Benzidin: Zuständiges Departement bezeichnet Forters Vorwürfe als haltlos
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Altlasten
Basel-Stadt

Benzidin: Zuständiges Departement bezeichnet Forters Vorwürfe als haltlos

06.03.2023 18:01 - update 07.03.2023 15:13
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Altlasten-Experte Martin Forter schreibt in einer Studie, die Basler Behörden würden die Risiken des krebserregenden Benzidin nicht erkennen. Das Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt widerspricht.

Am Sonntag sorgte eine Medienmitteilung des Vereins Ärzte für den Umweltschutz, die gleichzeitig mit einem Artikel der Sonntagszeitung erschien, für Aufsehen. Darin kam es gegenüber den Basel-Städtischen Behörden zu schweren Vorwürfen. Laut einer Studie des Basler Altlasten-Experten Martin Forter verschleppe sie die Benzidin-Sanierungen und sei sich den Risiken an den ehemaligen Produktionsstandorten Rosental und Klybeck nicht bewusst.

Heute Montag, kurz vor Mittag, konterte das Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt (WSU) mit einem Dementi. In einer Medienmitteilung schreibt es, dass sich die Belastungssituation an den alten Standorten nicht verändert habe. Regelmässige Messungen zeigten, dass im heutigen Zustand keine Gefährdung für Mensch oder Umwelt bestehen würde.

Zudem sei man sich der Risiken sehr wohl bewusst und würde zum Schutz der Anwohner:innen und der dort arbeitenden Personen umfassende Massnahmen verfügen. Da die Areale aber eine Bodenbelastung vorweisen, müsse bei künftigen Bauvorhaben genau hingeschaut werden.

Neue Analysemethode seit 2019

Das Departement bezeichnet die Vorwürfe insgesamt als nicht neu und nicht korrekt. Die Standorte seien gut untersucht, gar eine Sanierung im Klybeckareal nach eidgenössischen Vorgaben würde bereits laufen. 2019 habe das kantonale Umweltlabor eine neue Analysemethode entwickelt, die Benzidin bis in den Bereich von einem Milliardstel Gramm pro Liter nachweisen kann.

Die Belastungen, die sich heute im Boden befinden, seien auf die Zeit von 1900 bis zum Störfall von Schweizerhalle im Jahr 1986 zurückzuweisen. Was den Umgang mit Chemikalien betrifft, habe sich die Welt danach drastisch verändert. Die Belastungen würden zudem seit 1998 systematisch aufgenommen und wenn nötig auch untersucht. Damals nämlich trat die Altlastenverordnung in Kraft.

Chemiemüll im Wallis abgelagert

Das WSU nimmt auch Bezug auf die Walliser Mülldeponien. Dort sei systematisch Chemiemüll in hohen Konzentrationen abgelagert worden. Dies im Gegensatz zu Basel, wo es sich um Produktionsstandorte handelt. Im Wallis seien durch allfällige Leckagen und Unfälle ebenfalls giftige Stoffe freigesetzt worden, jedoch niemals in den Mengen einer Sondermülldeponie. Somit seien die Belastungen in Basel eher geringer und punktuell anzutreffen.

Wasserlösliche Substanzen seien meistens bereits ausgeschwemmt worden, die nichtwasserlöslichen seien weiterhin im Boden verankert. Die momentane stabile Situation sorge für keine Gefährdung für Menschen und Umwelt.

Dieser Zustand könnte sich jedoch ändern: Für zukünftige Bauvorhaben verfügten die Behörden deswegen umfangreiche Schutzmassnahmen und überwachten diese auch. Dies für die Anwohnerschaft und die auf der Baustelle arbeitenden Personen.

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