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Bezirk Liestal

Cliquen-Landflucht: Liestal und der Kampf um den Erhalt der klassischen Fasnacht

10.06.2024 18:10 - update 25.03.2025 15:28
Florian Vögeli

Florian Vögeli

Anfeindungen und Beschimpfungen auf der einen Seite. Party und laute Musik auf der anderen. Baselbieter Cliquen suchen vermehrt den Weg an die traditionelle Basler Fasnacht. Liestal versucht deshalb schon länger, dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Bereits im Jahr 2018 hatte die Rotstab Clique aus Liestal unter dem Sujet «Fake-News» versucht, für dieses Thema zu sensibilisieren. Damals hatte sie angekündigt, dass sie zum letzten Mal in Liestal dabei sein werde.

Wie das Sujet verrät, handelte es sich um Fake-News. Aber es hat eine Diskussion ausgelöst, wie der Präsident der Rotstab Clique 2018 erklärte. «Das Sujet hat so viel Aufmerksamkeit erregt, weil vieles davon wahr ist. Wir haben in Liestal immer mehr Probleme. Es ist eine grosse Party. Es ist wirklich schwierig für uns, Fasnacht zu machen», sagte Stefan Juchli damals.

Von auswärtigen Gästen angepöbelt

Auch in Liestal sind die Pfeifer- und Tambouren-Formationen weniger geworden. Deshalb habe man schon vor Jahren in den Nachwuchs investiert, sagt Juchli heute: «Wir haben zusammen mit anderen Vereinen eine Pfeiferschule gegründet. Irgendwo haben wir also noch Nachwuchs. Natürlich kämpfen wir da auch ein bisschen. Aber wir haben noch genügend Nachwuchs, um diese Tradition weiterzuführen.»

Das Nachwuchsproblem ist aber nicht das einzige. Es häufen sich die Fälle von Pfeifern und Tambouren, die von Leuten aus dem Publikum angepöbelt werden. Liestal ist da keine Ausnahme. «Natürlich kennen wir diese Thematik. Das gibt es auch in Liestal. Ich glaube aber, dass es oft auswärtige Gäste sind, die an die Liestaler Fasnacht kommen, um Party zu machen. In Kombination mit Alkohol haben sie sich vielleicht nicht mehr so unter Kontrolle. Das ist etwas, womit wir umgehen müssen. Und das können wir in Liestal», sagt Juchli.

Party oder Kulturgut?

Die Rotstab Clique fühlt sich in ihren Anliegen vom Fasnachtskomitee Liestal ernst genommen. Es besteht ein enger Austausch, wie der Präsident des Fasnachtskomitees bezeugen kann. Martin Klaus und sein Team sind stets darauf bedacht, dass die ganze Fasnachtsfamilie möglichst gut aneinander vorbeikommt. Unter anderem versucht man so, für Pfeifer und Tambouren attraktiv zu bleiben.

Die Fasnacht entwickelt sich ständig weiter. Mancherorts gleicht sie schon fast einer grossen Partyveranstaltung. Geht das in eine gute Richtung, Herr Klaus? «Es steht mir nicht zu, andere Fasnachten zu beurteilen. Ich kann nur sagen, dass wir hier relativ konservativ sind und gewisse Vorstellungen haben. Wir wollen ja die kulturelle Fasnacht weiterleben können».

Für Klaus ist es auch eine Frage des Geldes: «Die Fasnacht ist nicht billig. Wir müssen das schon mit dem kulturellen Hintergrund rechtfertigen. Wenn wir nur eine Riesenparty machen würden, würde ich auch den einen oder anderen Steuerzahler verstehen, der nicht bereit ist, dafür zu bezahlen, dass wir uns drei Tage lang ‹die Kante geben› können.»

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Kommentare

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11.06.2024 07:36

skywings2

Die Fasancht darf nie zu einer Party werden. Für diese Leute gibt es genügend andere Möglichkeiten. Sie sollen der Fasnacht fern bleiben.

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