Wirtschaftsprofessor zu Roche-Investitionen: «Die Schweiz hat eine Chance verpasst»
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Wirtschaft

Wirtschaftsprofessor zu Roche-Investitionen: «Die Schweiz hat eine Chance verpasst»

22.04.2025 19:07 - update 22.04.2025 19:41

Mirjam Rodehacke

Nach der Novartis hat nun auch die Roche Milliarden-Investitionen in ihren US-Standort angekündigt. Für den Basler Wirtschaftsprofessor Rolf Weder ist klar: Die Schweiz hat im Bereich der KI geschlafen.

Die Geldinvestition der Roche in ihren Standort in den Vereinigten Staaten sollen mehr als 12’000 Arbeitsplätze schaffen. Dies teilte der Basler Pharmariese am Dienstag mit. Roche-CEO Thomas Schinecker begründet das Vorhaben mit der langfristigen Beziehung zu den Staaten: «Die heute angekündigten Investitionen unterstreichen unser langjähriges Engagement in Forschung, Entwicklung und Produktion in den USA.»

Ob diese Investitionen mit den Zoll-Androhungen von Donald Trump zusammenhängen, ist unklar. Gegenüber Baseljetzt erklärt Rolf Weder, Professor für Internationale Ökonomie der Universität Basel, dass er vielmehr eine länger zurückliegende Planung des Konzerns als eine Reaktion auf Trumps Zoll-Pläne erkenne.

«Sie können nicht innerhalb von zwei bis drei Wochen so etwas aus dem Hut zaubern. Das scheint eine lange geplante Strategie zu sein, wo jetzt kommunikativ versucht wird, das darzustellen, damit es auch einen Impact hat.» Was Weder dabei überrasche, sei der Fokus auf den Bereich Forschung und Entwicklung. Aber auch das sei wohl schon seit Längerem in Planung gewesen zu sein.

Schweiz hinke bei Datenverfügbarkeit hinterher

Eines der Projekte, das von der 50-Milliarden-Investition der Roche profitieren soll, ist der Aufbau eines neuen Forschungsstandorts im US-Bundesstaat Massachusetts. Dort sollen insbesondere neue Methoden wie Künstliche Intelligenz eingesetzt und verbessert werden. Laut Weder ist dies eine Chance, welche die Schweiz verpasst hat.

Ein Grund dafür sei beispielsweise das Thema der Datenverfügbarkeit. «Man weiss in der Schweiz schon seit längerer Zeit, und Vertreter der Pharmaindustrie haben das auch seit längerem immer wieder gesagt: In der Schweiz hinken wir, was diese Datenverfügbarkeit anbelangt, hinterher. Und da geschieht nichts.»

Welche Auswirkungen die Milliarden-Investitionen in die USA für den Standort Basel haben, lässt sich laut Weder noch nicht sagen. Möglicherweise könnte aber die Produktion kurzfristig davon betroffen sein.

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23.04.2025 08:12

Sonnenliebe

Wichtig für unsere Region ist, dass Novartis und Roche nicht ganz in die USA abwandern. Trump hat dadurch leider sein Ziel erreicht, Arbeitsplätze in den USA zu schaffen. Für Basel ist dies gefährlich, es kann können noch Plätze in der Produktion verloren gehen dank Trump‘s Ideologien.

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23.04.2025 05:47

Juberli

Super Strategie – alles in die USA verlegen und in der Schweiz dann Stellen streichen. Wird nach hinten rausgehen- es sei denn, Roche forscht nur noch über Probleme, die ausschliesslich weisse Männer betreffen. Und ja, die Schweiz hinkt bei Datenverfügbarkeit „hinterher“, weil man sich hier tatsächlich Gedanken über Datenschutz macht – noch.

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