Bund will Einkaufstouristen ab 150 Franken statt 300 Franken besteuern
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Zoll
Schweiz

Bund will Einkaufstouristen ab 150 Franken statt 300 Franken besteuern

13.11.2023 16:36 - update 13.11.2023 20:59
Aliena Müller

Aliena Müller

Rasch zum Einkaufen über die Grenze nach Deutschland – das ist eine verlockende Sparmassnahme. Finanzministerin Karin Keller-Sutter will die Einkäufe im Ausland nun aber strenger besteuern.

Die sogenannte Wertfreigrenze, also wie viel du steuerfrei einführen darfst, lag bisher bei 300 Franken Warenwert. Mit der geplanten Änderung soll diese Grenze auf die Hälfte, also 150 Franken, reduziert werden. Dies teilten am Montag diverse Medien mit. Laut der Basler Zeitung will der Bundesrat demnächst eine entsprechende Vernehmlassung starten.

Finanzministerin Karin Keller-Sutter (FDP) kommt selbst aus einem Grenzkanton und ist mit den Problemen, die der Einkaufstourismus mit sich bringt, vertraut. Ihr Vorgänger Ueli Mauer bezeichnete den Vollzug von strengeren Massnahmen noch als «Mission impossible».

Ganz freiwillig kümmere sich der Bundesrat nicht um das Zoll-Thema, schreibt die Zeitung weiter. Das Parlament habe die Landesregierung beinahe zum Handeln gezwungen. Mit mehreren verbindlichen Vorstössen setzten sich sowohl National- wie auch Ständerat für eine Änderung ein.

Fairer Konkurrenzkampf

Der Konkurrenzkampf müsse fairer gestaltet werden. Momentan können Einkaufstourist:innen die Mehrwertsteuer bei Einkäufen im Ausland mit einem Ausfuhrschein zurückfordern – und das ab 50 Euro. Wer also zwischen 50 Euro und 300 Franken in Deutschland zum Einkaufen ausgibt, der kann dies ganz ohne Mehrwertsteuer und macht das Shoppen über der Grenze attraktiver.

Dieser Steuernachteil stiess den Schweizer Detailhändler:innen schon länger sauer auf. Insbesondere, da Schweizer:innen jährlich über 8 Milliarden Franken für Einkäufe im nahen Ausland ausgeben.

Ganz abschaffen will Keller-Sutter die Wertfreigrenze nicht, obwohl das beispielsweise St. Gallen und Thurgau forderten. Mit der Halbierung auf 150 Franken wolle man den Motionen aber entgegenkommen.

Stau am Zoll?

Maurer befürchtete bei der Mission Stau und Chaos an den Zöllen. Dem will der Bund mit der App Quickzoll entgegenwirken. Darin sollen Einkaufstourist:innen selbst die Mehrwertsteuer und Zölle berechnen, ohne dafür die Hilfe von Zollbeamt:innen zu beanspruchen. In der App liesse sich einfach prüfen, ob man Zölle oder Steuern zu entrichten habe und diese dann direkt per Kreditkarte zahlen. Zu schön um wahr zu sein? Die app verrechnet einen satten Mehrwertsteuersatz von 7,7 Prozent. Für Lebensmittel läge dieser eigentlich bei 2,5 Prozent.

Im Detailhandel stiess die Regelung auf Freude, wie die Basler Zeitung berichtete. Man hoffe aber auf eine weitere Senkung, schliesslich sei von Seiten Detailhandel eine 50-Franken-Wertfreigrenze gefordert worden. Dem entgegen stellt sich die Stiftung für Konsumentenschutz. Sara Stalder von der Stiftung erklärt gegenüber der Zeitung, dass es sich dabei um blosse «Symptombekämpfung» handle. Dadurch könne es allenfalls sogar zu mehr Fahrten über die Grenze kommen. Deshalb hoffe sie auf eine weniger krasse Reduktion der Wertfreigrenze.

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Kommentare

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13.11.2023 16:43

GLOBA

Wir leben in einer Zeit der Spielverderber!
PS: Ich habe heute in Deutschland das neuen Asterix-Heft gekauft. Dort kostet das Heft € 7.99 (= ca. Fr. 7.50). Aber in der Schweiz ist der Verkaufspreis Fr. 15.–! Darum fahre ich weiterhin nach Deutschland.

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13.11.2023 22:29

Angel

Genau, das machst Du so auch richtig.
Auch wir werden uns das nicht gefallen lassen.
Dann müssen wir halt noch mehr ins Deutsche fahren, um einzukaufen.
Was wieder mehr Verkehr und Umweltbelastungen ergibt
und der Zoll braucht dann auch viel mehr Arbeiter zum Kontrollieren,
wo jetzt schon knapp sind.
Dann fahren halt noch viel mehr Schweizer schwarz über die Grenze.
Und alle Geschäfte an der Grenze in Deutschland sind auf uns Schweizer Kunden angewiesen.
Das wird wieder enorme Verluste geben und wieder viele Entlassungen dort.
Kann da überhaupt noch jemand richtig und vernünftig denken in der Politik.
Wir verärgern wiedermal unsere Nachbarn in Deutschland
und fördern zusätzlich den Strassenverkehr, wo wir schon genug Probleme haben in Basel und was ist mit der Umwelt, sprich Klimakrise ?
Und das dann hunderte den Job verlieren, weil weniger Schweizer dann einkaufen würden, nach ihre Logik, ist ja wieder sehr respektlos.
Denken ist halt in der Politik Glückssache.

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