
Comeback der Jugendkultur trotz Corona-Nachwehen
Janine Borghesi
Hip-Hop auf dem Münsterplatz, Lesungen im Literaturhaus und Sprayer, die Stellwände bemalen – am Montag haben die Organisatoren das Programm des JKF bekannt gegeben. Auswirkungen der Pandemie sind auch in diesem Jahr noch spürbar.
Viele Jugendliche können sich vermutlich gar nicht mehr wirklich an das letzte «normale» Jugendkulturfestival Basel erinnern. Dieses fand nämlich zuletzt vor vier Jahren statt, in Jugendjahren gemessen also vor einer halben Ewigkeit. 2021 hat dann die Corona-Pandemie den Organisator:innen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das alle zwei Jahre veranstaltete Festival konnte zwar durchgeführt werden – jedoch mit begrenzter Publikumskapazität und weniger Auftritten.
Nun wird am 1. und 2. September dieses Jahres die Basler Innenstadt wieder zum Leben erweckt. «Den Jugendlichen soll nun gezeigt werden, was das Jugendkulturfestival ausmacht», sagt die Geschäftsleiterin Elena Conradt an der Pressekonferenz am Montag.

«Kulturelles Long-Covid»
Ganz so gross wie vor vier Jahren wird das JKF 2023 allerdings nicht. «Im 2019 hatten wir circa 100 Anmeldungen mehr. Wir haben noch mit einem kulturellen Long-Covid zu kämpfen», erklärt der Präsident des Vereins Simon Handschin. So seien viele Projekte dem Virus zum Opfer gefallen.
Auch finanziell wirkte sich die Pandemie auf das Jugendkulturfestival aus. Laut Handschin sei vor allem die Technik für die Veranstaltung teurer geworden: «Die ganze Technikbranche muss sich erholen. Sie hatte jetzt drei Jahre lang Flaute.» Diese Zusatzkosten stellen die Organisator:innen vor grosse Probleme: «Die Situation ist schon prekär. Wir hatten glücklicherweise Rücklagen und daher kann das JKF 2023 stattfinden. Aber wir wissen nicht, wie es in den nächsten Jahren aussieht», so Handschin.
860 Gesichter, davon 550 Tänzer:innen
Trotzdem wartet auch am diesjährigen JKF ein buntes Programm auf die Festivalbesucher:innen. So wird beispielsweise Anouchka Enzinga, Sängerin und seit Kurzem auch Vorstandsmitglied, auftreten. «2019 war das JKF einer meiner ersten Auftritte. Es hat mir viele Türen geöffnet. Ich werde zum letzten Mal dabei sein, aber ich freue mich sehr», sagt die Basler Künstlerin.
Ein grosser Schwerpunkt in diesem Jahr sind die Genres Hip-Hop und Rap. Besonders der Münsterplatz wird sich mit einer Bühne und diversen Programmpunkten in ein Hip-Hop-Zentrum verwandeln. Auch Rap- und Dance-Cyphers werden dort stattfinden. Bei diesen versammeln sich – wie auf dem Schulhof – Gruppen im Kreis und zeigen ihr Können.
Insgesamt werden 860 Künstler:innen am JKF auftreten. 550 dieser Menschen sind Tänzer:innen. Im Foyer des Theater Basels werden 35 Tanzgruppen ihre Choreographien präsentieren. Die Stilrichtungen reichen dabei von Jazz bis hin zum Bauchtanz.
Sprayer:innen treten in Turnier gegeneinander an
Neben Musik und Tanz werden auch Performances in den Bereichen Theater, Literatur und Kunst stattfinden. Und auch Workshops oder Wettbewerbe sind geplant. «Wir haben zum Beispiel ein sogenanntes ‹Bombing-Battle›. Dabei bekommen Sprayer:innen 30 Sekunden Zeit, um eine Wand anzumalen. Das ist wie ein kleines Turnier, die Besten kommen weiter», erklärt Maxim Staehelin, Mitarbeiter der Geschäftsstelle des Jugendkulturfestivals.
Neu ist ausserdem das «JKF Literatur-Zine». Dabei handelt es sich um eine Sammlung von Texten junger Autor:innen. Die Nachwuchstalente thematisieren darin, wie Bestehendes verschwindet.
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