Bei der Demo-Kultur ist der Wurm drin!
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Demonstrationen
Basel-Stadt

Bei der Demo-Kultur ist der Wurm drin!

13.02.2023 11:26 - update 13.02.2023 16:37
Lea Meister

Lea Meister

Die Demonstration in der Basler Innenstadt vom vergangenen Samstag generierte wieder viel Zündstoff. Auch politisch. Was sich an der Demo-Kultur ändern muss, damit einzelne Anliegen wieder Gehör finden.

Jung und Alt geht für das Klima, gegen den Ukraine-Krieg oder für bessere Arbeitsbedingungen im Pflegeberuf auf die Strasse. Eigentlich eine wunderbare Sache, wenn sich Menschen für wichtige Anliegen unserer Gesellschaft einsetzen. Dass in Basel oft demonstriert wird, müssen wir an dieser Stelle kaum erwähnen. Der grosse Teil der Basler Bevölkerung respektiert es oder nimmt es zumindest hin.

Was sich am Samstag in der Basler Innenstadt zugetragen hat, könnte auf politischer Ebene aber genau das Gegenteilige von dem auslösen, was eigentlich die Absicht der Demonstrierenden war. Oder sagen wir: was die Intention von vielen war. Wohl nicht von allen.

Jede Möglichkeit wird genutzt

Seit Jahren ist in Schweizer Städten eine Durchmischung der Teilnehmenden an Demonstrationen zu beobachten. Ob es ums Klima, die Ukraine oder arbeitsrechtliche Anliegen geht, immer laufen ganz vorne antikapitalistische Gruppierungen mit. Sowohl bei den Reden als auch bei den Transparenten stechen sie heraus und tragen ihre Ansichten nach aussen, wann immer sich ihnen eine Möglichkeit dazu bietet.

Der sogenannte Schwarze Block ist in der Schweiz etwa seit dem Jahr 2000 fassbar und tritt immer wieder bei grösseren Demonstrationen in Erscheinung. So wohl auch am Samstag. Zahlreiche Demonstrierende waren schwarz gekleidet, vermummt und auf Ausschreitungen eingestellt und vorbereitet. Schutzbrillen und verstärkte Transparente zeigen, womit gewisse Teilnehmer:innen von Beginn weg gerechnet haben.

Auch der Graue Block Basel, der ein Zusammenschluss von «grauhaarigen Frauen und Männern, die sich gegen Rassismus, Antisemitismus, Homophobie, Antifeminismus, Faschismus und Rechtsextremismus engagieren», tritt immer wieder in Erscheinung.

Wenn die Inhalte verwässern

Um eins klarzustellen: Es spricht grundsätzlich wenig dagegen, sich mit Haltung und Nachdruck für oder gegen Dinge einzusetzen. Kommt Gewalt oder schon nur Gewaltbereitschaft ins Spiel, passiert aber immer das Gleiche: Politisch tut sich ein riesiges Becken an Möglichkeiten auf, die die Gegner:innen sofort für ihre Zwecke ausnutzen.

Und, es passiert noch etwas anderes: Menschen, die gerne mehr Demonstrationen besuchen würden, um für ihre Ansichten einzustehen, tun dies nicht mehr. Weil sich die Demos zu stark vermischen und die Inhalte verwässern.

Soeben hat die SVP Basel-Stadt eine Interpellation eingereicht. Der Titel: «Linksextreme Klima-Chaoten terrorisieren und verschandeln unsere Stadt und verletzen Polizeikräfte – wie lange noch?» Ich wage zu bezweifeln, dass die Klimajugend «terrorisieren, verschandeln und verletzen» will.

Mein Fazit: Würde nicht jede Demo für antikapitalistische Parolen missbraucht, würde es endlich wieder um richtige Inhalte gehen. Und: es würden (noch) mehr Menschen Demos besuchen, die sich momentan in den Massen nicht repräsentiert fühlen. Zum Beispiel Menschen wie ich.

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Kommentare

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13.02.2023 18:05

viomevi

Bis auf die BLM-Nebenbei-Bewegung besteht der Kern der linksextremistischen Szene ausschliesslich aus weissen “Menschen”.

0 1
13.02.2023 10:57

patobraun

Super Kommentar. Danke! Nur wenn man diese SCHWARZEN sich vorne nicht einstellen lässt, eskaliert es vermutlich schon vor Demonstrationsbeginn. Was also tun? Guter Rat ist hier teuer.

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