
Baselbieter Zivilschutz kämpft mit Personalnot: «Die Einsatzbereitschaft ist gefährdet»
Leonie Fricker
Das Baselbiet kämpft seit Jahren mit Personalnot im Zivilschutz. Die geplante Anhebung des Dienstalters bringt kurzfristig aber keine Entlastung. Im Ernstfall hat das Folgen für die Einsatzbereitschaft.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Zivilschutzbestände im Baselbiet sinken, die Einsatzbereitschaft ist gefährdet.
- Eine Massnahme des Bundes entlastet kaum, und wird seine Wirkung wohl erst in rund 10 Jahren entfalten.
- Zivildienstleistende könnten künftig den Zivilschutz unterstützen, um Personalengpässe zu verringern.
Dem Zivilschutz im Baselbiet geht seit Jahren das Personal aus. Ein schweizweites Problem, weshalb der Bund beschlossen hat, ab 2026 die Zivilschutzpflicht bis zum 40. Altersjahr anzuheben. Laut Michael Feller, Hauptabteilungsleiter Ausbildung beim Amt für Militär und Bevölkerungsschutz Basel-Landschaft, gibt es dennoch kein Aufatmen. «Wir spüren die Auswirkungen dieser Massnahme wohl erst in rund zehn Jahren», so Feller. Der Grund: Von der neuen Regelung betroffen sind lediglich Männer oder freiwillige Frauen mit Jahrgang 1999 oder jünger. An der aktuell schwierigen Personalsituation ändert sich damit also praktisch nichts.
Direkte Folgen für Mensch, Tier und Natur
Wie angespannt die Lage im Kanton Basel-Landschaft wirklich ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Den Soll-Bestand von rund 3000 Angehörigen des Zivilschutzes (AdZS) erreichte der Kanton zuletzt 2020. Seither sinken die Bestände kontinuierlich. Nächstes Jahr dürfte sich der Bestand von aktuell knapp über 2100 Angehörige gar auf 1000 halbieren.

Das hat direkte Folgen für die Einsatzbereitschaft, erklärt Feller. Das Leistungsprofil Zivilschutz Baselland verlangt, dass eine Standard-Kompanie aus 203 AdZS besteht. «Wenn aber nur noch 60 Personen im Bestand sind, rücken im Ereignisfall vielleicht 25 Prozent innert einer Stunde ein. Das sind 15 Personen. Das reicht nicht aus, um die geforderte Leistung zu erbringen», rechnet Feller vor. Im Ernstfall habe das konkrete Folgen für Mensch, Tier und Umwelt.
Regionale Kompanien spannen zusammen
Kurzfristig setzte der Kanton in den letzten Jahren deshalb vor allem auf strukturelle Veränderungen. In mehreren Baselbieter Regionen haben sich Zivilschutzorganisationen zusammengeschlossen oder kooperieren enger, um Ressourcen zu bündeln. Jüngster Zusammenschluss ist die Zivilschutzorganisation «Rhein», bei der Augst, Muttenz, Pratteln und Birsfelden zusammenarbeiten.
Solche Fusionen bringen einige Vorteile mit sich, sagt Cyrill Brügger, Kommandant der neuen Organisation «Rhein». So kenne der Kader das gesamte Einsatzgebiet und nicht nur einzelne Gebiete. Vor allem aber könnten die personellen Ressourcen dadurch bestmöglich genutzt werden: «So können wir für unsere Partnerorganisationen da sein und gemeinsam in den Einsatz gehen», so Brügger.
Zivildienstler könnten Entlastung bringen
Langfristig dürfte eine Vorlage des Bundesrats bei der Personalnot Entlastung bringen. Diese befindet sich derzeit in der Vernehmlassung und sieht vor, dass Zivildienstleistende einen Teil ihres Dienstes im Zivilschutz leisten. Die Kantone können dann in einem ersten Schritt ihren Unterbestand melden und diesen mit Zivilschützern aus anderen Kantonen decken. Ist dies nicht machbar, kommen Zivildienstler zum Einsatz. «Wir rechnen damit, dass wir ab 2027 die ersten Zivildienstleistenden bei uns in der Ausbildung begrüssen dürfen», so Feller.
In Aussicht steht ausserdem eine noch grössere Änderung: Ein neues Dienstpflichtmodell, die sogenannte Sicherheitsdienstpflicht. Dabei würden Zivilschutz und Zivildienst in einer einzigen Organisation zusammengeführt, die sich dann Katastrophenschutz nennen wird. Alle dienstpflichtigen Männer müssten dann entweder in die Armee oder in den Katastrophenschutz. National- und Ständerat haben sich bereits dafür ausgesprochen.
Das Baselbiet rechnet zurzeit damit, dass er in rund acht Jahren wieder auf den Soll-Bestand von 3000 Schutzdienstpflichtigen kommt. Das Amt für Militär und Zivilschutz bereitet sich aber schon jetzt intensiv auf den Personalzuwachs vor: Mehr Ausbildungen, mehr Kurse, mehr Infrastruktur. «Da gehen wir schon jetzt mit Vollgas ran», so Feller.
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Hoschi
Zusammenschlüsse sind leider nötig, damit auch in Zukunft die verschiedenen Funktionen richtig und sorgfältig ausgeübt werden können.
skywings2
Wird die Initiative Service-Citoyen angenommen wird Personal einfach im Zivilschutz eingeteilt. Dieses Personal hat nichts mehr zu sagen.