Bald nur noch auf Voranmeldung durch den Gotthard?
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Ferien-Stau
Schweiz

Bald nur noch auf Voranmeldung durch den Gotthard?

20.04.2023 09:04 - update 20.04.2023 15:09
Aliena Müller

Aliena Müller

Jedes Jahr zur Ferienzeit staut sich vor dem Gotthard eine Blechlawine. Dem Kanton Uri reichts: Eine Standesinitiative fordert nun ein Buchungssystem für den Tunnel.

Kilometerlange Staus vor dem Gotthard Richtung Süden gehören zum Ferienbeginn wie das Kofferpacken. An Ostern knackte die Autoschlange beinahe erneut die 20 Kilometer-Marke. Die verstopften Strassen sorgen aber nicht nur bei den wartenden Autofahrer:innen für rote Köpfe. Der Landrat des Kanton Uri hat mit Einstimmigkeit eine Standesinitiative beschlossen, welche den Tunnel nur noch auf Voranmeldung passierbar machen würde. Dies berichtete «20 Minuten» am Donnerstag.

Die Initiative liegt nun zur Prüfung bei den eidgenössischen Räten, das Parlament wolle aber nicht abwarten. So erklärt der Präsident der Verkehrskommission und SP-Nationalrat Jon Pult gegenüber dem Medium, dass die SP diese Idee befürworte. In Zusammenarbeit mit dem Urner Mitte-Nationalrat Simon Stadler befasst sich der Präsident des Vereins Alpen-Initiative mit einem solchen Buchungssystem für verschiedene Tunnel in der Schweiz. Man werde im Sommer Vorstösse lancieren.

Urner:innen haben die Nase voll

Der Stau habe einen massgeblichen Einfluss auf die Bevölkerung im Urner Oberland, wie Stadler gegenüber «20 Minuten» erzählt. Arbeitswege würden durch die Verkehrsverstopfung beinahe vervierfacht. Vor allem wenn bei langen Staus auf die Kantonsstrassen ausgewichen werde, sei die Auswirkung auf die Bevölkerung stark. Dies führe auch zu einem Sicherheitsproblem, denn so könnten auch Rettungsfahrzeuge im Ernstfall nicht mehr ungehindert in die Dörfer ausrücken. Dies führt zu Wut bei den Einwohner:innen: «Als es das letzte Mal Stau gab, gingen in Wassen die Leute auf die Strasse und überquerten etwa hundert Mal den Fussgängerstreifen, um den Autofahrern zu zeigen: Wir haben die Nase voll», so Stadler im Interview mit dem Onlineportal.

Die einstimmige Entscheidung des Landrates setze ein starkes Zeichen. Eine so geschlossene Anfrage sei selten.

«Freie Fahrt für freie Bürger»

Die Rückmeldungen sind aber nicht so einstimmig positiv: Der Berner SVP-Nationalrat Erich Hess findet starke Worte gegenüber «20 Minuten» und erklärt, ein Voranmeldesystem sei «absoluter Blödsinn», er fordere «freie Fahrt für freie Bürger».

Schweizer Bürger:innen seien ja schliesslich diejenigen, welche die Strassen finanzieren. Für die Nutzung dann Reservierungen zu fordern widerspreche der schweizerischen Verkehrspolitik in ihrem Fundament. Hess’ Lösung für das Verkehrsproblem, welches seiner Ansicht nach nicht auf den Gotthard beschränkt sei, sei eine sechsspurige Autobahn. Man müsse sich an die wachsende Bevölkerung anpassen.

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