
«Basel, kolonial»: Wenn die Provenienzforschung öffentlich wird
Michael Kempf
Das Museum der Kulturen möchte die Provenienzforschung einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Mit der Reihe «Vor aller Augen» möchte das Museum Einblicke in seine Forschungsprojekte geben.
Die sechsarmige chinesische Götterstatue, das thailändische Schutzhäuschen und die Fellschuhe aus dem Kaukasus haben eines gemeinsam: Sie sind alle in einem dafür umgestellten Ausstellungsraum zu sehen. Bei allen stellt sich die Frage, wie sie einst in Basler Hände gelangten.
Bei den meisten dieser Objekte, wie etwa bei dem Opferschreinhäuschen aus Thailand, ist der Vermerk «mitgenommen» zu finden. Wie freiwillig dieses «Mitnehmen» zum Teil vonstattenging, ist Teil der Forschungsarbeit.
Das sechsköpfige Team um die Provenienzforscherin Silvia Greber untersucht zahlreiche Gegenstände aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Dabei stützt es sich auf interne Quellen wie Karteikarten, Eingangsbücher, Jahresberichte und Korrespondenzen. Das reicht jedoch nicht immer aus. Daher sucht das Museum auch den Austausch mit Menschen aus den Herkunftsländern.
Objekte aus der Basler Missionarszeit
In der Sammlung befinden sich auch Objekte, die im Rahmen der Basler Missionarsarbeit mitgebracht wurden. Ein Beispiel ist ein gefülltes Horn aus Kamerun, das eine rituelle Bedeutung hat. Laut der Provenienzforscherin Isabella Bozsa wurde es von einem Basler Missionar aus der damals deutschen Kolonie mitgebracht. Solche rituellen Symbole nichtchristlicher Religionen waren den Missionaren ein Dorn im Auge.

Laut der Provenienzforscherin ist es bei solchen Sammlungsstücken teilweise schwierig, die eigentlichen Besitzer zu ermitteln, da die Berichte aus jener Zeit aus missionarischer und kolonialer Perspektive verfasst wurden. Umso wichtiger sind daher auch solche Austauschgespräche, wie sie im letzten Jahr mit einer Delegation aus Kamerun in Basel stattfanden.
«Das ist keine Ausstellung»
Bei «Basel, kolonial» handelt es sich jedoch nicht um eine klassische Museumsausstellung. «Das ist keine Ausstellung», betont Museumsdirektorin Anna Schmid gegenüber Baseljetzt. Vielmehr wollen die Verantwortlichen die Provenienzforschung der Bevölkerung öffentlich zugänglich machen. Ebenso sollen die Besucher:innen mit den Fachleuten direkt bei der Arbeit ins Gespräch kommen.
Für den Zeitraum von 2023 bis 2026 hat der Kanton jeweils jährlich eine Million Franken für die Provenienzforschung in allen staatlichen Museen bereitgestellt. Mit diesem öffentlichen Projekt will das Museum der Kulturen mehr Transparenz für die Provenienzforschung gegenüber der Bevölkerung schaffen. Das Projekt «Basel, kolonial» läuft noch bis zum 31. August.
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Hoschi
Das ist ein interessanter Artikel und es ist nötig, die Leute darüber zu informieren.
Hampe56
gestohlene Kulturgegenstände gehören zurückgegeben