Als einer der ersten Kantone: Basel setzte 1932 ein kantonales AHV-Konzept um
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Basel-Stadt

Als einer der ersten Kantone: Basel setzte 1932 ein kantonales AHV-Konzept um

02.03.2024 17:25 - update 03.03.2024 14:12
Lea Meister

Lea Meister

Basel-Stadt war einer der drei Kantone, die schon vor der schweizweiten Lösung ein kantonales AHV-Konzept hatten. Die Einkommenshöhe war dabei nicht relevant. Das Geschlecht hingegen schon.

Am Sonntag wird klar, ob Schweizerinnen und Schweizer Ja gesagt haben zu einer 13. AHV-Rente und zur Renteninitiative. Die Altersvorsorge ist ein Thema, welches stark polarisiert. Je älter die Durchschnittsbevölkerung wird, desto heikler steht es um die AHV.

Wusstest du, dass der Kanton Basel-Stadt als einer der ersten Kantone ein AHV-Konzept hatte? Nach dem Kanton Glarus im Jahr 1916 und dem Kanton Appenzell Ausserrhoden im Jahr 1925 war Basel-Stadt der dritte Kanton, der im Jahr 1932 eine kantonale AHV-Lösung einführte. Zum Vergleich: Am 6. Juli 1947 wurde das
Bundesgesetz über die Alters- und Hinterlassenenversicherung im zweiten Anlauf vom Volk deutlich angenommen und auf den 1. Januar 1948 schweizweit in Kraft gesetzt. Die Verfassungsgrundlage für die AHV wurde bereits 1925 geschaffen.

Beiträge aufgrund des Geschlechts

Was auf eidgenössischer Ebene 1931 vor dem Volk gescheitert war, wurde zuerst auch in Basel abgelehnt – am 6. Dezember 1931 sagten die Stimmberechtigten (also alle männlichen Basler…) mit 60 Prozent Nein zu einer kantonalen Lösung. Sieben Monate später wurde in Basel dann aber ein kantonales AHV-Konzept umgesetzt.

Zeittafel der Geschichte der AHV

1883 Bismarck führt die Sozialversicherungen in Deutschland ein
1890 Verfassungsgrundlage für die Kranken- und Unfallversicherung
1912 Bundesgesetz über die Kranken- und Unfallversicherung
1925 Verfassungsgrundlage für die AHV
1931 Ablehnung des ersten Bundesgesetzes über die AHV
1940 Der Bundesrat führt die Lohn- und Verdienstersatzordnung (heutige Erwerbsersatzordnung) ein
1948 Bundesgesetz über die AHV
1964 Senkung des Frauenrentenalters auf 62
1966 Einführung der Ergänzungsleistungen
1969 Erhöhung der Lohnbeitragssätze auf von 4 auf 5.2%
1973 Erhöhung der Renten um 80% und zwei Jahre später um 25% sowie Erhöhung der Beitragssätze
der Selbständigerwerbenden auf 7.8%
1975 Erhöhung der Lohnbeitragssätze auf 8.4%
1993 Verfassungsgrundlage für ein Mehrwertsteuerprozent für die AHV
1997 Individualrentensystem, Einführung der Einkommensteilung von Ehepartnern, Einführung der
Hinterlassenenrente für Witwer
1999 Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Prozentpunkt zu Gunsten der AHV
2001 Anhebung des Rentenalters für Frauen auf 63
2005 Anhebung des Rentenalters für Frauen auf 64
2010 Ablehnung der 11. AHV-Revision durch das Parlament
2016 Ablehnung der Volksinitiative „AHVplus für eine starke AHV“
2017 Ablehnung der Vorlage Reform der Altersvorsorge 2020
2020 Zusatzfinanzierung für die AHV: Erhöhung der Beitragssätze (+0,3 Prozentpunkte), Erhöhung des
Bundesbeitrags (20,2 % der Ausgaben).
2024 Erhöhung der MWST um 0,4 Prozentpunkte zugunsten der AHV
2025 Schrittweise Erhöhung des Rentenalters (neu Referenzalter) der Frauen von 64 auf 65 Jahre
2028 Vereinheitlichung des Referenzalters von Frauen und Männern bei 65 Jahren

Speziell daran war, dass das Basler System die Beiträge nicht auf Basis der Einkommensstärke der Versicherten berechnete. Stattdessen war das Geschlecht ausschlaggebend: Männer bezahlten 60 Franken pro Jahr, Frauen 50 Franken und 40 Rappen – erst 1955 wurde dieser Betrag um 10 Prozent angehoben.

Abrutschen in die Armut verhindern

Was hiess das für die ausbezahlten Renten? Männer erhielten damals 720 Franken pro Jahr, Frauen mussten sich mit 600 Franken zufrieden geben. Das damals eingerichtete Sozialwerk hatte zum Ziel, die Spanne zwischen der altersbedingten Arbeitsunfähigkeit bis zum Tod zu überbrücken. Der Zweck der AHV hat sich also bis heute nicht verändert.

Die Basler AHV sollte also älteren Menschen und Waisen eine Stütze sein und ein Abrutschen in die Armut verhindern. Im Rahmen dieses Systems gab es zudem auch staatliche Zuschüsse zugunsten der Mittellosen.

Zahlreiche Vorstösse gegen die Basler AHV

Über Jahre hinweg versuchten bürgerliche bis rechte Kreise, die Basler AHV mit Vorstössen einzuschränken oder gar abzuschaffen. Für die Leistungsbezüger wäre dies gerade in Zeiten der weltwirtschaftlichen Grossen Depression, welche die 30er-Jahre dominierte, katastrophal gewesen.

Heutzutage stellt sich vielmehr die Frage, wie die AHV reformiert werden kann, um auch zukünftigen Generationen noch unterstützend zur Verfügung stehen zu können.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Roger Jean Rebmann («Grabmacherjoggi»).

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02.03.2024 17:01

9Groeg2

By the Way: Basel-Stadt war der erste Kanton, der 1956 eine Vorversion der Invalidenversicherung kantonal eingeführt hat. Diese wurde durch die nationale Gesetzgebung 1960 abgelöst.

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