«Ära des globalen Kochens»: Juli wohl heissester Monat seit Jahrtausenden
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«Ära des globalen Kochens»: Juli wohl heissester Monat seit Jahrtausenden

27.07.2023 16:24 - update 27.07.2023 16:38

Baseljetzt

Wenn es in den nächsten Tagen keine «Mini-Eiszeit» gibt, dann wird der Juli global gesehen der heisseste Monat seit Jahrtausenden. Das berichten Klimawissenschaftler der Weltwetterorganisation.

Der diesjährige Juli dürfte wahrscheinlich der bislang heisseste Monat seit Tausenden von Jahren sein. Das berichteten Klimawissenschaftler der Weltwetterorganisation (WMO) und des Klimawandeldienstes des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus am Donnerstag in Genf. Sie haben Daten bis zum 23. Juli ausgewertet.

«Ära des globalen Kochens»

«Die Welt sitzt auf einem heissen Stuhl», sagte UN-Generalsekretär António Guterres. «Wir müssen nicht bis Ende des Monats warten, um das genau zu wissen. Wenn es in den nächsten Tagen keine Mini-Eiszeit gibt, wird der Juli alle Rekorde brechen.»

Klar ist schon: Die drei Wochen Anfang Juli waren der wärmste jemals gemessene Dreiwochenblock. 2023 könnte den bisherigen Rekord von 2016 als heissestes Jahr brechen, sagte Chris Hewitt, Direktor für Klimadienstleistungen bei der WMO.

Der heisseste einzelne Tag war nach diesen Angaben der 6. Juli, mit einer globalen Durchschnittstemperatur von 17,08 Grad, dicht gefolgt vom 5. und 7. Juli. Der vorherige Rekord stammte vom 13. August 2016 mit einem Wert von 16,8 Grad. Dieser Rekord wurde in diesem Jahr an mindestens 17 Juli-Tagen übertroffen.

«Die Ära der globalen Erwärmung ist vorüber. Die Ära des globalen Kochens ist angebrochen», sagte Guterres. Er rief Politiker auf, umgehend drastische Schritte zur Eindämmung des Klimawandels zu beschliessen.

Direkte und indirekte Daten

Copernicus bezieht sich zwar auf konkrete Messdaten unter anderem von Wetterstationen und Satelliten, die nur bis 1940 zurückreichen. Das sagte Carlos Buontempo, Copernicus-Direktor beim Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF).

Die Klimaforschung, die das historische Klima aus indirekten Beobachtungen wie etwa Baumringen oder Luftblasen in Gletschern rekonstruiert, lege aber nahe, dass die Juli-Temperaturen beispiellos seit Tausenden von Jahren seien.

Die Erderwärmung durch den menschengemachten Klimawandel schreitet seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts langsam voran. Sie hat sich seit den 1980er Jahren sehr stark beschleunigt.

Zwar war das Wetter in Deutschland und Nordeuropa in diesem Juli gefühlt weniger warm als in anderen Sommern, aber im globalen Durchschnitt waren Hitzewellen in Nordamerika, Asien und Südeuropa ausschlaggebend. Ebenso habe dazu die hohe Wassertemperatur der Ozeane zu dem besonders warmen Juli beigetragen, berichtete die WMO.

In den ersten 23 Juli-Tagen lag die globale Durchschnittstemperatur nach diesen Angaben bei 16,95 Grad. Bislang war nach den europäischen Berechnungen der Gesamt-Juli 2019 mit 16,63 Grad der heisseste.

Die US-Klimabehörde NOAA nennt den Juli 2021 als heissesten Monat. Der Unterschied könne damit erklärt werden, dass die NOAA-Berechnungen grosse Teile der Polarregionen nicht einrechneten, teilte Copernicus mit.

Nun kommt das heisseste Jahr

Die WMO geht mit 98-prozentiger Sicherheit davon aus, dass eines der nächsten fünf Jahre das heisseste je gemessene sein wird. Das bisherige Rekordjahr ist 2016 schlug mit einer globalen Durchschnittstemperatur von rund 1,3 Grad über dem vorindustriellen Niveau (1850-1900) zu Buche.

Die WMO geht mit 66-prozentiger Wahrscheinlichkeit davon aus, dass in mindestens einem der nächsten fünf Jahre die globale Durchschnittstemperatur den Wert von 1,5 Grad überschreitet. «Dies bedeutet nicht, dass wir das im Pariser Abkommen festgelegte Niveau von 1,5 Grad dauerhaft überschreiten werden», betonte die WMO. «Das bezieht sich auf eine langfristige Erwärmung über viele Jahre hinweg.»

Der Juli folgte auf einen Juni, der bereits so heiss war wie kein anderer Juni. «Menschengemachte Emissionen sind letztlich der Hauptgrund für die ansteigenden Temperaturen», sagte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo. «Eine Reduzierung der Treibhausgase ist dringender als je zuvor», sagte WMO-Chef Petteri Taalas. «Klimamassnahmen sind kein Luxus, sondern ein Muss.» (sda/fra)

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