Die Hitzewellen im 21. Jahrhundert in der Schweiz und Europa
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Klimawandel
International

Die Hitzewellen im 21. Jahrhundert in der Schweiz und Europa

19.07.2023 09:56 - update 19.07.2023 09:59

Baseljetzt

Wie in der Schweiz ächzen derzeit weite Teile Europas unter Hitzewellen. Solche Phasen extrem hoher Temperaturen haben in den vergangenen Jahren im Zuge des globalen Klimawandels deutlich zugenommen.

Laut der Weltmeteorologieorganisation (WMO) ist Europa die Erdregion, die sich «am schnellsten erwärmt». Ein Überblick über die schwersten Hitzewellen in Europa im 21. Jahrhundert:

2022

Mitte Juni trifft ein vorzeitiger extremer Hitzeeinbruch den Süden und das Zentrum Europas. In der Schweiz werden mehrere lokale und nationale Temperaturrekorde geknackt.

Im Juli zieht vom Westen her eine neue Hitzewelle heran, die insbesondere Spanien und Frankreich trifft. Dort brechen verheerende Waldbrände aus. In Grossbritannien wird erstmals die 40-Grad-Marke überschritten.

Nach Angaben des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus ist der Sommer 2022 der heisseste Sommer in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Laut einer Anfang Juli veröffentlichten Studie gab es mehr als 61’000 Hitzetote in Europa.

2021

Von Ende Juli bis Anfang August herrscht in Griechenland eine intensive Hitze mit Höchsttemperaturen von fast 45 Grad. Die Regierung in Athen spricht von der «schlimmsten Hitzewelle seit 1987».

Vom 11. bis 16. August steigen die Temperaturen in den südspanischen Regionen Andalusien und Murcia auf mehr als 45 Grad.

2019

Im Sommer 2019 gibt es zwei Hitzewellen: Ende Juni und in der zweiten Julihälfte.

2018

In der zweiten Julihälfte und Anfang August herrschen in Europa hohe Temperaturen und starke Trockenheit. Der Pegelstand der Donau etwa sinkt auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Messungen.

2017

Von Ende Juni bis zur ersten Augusthälfte leidet Europa unter mehreren Hitzewellen, insbesondere der Süden des Kontinents. In Spanien wird die Höchsttemperatur am 13. Juli in Córdoba gemessen: 46,9 Grad.

2015

Europa leidet ab Ende Juni an einer Reihe vorzeitiger Hitzewellen. In England werden Anfang Juli 36,7 Grad gemessen. In der Schweiz wird am 7. Juli der absolute Hitzerekord für die Alpennordseite in Genf erreicht – er beträgt 39,7 Grad.

2007

Zentral- und Südeuropa haben von Ende Juni bis Ende Juli mit einer langen heissen und trockenen Phase zu kämpfen. In Ungarn werden mehr als 500 Hitzetote gemeldet. In Italien, dem damaligen Mazedonien und Serbien brechen zahlreiche Waldbrände aus.

2003

In der ersten Augusthälfte leidet Westeuropa unter einer heftigen Hitzewelle, insbesondere Frankreich, Italien, Spanien und Portugal. Im südportugiesischen Amareleja werden am 1. August 47,3 Grad gemessen.

Auch die Schweiz leidet im Sommer 2003 unter extremer Hitze. Die Temperaturen bleiben ab 1. August während zwölf aufeinanderfolgenden Tagen über 33 Grad. In Grono GR am südlichen Eingang zum Misox wird der Allzeit-Höchstwert von 41,5 Grad gemessen.

Wissenschaftlichen Studien zufolge starben im Sommer 2003 in 16 europäischen Ländern etwa 70’000 Menschen mehr als in diesem Zeitraum üblich. Die meisten Todesopfer gab es demnach in Frankreich und Italien.

Hitzewellen stellen den menschlichen Organismus auf eine harte Probe. Was bei Hitze im Körper passiert und welche Massnahmen schützen:

Welche unmittelbare Wirkung hat Hitze auf den Organismus?

Sobald die Temperaturen steigen, versucht der menschliche Körper seine Temperatur bei um die 37 Grad stabil zu halten. Dazu aktiviert er verschiedene Mechanismen wie das Weiten der Blutgefässe in der Haut sowie Schwitzen. Durch die Weitung der Blutgefässe wird Hitze auf der Körperoberfläche freigesetzt. Schweiss hilft durch die Verdunstungskühlung, die Haut abzukühlen.

Welche Gesundheitsrisiken birgt Hitze?

Es kann passieren, dass die Mechanismen zur Wärmeregulierung überlastet sind. Dann treten Symptome wie Erschöpfung, Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Fieber auf. Manchmal sind solche Beschwerden Symptome gravierenderer gesundheitlicher Probleme. Dazu zählen Sonnenstiche durch zu langen Aufenthalt in der Sonne oder Dehydrierung, bei der dem Gewebe übermässig stark Flüssigkeit entzogen wird.

Am gefährlichsten ist ein Hitzschlag, der sogar zum Tod führen kann. Es handelt sich dabei um eine gefährliche Überhitzung, bei der die Körpertemperatur auf über 40 Grad steigt.

Welche Menschen sind besonders gefährdet?

Besonders gefährlich ist die Hitze für Heranwachsende, insbesondere für Kinder unter fünf Jahren. Auch bei chronisch Kranken besteht ein höheres Risiko, da ihr Körper sich nicht so gut an extreme Bedingungen anpassen kann.

Eine weitere Risikogruppe sind ältere Menschen. Mit dem Alter nimmt die Zahl der Schweissdrüsen in der Haut ab, so dass ältere Menschen Hitze weniger gut durch Schwitzen kompensieren können.

Bei Hitzewellen werden Schweissdrüsen permanent zur Produktion von Schweiss angeregt. Nach einigen Tagen versiegen die Schweissdrüsen aber vorerst, in der Folge geht die Schweissproduktion zurück. Dadurch steigt die Körperkerntemperatur. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass durch den Hitzestress der Energiebedarf erhöht ist und die Kapazitäten eines älteren Menschen übersteigt.

Welche Lebensbedingungen machen Hitze noch gefährlicher?

Manche Menschen sind auch aufgrund ihrer Lebensbedingungen gefährdeter. In dicht besiedelten Städten ist die Hitzebelastung grösser als auf dem Land, insbesondere in schlecht isolierten Gebäuden oder Dachwohnungen. Ausserdem kommt in Grossstädten mitunter noch Luftverschmutzung zur Hitze hinzu.

Von der Hitze stark betroffen sind zudem Menschen, die im Freien arbeiten, wie etwa Bauarbeiter. Und auch Obdachlose leiden besonders stark, weil sie oft keinen kühlen Rückzugsort haben.

Welche Schutzvorkehrungen werden empfohlen?

Bei hohen Aussentemperaturen ist es wichtig, viel zu trinken und sich möglichst viel in kühlen Räumen aufzuhalten. Gesundheitsbehörden warnen insbesondere davor, das Haus in den besonders heissen Mittagsstunden zu verlassen. Sie raten dazu, die Wohnung etwa durch Verdunkelung kühl zu halten. Wem zu Hause die Decke auf den Kopf fällt, der sollte in klimatisierten Räumen wie Museen, Bibliotheken, Kinos oder Einkaufszentren nach Abwechslung suchen. Von körperlicher Anstrengung oder gar Sport im Freien wird abgeraten.

Gesundheitsexperten raten ausserdem dazu, regelmässig zu trinken, und das nicht erst, wenn man Durst verspürt. Alkoholkonsum ist bei Hitze nicht zu empfehlen. Hingegen sollte darauf geachtet werden, ausreichend zu essen.

Älteren Menschen wird empfohlen, sich regelmässig bei Angehörigen zu melden und nicht zu zögern, andere um Hilfe zu bitten. (sda/mei)

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