Schweiz gegenüber dem «Blick».

Diese Neuerung bedeute auch eine Veränderung in der Theorie- und Praxisprüfung. In der Theorieprüfung werde neu überprüft, ob die Kandidat:innen zwischen Fahrerassistenzsystemen und Automatisierungssystemen unterscheiden können. So müssen sie die drei Auswirkungen der Systeme verstehen, erklärt Gehrken: «informierend und warnend», «kontinuierlich unterstützend» und «temporär eingreifend».

Praktische Prüfung: Fahrerassistenzsysteme kennen und anwenden

Auch bei der praktischen Prüfung gibt es Anpassungen. So müssen die Junglenker:innen unter anderem die im Prüfungsfahrzeug verbauten Fahrerassistenzsysteme kennen, diese anwenden können und deren Grenzen und Risiken kennen und verstehen.

Diese Neuerungen erfordern Anpassungen in der Ausbildung und den Lehrplänen für Lernfahrende und Fahrschulen. Fahrlehrer werden ihre Fahrschüler künftig gezielt auf den Umgang mit den gängigsten Fahrerassistenzsystemen vorbereiten müssen.

Kritik an Assistenzsystemen: Ablenkung und Nervfaktor

Im Netz sind die wenigsten von dieser Änderung erfreut. Denn für viele sind die Assistenten unnütz und nur eine Ablenkung. «Wer kein neues Auto gekauft hat, der weiss auch nicht, was dies für nervige Assistenten sind! Ich stelle alle sofort ab, weil sie unbrauchbar und eben nervig sind», schreibt ein User.

Jemand anderes betont: «Diese nervenden Assistenten sind der Grund, warum ich kein neues Auto mehr kaufe.» Jemand anderes fügt hinzu: «Die Assistenzsysteme führen zur Ablenkung vom Verkehr.»

Fahrausbildung im Wandel

Roger Schreiber, Fahrlehrer der Fahrschule Schreiber in Gelterkinden, erklärt gegenüber Baseljetzt, dass diese Änderung abzusehen war. «Man muss mit der Zeit gehen. Neue Autos haben nun mal diese Fahrassistenzsysteme.» Er sei unter anderem auch auf Elektroautos umgestiegen, denn man müsse mit der Entwicklung Schritt halten.

Was sich in den Fahrstunden konkret ändern wird, sei zurzeit schwierig zu beantworten. Denn momentan warte Schreiber auf genauere Anweisungen von der Prüfstation. Für ihn persönlich werde es aber keine grösseren Änderungen geben, weil er bereits jetzt seine Fahrschüler:innen über die neuste Technik aufkläre. «Ich zeige ihnen zum Beispiel, wie man mit dem Tempomaten umgeht und wie man mit dem Parkpiloten parkiert. Bis jetzt war es freiwillig, ab dem 1. Juli gehört es dazu», so Schreiber.

Neu werde er den Fahrschüler:innen das Wissen in ausgewählten Bereichen weitergeben, sodass die Lernenden optimal für die Prüfungen vorbereitet seien. Allenfalls hat dies aber zur Folge, dass die Lernenden die ein oder andere zusätzliche Lektion absolvieren müssen. Die heutige Generation verstehe aber viel von der Technik, deshalb werde dies kein grösseres Problem sein, erklärt Schreiber.

Weiterbildungen für Fahrlehrer erforderlich

Ähnlicher Meinung ist Thomas Kalt von der Fahrschule Dinifahrschuel. Auch er findet, dass man mit der Zeit gehen müsse und diese Neuerung sehr wichtig sei. Aus diesem Grund sei es die logische Konsequenz, dass man in diesem Bereich die Kompetenzen erweitern müsse. «Leider sind die meisten Fahrlehrer gar nicht in der Lage, dies umzusetzen, da es bisher keine Weiterbildungen dafür gab. Zudem wurden wir erst jetzt über die Presse darüber informiert», erklärt Kalt. Die Umsetzung könne herausfordernd werden. Denn nicht alle Fahrlehrer würden über die gleiche Anzahl an Fahrerassistenzsystemen verfügen. Nähere Informationen hätte Kalt aber noch nicht erhalten.

Bereits jetzt setze man aber Fahrerassistenzsysteme während den Fahrstunden ein. Zum Beispiel der adaptive Tempomat, der Einparkassistent und den Notbremsassistenten.

Ergänzend betont Kalt, dass man sich dieser Herausforderung stellen und intensiv mit dem Thema auseinandersetzen müsse. Dafür benötige man viel Zeit, die er aber gerne investieren würde. Dafür müsse man aber auch speziell dafür geschult werden. «Es ist für mich ein grosses Versäumnis derjenigen, die diese Ausbildungsteile einführen, dass sie die Herausforderungen in der Praxis nicht ausreichend berücksichtigen. Viele Fahrschulen werden dies daher nicht umsetzen, was langfristig zu einem Kompetenzverlust bei den Fahrlehrern führen wird», so Kalt.

Keine höheren Prüfungsanforderungen

Auch Rolf Müller, Bereichsleiter Führerprüfungen der Motorfahrzeug-Prüfstation beider Basel befürworte die Änderung, denn sie würde die Sicherheit und den Komfort im Strassenverkehr erheblich erhöhen.

Lernende können beruhigt sein. Die Prüfung werde durch die Änderungen nicht anspruchsvoller, so Müller. Anhand der praktischen Führerprüfung entscheide der Verkehrsexperte über den Einsatz der Fahrerassistenzsysteme, die aktiviert oder deaktiviert werden. Der Umfang und die Fahrzeiten der Prüfungsfahrten würden bestehen bleiben. «Greift während der Fahrt ein Fahrerassistenzsystem aktiv ein, da die Kandidatin oder der Kandidat eine falsche Verhaltensweise einzuleiten versucht oder eine notwendige Handlung unterlässt, so sind diese Aktivitäten analog eines Eingriffs der Verkehrsexpertin oder des Verkehrsexperten zu werten», erklärt Müller.

Fahrschulen werden bis Mitte April informiert

Die Fahrschulen würden von der Motorfahrzeug-Prüfstation beider Basel Mitte April 2025 informiert werden, damit die Fahrschüler:innen bis zum 1. Juli 2025 durch die Fahrschulen entsprechend geschult werden können.

Bereits heute könne man sich auf Smartrider einen Überblick über die aktuellen Fahrassistenzsysteme verschaffen und sich damit vertraut machen.





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Kommentare

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29.03.2025 14:31

TomGrau

ich wäre ja schon froh wenn ein ganz normalen verkehrsregeln gelernt würden. reissverschluss erst ganz am Ende einfädeln und nicht am Anfang, auf der Autobahn nicht in der mittleren Spur einschlafen wenn rechts alles frei ist und so weiter..

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30.03.2025 07:19

pserratore

Genau 👍

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