
«Anora» grosser Überraschungssieger der Oscars
Baseljetzt
Die Tragikkomödie «Anora» hat gleich fünf Auszeichnungen abgeräumt, darunter auch für besten Film. «The Brutalist» und «Emilia Pérez» gewinnen jeweils zwei Oscars. «September 5» geht leer aus.
Überraschung bei den Schauspielpreisen
«Anora» erzählt von einer Stripperin, die sich in den Sohn eines russischen Oligarchen verliebt. Der Film ist eine Mischung aus Romanze, Gangster-Komödie und Sozialdrama und hatte auch in Cannes gesiegt. Mikey Madison gewann den Oscar als beste Hauptdarstellerin und setzte sich damit unter anderem gegen Favoritin Demi Moore («The Substance») durch.
Drei Oscars gingen an das Drama «Der Brutalist» über einen jüdischen Architekten, der sich nach dem Holocaust ein neues Leben in den USA aufbauen will. Hauptdarsteller Adrien Brody gewann für die Rolle seinen zweiten Oscar – damit ging Timothée Chalamet, der Musiker Bob Dylan in «Like A Complete Unknown» spielte, leer aus.
Der Oscar für den besten Nebendarsteller ging an Kieran Culkin («A Real Pain»). Beste Nebendarstellerin wurde Zoe Saldaña («Emilia Pérez»), die auf der Bühne unter Tränen ihre Mutter erwähnte und daran erinnerte, dass sie selbst Kind von Einwanderern sei. Sie bekomme die Auszeichnung für eine Rolle, in der sie Spanisch singe und spreche. «Das ist für meine Grossmutter.»
Wie die Verleihung lief
Die 97. Oscars wurden in Hollywood verliehen. Eröffnet wurde die Show mit einer Hommage an die Stadt Los Angeles, in der Anfang des Jahres Brände verheerende Schäden angerichtet hatten.
Erstmals moderierte US-Comedian Conan O’Brien (61). In seiner Eröffnungsrede teilte er unter anderem gegen Schauspielerin Karla Sofía Gascón aus. Die Hauptdarstellerin des Films «Emilia Pérez» hatte sich in alten, inzwischen gelöschten Posts auf dem Portal X islamfeindlich und rassistisch geäussert. Der Musical-Thriller war mit 13 Nominierungen ins Rennen gegangen und gewann letztlich lediglich in zwei Kategorien.
Wie deutschsprachige Künstler abschnitten
Für Deutschland war das Drama «Die Saat des heiligen Feigenbaums» des in Hamburg lebenden iranischen Regisseurs Mohammad Rasoulof nominiert – der Preis in der Sparte International Feature Film ging allerdings an das Drama «Für immer hier» («I’m Still Here») über die Militärdiktatur in Brasilien.
«September 5» vom Basler Regisseur Tim Fehlbaum über das Olympia-Attentat 1972 in München, die für das beste Originaldrehbuch nominiert war, verpasste die Auszeichnung ebenfalls.
Besondere Momente
Während der Verleihung kamen mehrere Feuerwehrleute auf die Bühne, die nach den Waldbränden von O’Brien als Helden gewürdigt wurden. Hollywoodstar Morgan Freeman erinnerte an Schauspieler Gene Hackman, der mit seiner Ehefrau Betsy tot in seinem Anwesen aufgefunden worden war.
Während der Show gab es eine Hommage an die «James Bond»-Filme. Die langjährigen Bond-Produzenten Barbara Broccoli und Michael G. Wilson gaben zuletzt die kreative Kontrolle über das Franchise an Amazon ab.
Ben Stiller sorgte für die lustigste Präsentation des Abends.
Auf dem roten Teppich revanchierte sich Hollywoodstar Halle Berry auf überraschende Weise mehr als 20 Jahre nach einem stürmischen Kuss von Brody und küsste ihn auf den Mund.
Politische Statements
In mehreren Momenten wurde es politisch. Ein Oscar ging an den Dokumentarfilm «No Other Land» eines palästinensisch-israelischen Teams, der von der Räumung palästinensischer Dörfer im Westjordanland erzählt. Der Film war auch bei der Berlinale 2024 ausgezeichnet worden. Den Filmemachern wurde damals nach der Verleihung eine einseitige Positionierung im Nahost-Konflikt und teils auch Antisemitismus vorgeworfen.
Die Regisseure nutzten die Bühne in Los Angeles, um auf die Situation in ihrer Region hinzuweisen. «»No Other Land» spiegelt die harte Realität wider, die wir seit Jahrzehnten ertragen und gegen die wir uns immer noch wehren», sagte der palästinensische Filmemacher Basel Adra, «während wir die Welt auffordern, ernsthafte Massnahmen zu ergreifen, um die Ungerechtigkeit zu beenden und die ethnische Säuberung des palästinensischen Volkes zu stoppen.»
Schauspielerin Daryl Hannah erinnerte auf der Bühne an die Ukraine, die sich seit drei Jahren gegen einen Angriffskrieg Russlands verteidigt. Zuletzt hatte es im Weissen Haus einen beispiellosen Eklat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gegeben.
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Thomy
Gratulation
spalen
die himbeeren sind für mich eher aussagekräftig