Experte über Milliarden-Investitionen: «Man muss nicht in Panik verfallen»
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Experte über Milliarden-Investitionen: «Man muss nicht in Panik verfallen»

23.04.2025 06:14 - update 23.04.2025 12:06

Annina Amrein

Nach Novartis hat nun auch Roche angekündigt, massiv in den USA zu investieren. Und zwar mit 50 Milliarden Dollar mehr als doppelt so viel wie die Konkurrenz. Was heisst das für den Life-Sciences-Standort Basel? Und was hat das mit Donald Trump zu tun? Der Branchenexperte Stephan Mumenthaler schätzt ein.

In der Sendung Punkt6 Thema auf Telebasel stand Stephan Mumenthaler, Direktor des Wirtschaftsverbands Scienceindustries, Rede und Antwort:

Telebasel: Herr Mumenthaler, muss man sich Sorgen machen um unseren Pharmastandort hier in Basel?

Stephan Mumenthaler: Ich denke nicht, dass man gleich in Panik verfallen muss. Aber ich denke, der Standortwettbewerb ist etwas Aktuelles, etwas Relevantes und man muss, wie im Spitzensport, immer wieder täglich neu kämpfen, um vorne mit dabei sein zu können.

Diese Rieseninvestitionen, welche die beiden Grossunternehmen in den USA vorhaben, sind kein gutes Zeichen für Basel oder?

Ja und nein. Also die Stärke der Firmen lebt natürlich auch vom globalen Netzwerk. Daher ist es wichtig und auch richtig, dass sie global investieren und ihr Netzwerk stärken. Das kann der Schweiz auch wieder zugutekommen.

Inwiefern?

Wir sind hier das Hauptquartier der beiden Firmen. Aber wir sind auch sonst eingespannt in das globale Netzwerk und können unseren Beitrag leisten. Dies aber nur im Austausch mit dem Ausland. Wenn wir eine Mauer um die Schweiz hätten, gäbe es diese Firmen nicht in dieser Grössenordnung.

Bei der Novartis munkelt man, dass sie ihren Hauptsitz in die USA oder sonst wohin verlegen könnten. Ist das eine ernste Gefahr?

Der Standortwettbewerb ist eine Realität. Wir müssen dafür kämpfen und zusehen, dass unsere Standortbedingungen hier in der Schweiz gut sind. Sodass sie auch hier bleiben, und zwar nicht nur mit dem Hauptquartier, sondern mit all ihren Funktionen. Wir haben heute eigentlich die ganze Wertschöpfungskette dieser Firmen hier, sowie auch die Forschung und Entwicklung und die Produktion. Das ist nicht selbstverständlich, das muss immer wieder neu verdient werden.

Gerade bei der Forschung und Entwicklung heisst es immer, die Schweiz sei unschlagbar. Genau auch in diesen Bereichen wird jetzt ausgebaut in den USA. Wie muss man das bewerten?

Ist diese Branche so auf Wachstum getrimmt, dass es gegen oben kein Ende gibt?

Es geht nicht nur um Wachstum im absoluten Sinn, dass man immer grösser werden muss. Aber die Grundlage dieser Firmen, von der Pharmaindustrie insgesamt, ist Innovation. Das heisst, man muss sich immer wieder neu erfinden. Die Patente laufen ab, man muss immer wieder neue Produkte haben und dafür muss man investieren.

Novartis investiert 23 Milliarden, Roche 50 Milliarden, wie finanzieren die das in so einer kurzen Zeit?

Haben diese Investitionen von Roche und Novartis in den USA etwas mit der Zollpolitik von Donald Trump zu tun?

Ich glaube ja und nein. Also, dass diese Ankündigungen jetzt kommen, ist vermutlich kein Zufall. Aber die Tatsache, dass man das jetzt einfach so schnell ankündigen kann, zeigt: Das ist nicht erst jetzt erfunden worden. Diese Pläne müssen über Wochen oder Monate entwickelt werden, die hatte man vermutlich sowieso. Sie versuchen jetzt einfach vermehrt zu zeigen, was sie machen. Das ist auch nichts Neues. Die Schweiz ist der sechst grösste Investor in den USA, man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: unsere kleine Schweiz mit ihren 9 Millionen Einwohnern. Das heisst, unsere Firmen sind eben starke, globale Firmen. Die haben bis jetzt schon viel investiert und wollen und sollen das auch weiterhin tun.

Das ganze Interview mit dem Direktor des Wirtschaftsverbands Scienceindustries, Stephan Mumenthaler, im Punkt6 Thema auf Telebasel kannst du hier anschauen.

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