
Bombenanschlag erschüttert türkische Hauptstadt
Florian Scheller
Ein Bombenanschlag hat am Sonntagmorgen Ankara erschüttert. Beide beteiligten Angreifer seien getötet und zwei Polizisten leicht verletzt worden. Der Angriff wird als «Terrorismus» eingestuft.
Die Explosion ereignete sich Medienberichten zufolge auch unweit eines Eingangs zum türkischen Parlament. Einer der beiden Angreifer habe sich in die Luft gesprengt, so das Innenministerium. Den zweiten Beteiligte hätten Polizisten mit einem Schuss in den Kopf getötet. Die Angreifern seien mit ihrem Versuch gescheitert, sich Zugang zu dem Ministerium zu verschaffen.
«letztes Zucken des Terrors»
Der Anschlag fiel mit der Eröffnung der neuen Legislaturperiode des türkischen Parlaments zusammen, und er ereignete sich in unmittelbarer Nähe zur Volksvertretung. Präsident Recep Tayyip Erdogan nannte die Angriffe in seiner Eröffnungsrede ein «letztes Zucken des Terrors». Die «Schurken» hätten ihre Ziele nicht erreicht und würden sie niemals erreichen, so Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Mutmassliche Bilder des Anschlags zeigten ein Auto, das auf der Strasse vor einem Eingang zum Innenministerium hält, eine Person bewegt sich auf den Eingang zu. Wenig später ereignet sich eine Explosion an einer Eingangsschranke. Medien berichteten, die Angreifer hätten das Tatfahrzeug im zentraltürkischen Kayseri geklaut und dessen Fahrer getötet.
Nachrichtensperre verhängt
Die Generalstaatsanwaltschaft in Ankara verhängte kurz nach dem Angriff eine Nachrichtensperre. Das Innenministerium rief dazu auf, Bilder von vor Ort aus dem Netz zu löschen. Es leitete Ermittlungen wegen Verstössen ein, wie Minister Yerlikaya bekanntgab.
Ort und Datum des Angriffs gaben Stoff für Spekulationen über mögliche Hintergründe der Tat. Auf der Agenda der Parlamentarier steht – wenn auch ohne konkretes Datum – unter anderem die Abstimmung über den Nato-Beitritt Schwedens, den die Türkei seit Monaten blockiert. Ankara fordert von Schweden ein härteres Vorgehen gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Erodgan machte zudem kürzlich Andeutungen, eine Zustimmung des türkischen Parlaments von Kampfdrohnenlieferungen aus den USA abhängig zu machen.
Nicht der erste Anschlag in der Türkei
In der Türkei hat es in der Vergangenheit immer wieder Anschläge gegeben. Im November 2022 explodierte auf der Istanbuler Einkaufsstrasse Istiklal eine Bombe. Dabei wurden sechs Menschen getötet. Nach Angaben der türkischen Regierung hatte die Attentäterin Verbindungen zur syrischen Kurdenmiliz YPG, die die türkische Regierung als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK sieht. Die YPG bestritt, hinter dem Anschlag zu stecken.
2016 wurden bei einem Selbstmordattentat der Terrormiliz Islamischer Staat im historischen Zentrum Istanbuls zwölf Deutsche getötet. Im gleichen Jahr sterben bei Anschlägen in Ankara mehr als 60 Menschen. (fsc/sda)
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