Bistum Basel hat 183 Meldungen zu sexuellen Übergriffen erhalten
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Bistum Basel hat 183 Meldungen zu sexuellen Übergriffen erhalten

05.03.2024 10:38 - update 06.03.2024 06:20

Baseljetzt

Das Bistum Basel hat in der Amtszeit von Bischof Felix Gmür 183 Meldungen zu mutmasslichen sexuellen Übergriffen erhalten. Die Hälfte davon ging seit September 2023 ein.

Von den insgesamt 183 Meldungen, die während der 13-jährigen Amtszeit von Bischof Felix Gmür eingegangen sind, wurden 92 seit dem 12. September 2023 eingereicht – dies, nachdem die römisch-katholische Kirche eine Pilotstudie zum Thema veröffentlicht hatte. Das Bistum Basel veröffentlichte die Zahlen am Dienstag.

87 Prozent der Meldungen betrafen Taten im Zeitraum bis Ende 2010, 13 Prozent seit anfangs 2011 bis heute. Die Anzahl der gemeldeten mutmasslichen Sexualdelikte mit Tatzeitpunkt in den letzten 20 Jahren habe deutlich abgenommen, schreibt das Bistum. Dies stimme zuversichtlich, dass die intensive Präventionsarbeit der letzten Jahre wirksam sei, hiess es.

Um Betroffene direkt zu hören, habe sich der Bischofsrat am 28. Februar mit den Organisationen IG-M!kU und Groupe SAPEC ausgetauscht.

Zehn neue Strafanzeigen

Seit September 2023 habe Bischof Felix Gmür zehn Strafanzeigen eingereicht, acht davon hätten verstorbene beschuldigte Personen betroffen. Viele Fälle seien bereits verjährt. Ein mutmasslicher sexueller Übergriff sei bei der Staatsanwaltschaft hängig.

Die unabhängige Koordinationsperson aus einer Anwaltskanzlei in Sursee LU, die als Meldestelle eingesetzt wurde, habe beim Bistum in Solothurn bisher uneingeschränkte Akteneinsicht in 44 Personal-, sechs Pfarrei- und sechs Betroffenendossiers erhalten. Weitere Einsichtnahmen seien geplant.

Buben als Opfer, Männer als Täter

Von den 92 neu eingegangenen Meldungen betrafen 58 mutmassliche sexuelle Handlungen mit Kindern, wovon 56 bereits im 20. Jahrhundert passiert seien. In 20 Vorfällen gehe es um das Berühren nackter oder bekleideter Körperteile, elf Meldungen betreffen sexuell motivierte Äusserungen und Gestiken, fünf Oral-/Anal- oder Geschlechtsverkehr. Betroffen seien vor allem Buben und Burschen unter 18 Jahren, mutmassliche Täter seien grossmehrheitlich männliche Erwachsene.

32 beschuldigte Personen seien zum Zeitpunkt des vorgeworfenen Delikts als Weltpriester oder Diakon tätig gewesen, 13 gehörten einem Orden an. Die übrigen Personen hätten eine andere Funktion innegehabt oder seien unbekannt.

Viele Beschuldigte verstorben

Von den 92 Meldungen seien 78 aufgrund von Verjährung nicht mehr verfolgbar. Mehr als die Hälfte der beschuldigten Personen waren zum Zeitpunkt der Meldung bereits verstorben, wie das Bistum mitteilte.

Zu den 91 Meldungen, die vor September 2023 eingingen, sei in 29 Fällen eine Genugtuung bezahlt worden. Zu den neuen Fällen seien acht Genugtuungsanträge eingereicht und drei kanonische Voruntersuchungen in Auftrag gegeben worden. Diese würden nun von der nationale «Kommission Genugtuung für Opfer von verjährten Übergriffen im kirchlichen Umfeld» geprüft.

Dem Bistum Basel der römisch-katholischen Kirche gehören zehn Kantone an: AG, BE, BL, BS, JU, LU, TG, SH, SO und ZG. Es ist mit rund einer Million Gläubigen das grösste Bistum der Schweiz. (sda/jwe/daf)

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