
Nach Freispruch von Benjamin Mendy: Fussballer solidarisieren sich
Lars Franzelli
Der Fussballprofi Benjamin Mendy wurde vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen. Zahlreiche Fussballprofis unterstützen ein Statement von Memphis Depay, der Mendy den Rücken stärkt.
Was ist passiert?
Benjamin Mendy, der frühere Spieler von Manchester City, ist am Freitag vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen worden. Das Gericht hält den 28-jährigen Nationalspieler Frankreichs für unschuldig. Die zwölfköpfige Jury brauchte mehr als drei Stunden, um eine Entscheidung zu fällen.
Mendy war vorgeworfen worden, im Oktober 2018 eine 29 Jahre alte Frau in seinem Anwesen in der Grafschaft Cheshire vergewaltigt zu haben. Auch die versuchte Vergewaltigung einer 24-Jährigen sollte sich der Anklage zufolge dort zwei Jahre später abgespielt haben. Die Jury hatte Zweifel an seiner Schuld und sprach ihn frei.
Der Fussballspieler nahm den Freispruch unter Tränen entgegen. Er war zuvor bereits in einem separaten Verfahren von dem Vorwurf der Vergewaltigung in sechs Fällen und einem Fall von sexueller Nötigung freigesprochen worden. Zu den beiden nun neu verhandelten Vorwürfen hatten sich die Richter damals aber nicht auf einen Entscheid einigen können.
Die Solidaritätswelle
Nach dem Freispruch solidarisierten sich in den Sozialen Medien viele mit Mendy, so etwa Atlético-Star Memphis Depay. Der Niederländer bekam mit seinem Post auf Instagram viel Aufmerksamkeit. Darin schrieb er: «Alle Fälle wurden abgewiesen. Was machen wir jetzt? Wer wird diesem Bruder helfen, wieder gesund zu werden?»
Depay fragt etwa auch: «Wie wird er seine Karriere zurückbekommen?» Der 29-jährige Niederländer erklärt, dass er sich nie mit diesem Thema befasst habe, weil er nicht alle Details kenne.
Er habe Mendy aber ein paar Mal auf dem Spielfeld gesehen und als dieser im Gefängnis war, einmal via Facetime mit ihm gesprochen. «Ich habe nichts Böses in diesem Mann gesehen», schreibt Depay weiter. Der ehemalige Barça-Spieler betont: «Wir können nicht akzeptieren, dass uns als Athleten so etwas passiert.»
Die Reaktionen
Der Post Depays stiess auf viel Zustimmung. Über 1,2 Millionen Likes erhält der Beitrag auf Instagram, mehr als 18’000 Mal wird er kommentiert. Auch zahlreiche Internationale Topstars brachten ihre Zustimmung zum Ausdruck.

Jack Grealish schreibt in der Kommentarspalte etwa «so wahr Bruder», Antonio Rüdiger kommentiert mit Applaus-Emojis. Auch FCB-Routinier Taulant Xhaka kommentiert den Post mit «wahre Worte».
In einem Folgepost schrieb Depay weiter: «Stellt euch vor, all die Leute, die vor zwei Tagen unter dem Bild von Benjamin Mendy kommentiert haben, fingen an, sich zu vernetzen und miteinander zu arbeiten…»
Die Kritik
Neben viel Zustimmung erhielten die Instagram-Posts aber auch einiges an Kritik. Ein User schreibt etwa: «Nicht schuldig heisst nicht unschuldig.» Es seien nicht eine oder zwei Frauen, sondern dreizehn Frauen gewesen, welche Vorwürfe geäussert hätten. «Es ist mehr als enttäuschend zu sehen, dass sich so viele Fussballer solidarisieren.»
Ein Twitter-User kritisiert die Message des Posts als «höchst fragwürdig», da er jegliche Verantwortung von den Spielern wegnehmen und sie in die Opferrolle stellen würde.
Ein anderer User nannte Depay’s Posts «Unsinn» und kritisierte die Spieler, welche auf den Post reagierten. Sie hätten den Bezug zur Realität verloren.
Die Schuld potenzieller Täter bei sexualisierter Gewalt und Vergewaltigung ist grundsätzlich schwierig zu beweisen, da oft Aussage gegen Aussage steht. Was wirklich vorgefallen ist, wissen am Ende nur die Beteiligten. Vor Gericht gilt natürlich die Unschuldsvermutung – deshalb kommt es bei Zweifeln oft zu Freisprüchen.
Wie geht es weiter?
Benjamin Mendy wurde zwar freigesprochen, dennoch hat der Gerichtsprozess gravierende Folgen für ihn. Sein öffentliches Image dürfte schwer wiederherzustellen sein. Auch die Fussballkarriere hat stark gelitten.
In den vergangenen zwei Jahren hat der Franzose kaum trainiert und sass zeitweise gar in Untersuchungshaft. Die Anschuldigungen wegen Vergewaltigung gegen den Fussballer waren derart hart, dass sein ehemaliger Klub Manchester City den Franzosen suspendierte. Der auslaufende Vertrag von Mendy wurde nicht verlängert. Ob der ehemalige französische Nationalspieler je wieder auf höchstem Niveau spielen wird, ist fragwürdig.
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PJPM
Ein Grundproblem solcher Fälle ist auch, dass “die Community” in den sozialen Medien sich anmasst, Recht zu sprechen. Gewiss, die Rechtsprechung ist bisweilen sehr unbefriedigend, weil nicht gerecht, sondern “nur” Recht. Aber die Justiz muss das Mass der Dinge sein. Das mag einigen Ungerecht erscheinen, aber “Gerechtigkeit” ist wie Schönheit, sie liegt im Auge des Betrachters. Möge die Welt verschont bleiben von Gerechtigkeitsjüngern aus den sozialen Medien, es wäre nichts weniger als Willkür.
Darum: Freispruch ist Freispruch. Es sind immer zwei Parteien beteiligt. Wenn die Anklage zu dünn ist für einen Schuldspruch, dann darf es keinen geben, nur damit im Netz Genugtuung herrscht.