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Robert Develey
Fasnacht

Ältester Laternenmaler hört auf: «Für mich geht etwas verloren»

21.02.2024 12:46 - update 22.02.2024 16:41
David Frische

David Frische

Mit 95 Jahren und rund 35 grossen Werken ist Robert Develey Basels ältester Laternenmaler. Nach 57 Jahren hängt der gebürtige Waadtländer den Pinsel an den Nagel. Für ihn kein einfacher Moment.

Das Malen hat er sich als kleiner Bub selbst beigebracht. Die erste Laterne kreierte er spontan für seine eigene Clique. Als Robert Develey 1966 bei den Revoluzzern einstieg und pfeifen lernte, begann eine der grössten Karrieren in der Geschichte der Basler Laternenmaler. Aus Develeys Hand (bzw. Pinsel) stammen rund 35 grosse Laternen, fast 160 Kopf- und «diverse Steckenlaternen», wie er selbst sagt.

Develey ist heute 95 Jahre alt. Das Malen von Laternen, ob grosse oder Kopf- und Steckenladäärnli, war über 50 Jahre lang ein fester Bestandteil seines Lebens. Jetzt hört Develey auf. Seine Sehkraft lasse nach, erklärt er. Es sei nicht einfach, das zu akzeptieren:

Alles fing mit Kriegsbildern an

Drei Monate vor der Fasnacht griff der gebürtige Waadtländer jeweils zum Pinsel und fing mit dem Laternenmalen für die Revoluzzer an. Alles während der Freizeit. Eigentlich war Develey ist von Beruf Hals-Nasen-Ohren-Arzt. «Zum Teil habe ich bis 3 Uhr morgens im Keller gearbeitet», sagt Develey. Während der langen Tage und Nächte lief jeweils andalusische Musik ab Kassette. «Das inspirierte mich», erinnert sich Develey mit leuchtenden Augen. Die Musik holte er jeweils nur für diese kreative Zeit vor der Fasnacht aus der Schublade.

Stift und Pinsel nahm Develey bereits in der frühen Kindheit in die Hand. Er malte lauter Bilder von Kriegsszenen – inspiriert durch die Zeit des Zweiten Weltkriegs, in der er aufwuchs:

«Fasnacht muss anonym sein!»

Develey ist 1930 in Lausanne geboren, fünf Jahre später kam er nach Basel. Die Fasnacht ist einer der Gründe, weshalb er der Stadt bis heute treu geblieben ist. Sie ist für ihn Sinnbild von Kreativität. Zurückhaltende Menschen, «die sonst eher hinten im Stübli sitzen, können sich an der Fasnacht in Szene setzen», erzählt Develey. Sei es mit Dichten, Nähen – oder eben Malen. Deshalb ist die Basler Fasnacht für ihn eine «wunderbare, auf der Welt einzigartige Institution».

Wenn Develey den Pinsel an den Nagel hängt, verliert die Fasnacht einen traditionellen Laternenkünstler. Tradition ist dem 95-Jährigen wichtig. Laternen müssten weiterhin von Hand gemalt werden. Und ihre Schöpfer anonym bleiben. «Fasnacht muss anonym sein!», sagt Develey mit Überzeugung, als wir ihn im Rollerhof am Müsterplatz zum Interview treffen.

Die Laterne der Revoluzzer aus dem Jahr 2020 war die letzte aus Robert Develeys Hand. Zu sehen ist sie aber jetzt, an der Fasnacht 2024. Nach der Absage der Fasnacht wegen Corona hingen die Revoluzzer die Laterne im Restaurant Schnabel auf. Für die diesjährigen drey scheenschte Dääg gab Develey der Laterne den letzten Anstrich. Develey hat seine Laterne auf dem Münsterplatz noch einmal besucht (siehe oberstes Video).

Die eigenen Werke an der Fasnacht auf der Gasse zu sehen, sei für den Altmeister übrigens nichts Spezielles. «Nächstes Jahr ist ja auch wieder Fasnacht», meint er vielsagend. Besonders sei für ihn der kreative Prozess davor:

Auch wenn dieses Jahr nach rund 35 grossen Laternen, an der Fasnacht Develeys letzte Laterne zu sehen ist, ganz kann er den Pinsel nicht zur Seite legen: «Kopfladäärnli kann ich noch machen», sagt er mit Freude.

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