«Haben mehrfach auf Wichtigkeit von Cell Broadcast hingewiesen»
Jessica Schön
Ein Chemieunfall in Schweizerhalle löste am Wochenende Warnungen vor einem potenziell giftigen Stoffaustritt aus. Die Informationsreichweite hing jedoch stark von der Nutzung der «Alertswiss»-App ab. Der Kanton Baselland pocht auf eine flächendeckendere Lösung.
Wer die Katastrophen-App Alertswiss auf dem Smartphone mit den entsprechenden Einstellungen installiert hat, erhielt am vergangenen Freitag gegen 22 Uhr folgende Meldung: In Pratteln sei es zu einem Stoffaustritt aus einem Produktionsgebäude bei Schweizerhalle gekommen. Die Bevölkerung wurde von den Behörden kurzzeitig dazu aufgefordert, sich nicht im Freien aufzuhalten, Fenster und Türen geschlossen zu halten und Lüftungen abzuschalten.
Personen, welche diese App nicht installiert haben, erfuhren möglicherweise erst durch Dritte oder über Medienberichte vom Unfall in Schweizerhalle, denn: Ein landesweiter, unabhängiger Cell Broadcast, wie es ihn beispielsweise in Deutschland gibt, existiert hierzulande nicht.
Cell Broadcast
Ein «Cell Broadcast» ist ein Verfahren zur Nachrichtenübertragung an Mobiltelefone innerhalb eines bestimmten geografischen Gebiets. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um einen Dienst, mit dem eine Nachricht an alle Mobiltelefone in einem bestimmten Zellgebiet oder einer Mobilfunkzelle gesendet werden kann, ohne dass die Empfänger vorab identifiziert werden müssen.
Noch dauert es
«Wir haben auf allen Kanälen, die uns zur Verfügung standen, kommuniziert», so Roman Häring, Stabschef des Amtes für Militär und Bevölkerungsschutz Basel-Landschaft. Zuständig für die Systeme in der Ereigniskommunikation sei jedoch gemäss Bundesgesetz das Bundesamt für Bevölkerungsschutz. Dieses entscheidet, welche Kanäle den Kantonen in solchen Fällen zur Verfügung gestellt werden. «Wir haben schon mehrfach auf die Wichtigkeit und Dringlichkeit von Cell Broadcast als Kanal für Ereigniskommunikation hingewiesen», betont Häring.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hat Cell Broadcast in seine Multichannelstrategie aufgenommen. Diese wird der Bundesrat im Laufe dieses Jahres beraten. Sofern sie gutgeheissen wird, kommt sie im kommenden Jahr in die Vernehmlassung. Kurzum: Bis Kantone auf Cell Broadcast für die Ereigniskommunikation zurückgreifen können, wird es dauern. Die Bevölkerung ist dementsprechend weiterhin auf Medienberichte und die Alertswiss-App als Informationsquelle angewiesen.
Das war passiert
Letzten Freitagabend um 21 Uhr kam es in einem Produktionsgebäude der Firma Cabb AG zu einem Austritt von Acetylchlorid. Die Einsatzteams hatten den Vorfall nach rund sechs Stunden unter Kontrolle. Die Gründe für das Geschehen sind weiterhin Gegenstand von Untersuchungen: Die Baselbieter Staatsanwaltschaft leitete ein Strafverfahren gegen eine unbekannte Täterschaft ein.
Die Entwarnung folgte dann am frühen Samstagmorgen: zu keinem Zeitpunkt zeigten die Messungen erhöhte Werte, hiess es vonseiten der Baselbieter Polizei. Im Einsatz seien über 200 Einsatzkräfte verschiedener Ereignisdienste gestanden. Dennoch führte der Austritt zu einer deutlich sichtbaren Säurewolke und intensiven Geruchsbelästigungen in der Umgebung.
Nicht das erste Mal
Es ist nicht der erste Chemieunfall im Bereich Schweizerhalle: Der schwerwiegendste Unfall hatte sich 1986 ereignet, als es in einem Lagergebäude der Firma Sandoz brannte. Ferner sorgte auch die Chemiefirma Cabb schon für Unfallmeldungen: 2019 war ein Angestellter der Firma nach einem Unfall 2014 vom Baselbieter Strafgericht der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen worden.
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Angel
Ich bin ziemlich sauer auf den Herrn Roman Häring.
Wie kann man so einen Schwachsinn vor den Medien erzählen.
Ich soll mein Leben an einer APP anvertrauen.
Das ist doch kein Spiel.
Da geht es um Leben und Tod.
100% hätten lokal die Sirenen benutzt werden müssen.
“Es wurde auch über Radio informiert”.
Genial und wer sagt mir, dass ich das Radio einschalten soll?
Eben die Sirenen.
So haben wir es schon zig Jahre eingetrichtert bekommen.
Ich verlasse mich sicher nicht nur auf so eine App.
Mit dieser Einstellung ist der Mensch bald ausgerottet.
Herr Roman Häring sollte das nochmals gut durchgehen,
was für einen Mist, da er gesagt hat und das in den Medien klarstellen,
dass ihm ein Fehler unterlaufen ist.
Sonst sollte man bei dem Herrn Roman Häring die konsequenten ziehen.
Da geht es um Menschenleben.
Wurzel123
Sie sprechen meine Gedanken aus. Es wurde schlichtweg falsch gehandelt, was ja aber nicht das erste Mal ist.
Stephanie_BS
Es wird endlich Zeit. Im Vergleich zu anderen Ländern ist das für uns #Neuland und das kanns ja nicht sein. Ich habe es ebenso nicht gemerkt weil Swissalert mich natürlich nur für BS informiert. Wenn ne Giftwolke aber von BL kommt weiss ich also von nichts. Das kanns einfach nicht sein. Seit wie vielen Jahren können wir Menschen auf den Mond und in den Weltraum schicken? Aber so ne kleine Nachricht die Leben oder Leid retten könnte innerhalb ein paar Kilometer sind nicht möglich? Lächerlich. Das muss asap gemacht werden. Ich würde gerne mal einen Probelauf für ein Erdbeben 1356 Basel miterleben. Ich schätze da versagt einfach jeder und alles. Obwohl wir sehr viel Geld rein stecken. Richtig! geprobt wurde es noch nie. Das ist einer dieser Fälle wo man nachher sagt “man hätte.. es wäre besser gewesen wenn…. ja, aber….” etc. wir kennen die gefahren. wir machen pläne. aber halten sie auch? das testet keiner (richtig testen!). wofür geben wir geld aus wenn es dann sowieso nicht verhebt?
marcipedia
Cell Broadcast ist keine App, sondern die Informierung via Mobiltelefone, welche an einer bestimmten Antenne angemeldet sind. Dazu braucht es keine App, nicht einmal ein Smartphone. Und stellen sie sich vor, es gibt Leute ohne Radio in der Wohnung! Dann lieber direkt Info aufs Handy, als bei nur einem Sirenenalarm sich die Infos noch zusammensuchen zu müssen oder gar ins Auto radiohören gehen zu müssen.
Sophie
swissalert habe ich für basel, baselland, solothurn und aargau eingestellt und erhielt so zeitnah informationen zum ereignis in baselland. ich wohne in basel, aber nahe zu birsfelden und muttenz, da ist schweizerhalle dann auch nicht mehr weit.