Am Pfingstturnier sind die Menschen die Stars
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Am Pfingstturnier sind die Menschen die Stars

19.05.2024 09:28 - update 25.03.2025 15:36
David Frische

David Frische

Das FCB-Dreamteam hat am Samstag zum grossen Pfingstturnier geladen. Hier geht es nicht ums Gewinnen, sondern um den Fussball und die Menschen auf und neben dem Platz. Baseljetzt stellt dir einige Stars vor.

15 Uhr, Sportanlage St. Jakob: Heftiger Regen platzt aus den Wolken über den Fussballfeldern. Innert Sekunden ist alles nass. Egal. Fussball gespielt wird trotzdem. Und wie. Ein Torjubel und Applaus ertönen auf dem einen Platz, während auf dem anderen eifrig um den Ball gekämpft wird. Das Pfingstturnier des FCB-Dreamteams ist in vollem Gang. Nass-graues Wetter hin oder her. Die Gesichter der Spieler:innen und Zuschauer:innen strahlen. Hier geht es nicht ums Gewinnen oder Verlieren. Es geht um den Spass am Spiel – und um die Menschen.

Am Pfingstturnier nehmen Teams teil, in denen Personen mit Beeinträchtigung Fussball spielen. Nebst dem Dreamteam des FC Basel sind Mannschaften aus der Region und vor allem auch aus Deutschland dabei. Baseljetzt hat das Pfingstturnier besucht. Und stellt dir einige Stars des Anlasses vor.

Dieter Bobst, Trainer FCB-Dreamteam

Er verkörpert das Dreamteam des FCB wie kaum ein Anderer: Dieter Bobst ist seit der Gründung der Mannschaft vor 27 Jahren dabei. Der 35-Jährige ist geistig beeinträchtigt. Für ihn war damals klar, dass er die Chance packen will, für das Dreamteam zu spielen.

Nach einer langen Karriere als Spieler trainiert er nun eine der drei Mannschaften des Dreamteams. «Mir gefällt es, mit der Mannschaft zusammenzuarbeiten und zu sehen, wie die Spielerinnen und Spieler lachen und Spass am Fussball haben», sagt Bobst. Obwohl er Trainer ist, kickt er auch selbst gerne noch auf dem Platz. Im Video erfährst du noch mehr über das Dreamteam-Urgestein.

Cedric Isay, Spieler FCB-Dreamteam

Cedric Isay geht fürs FCB-Dreamteam auf Torejagd. Auch wenn das Gewinnen nicht im Vordergrund steht, ist er durchaus ehrgeizig. Am liebsten spiele er im Sturmzentrum oder auf den Flügeln, sagt der 25-Jährige. Heute konnte er bislang drei Tore schiessen. Isay leidet an einer seltenen Krankheit, die unter anderem zu einer geistigen Behinderung und Epilepsie führt.

Er ist seit zwölf Jahren im Dreamteam. Sein Ziel ist, bald für die stärkste Auswahl aufzulaufen. Er arbeite noch an seinem Passspiel und am Zweikampfverhalten. «Das will ich verbessern», so Isay.

Noemi Lustenberger, Spielerin FCB-Dreamteam

Die 19-jährige Noemi Lustenberger spielt in der höchsten Auswahl des FCB-Dreamteams. Die Allschwilerin ist halbseitig gelähmt. Das Turnier geniesst sie sehr: «Es ist speziell und macht sehr viel Spass. Wir spielten gegen viele verschiedene Mannschaften. Alles in allem sehr ein toller Tag!»

Lustenberger spielt seit rund drei Jahren fürs Dreamteam und hat auch bereits einen ersten Kurs zur Trainerin absolviert. Sie kann sich durchaus vorstellen, in Zukunft an der Seitenlinie zu coachen. Der Fussball, «das Spiel und die Emotionen» begeistern sie, sagt sie strahlend.

Jörg Faller, Spieler Germania Zündorf

Am Pfingstturnier nehmen jedes Jahr mehrere Teams aus Deutschland teil. Dieses Jahr sind unter anderen Hannover 96, Viktoria Köln und Germania Zündorf dabei. Jörg Faller spielt bei Letzteren und geniesst die Reisen mit seinem Team. Am Pfingstturnier in Basel spielt er zum zweiten Mal. «Wir haben das Jahr hindurch mehrere Turniere», so der 42-jährige Verteidiger, der an den Folgen eines Schlaganfalls leidet. Kürzlich habe er mit Germania Zündorf in Belgien gespielt. Das lange Reisen sei er sich also gewohnt. «Es ist sehr schön!»

Brigitta «Mamafuma» Fumagalli, Verantwortliche FCB-Dreamteam

Ohne sie gäbe es das Pfingsttunier und wohl auch das FCB-Dreamteam nicht. Brigitta Fumagalli, in Basel liebevoll «Mamafuma» genannt, ist der Kopf von beidem. Vor 27 Jahren gründete sie zusammen mit ihrem Ehemann Silvio Fumagalli das Dreamteam. Die Idee: Auch beeinträchtigte Menschen wollen und können Fussball spielen. Nur gab es damals kaum Gelegenheiten. Die Fumagallis gründeten das Dreamteam beim BSC Old Boys, seit 2017 gehört es dem FC Basel an.

Brigitta Fumagalli ist glücklich und stolz, wenn sie am Pfingstturnier auf die Fussballplätze blickt, auf denen der Ball rollt. «Wir haben hier alles, was wir brauchen». Und doch gebe es in der Schweiz noch viel zu tun: «In Deutschland gibt es die bunte Liga, wie toll ist das denn?!», fragt die pensionierte Polizistin suggestiv. In der Schweiz haben die meisten Proficlubs noch nicht einmal eine Mannschaft für behinderte Menschen. Das müsse sich schleunigst ändern. Ein klares Ziel von Fumagalli ist, die Zahl der Teams und den Spielbetrieb hochzufahren. Deutschland zeige, was möglich sei.

Am Pfingstturnier sind die Menschen die Stars
Bild: Baseljetzt

Kurz nach 17 Uhr ertönt der Abpfiff der letzten Spiele, das Pfingstturnier geht zu Ende. Der Himmel hat aufgeklart und die Sonne zeigt sich. Alle Teilnehmenden erhalten einen kleinen goldenen Pokal, von den Spieler:innen über die Coaches bis zu den Schiedsrichter:innen. Auch wenn das Gewinnen nicht im Vordergrund steht, gehen so alle als Sieger:innen nach Hause.

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Kommentare

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19.05.2024 08:53

andreas-boesch

Danke für diesen schönen Artikel, Herr Frische

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