Das Joggeli gefüllt mit Zorn: Der Tiefpunkt nach der Trainerentlassung
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Historisch
FCB

Das Joggeli gefüllt mit Zorn: Der Tiefpunkt nach der Trainerentlassung

02.10.2023 00:56 - update 02.10.2023 02:35
Florian Metzger

Florian Metzger

Nach der Entlassung von Timo Schultz blamiert sich ein verunsicherter FCB zuhause gegen Aufsteiger Lausanne-Ouchy. Die 0:3-Pleite sorgt für die wohl zornigste Stimmung in der Geschichte des St. Jakob-Parks.

Pfeifkonzerte, Schimpftiraden und Galgenhumor. Von den Rängen im Joggeli hagelt es massive Kritik. An die Spieler für ihre Leistung. An die FCB-Führung aufgrund der erneuten und frühen Trainer-Entlassung. Und an den alten neuen Mann an der Seitenlinie Heiko Vogel.

Verunsicherter FCB – verstimmte Fans

Dabei beginnt das Spiel mit einer sensationellen Choreographie der Muttenzerkurve. Davor erscheint dort ein Banner mit der Aufschrift: «Hätte mir euri Geduld, wäret ihr scho lang wäg!». Eine klare Botschaft an die FCB-Verantwortlichen. Dennoch feuert die Kurve die Mannschaft lautstark an und ist damit der einzige Basler Aktivposten an diesem Sonntag.

Die Unterstützung nützt nicht. Der FCB kassiert vom offensiv schwächsten Team der gesamten Liga (insgesamt 6 Tore) das 0:3. Das erste Mal in dieser Saison schiessen die Lausanner drei Tore in einem Spiel. Mit dem Penalty kurz vor Schluss hätte sogar das vierte fallen müssen. Der gehaltene Penalty von Marwin Hitz ist der einzige kleine Lichtblick in diesem Spiel.

Immer wieder kann Lausanne-Ouchy das Spiel ohne Druck aufbauen und praktisch ungehindert durch die Basler Reihen spazieren. Die FCB-Spieler scheinen von den vergangenen Tagen völlig verunsichert zu sein. Das Verständnis und die Geduld der Fans im gesamten Stadion schwinden nach dieser turbulenten Zeit. Abermals ist ein Pfeifkonzert in Richtung des passiven FCB zu hören. Auch beim Schlusspfiff. Die Spieler machen eine kleine verlegene Entschuldigungs-Runde, werden von den Fans aber in die Kabine geschickt. Einzig Fabian Frei und Taulant Xhaka bleiben noch länger auf dem Feld und sprechen mit einigen Personen aus der Muttenzerkurve.

Niedergeschlagener Captain

Eine solche Stimmung hat Frei, immerhin der Rekordspieler der Vereinsgeschichte, noch nie erlebt. «So nicht, nein. Ich mag mich zumindest nicht daran erinnern. Nach einigen Spielen mussten die Leuten enttäuscht oder sauer nach Hause gehen. Aber ich habe schon das Gefühl, dass heute der Kessel sehr fest gebrodelt hat», erzählt der sichtlich niedergeschlagene Captain. Die sportliche Situation geht nicht spurlos an ihm vorbei. «Das tut weh! Ich hätte nicht gedacht, dass ich den aktuellen Moment, in dem wir uns befinden, in meiner aktiven Laufbahn miterleben werde.»

Pfiffe gibt es auch zu Beginn, als der Name des neuen FCB-Trainers Heiko Vogel auf dem Bildschirm erscheint. Ebenso, als Vogel nach der ersten Halbzeit das Spielfeld verlässt. Nach dem Spiel auf diese Pfiffe angesprochen sagt Vogel, dass er dafür Verständnis habe: «Das ist völlig legitim. Für mich ist das die Faszination Basel. Wir haben fantastische Fans. Wenn sie der Meinung sind, dass es so ist, dürfen sie den Unmut an meiner Person auch äussern. Es geht immer um die Art und Weise. Es war klar, dass es im Stadion auch Pfiffe gegen meine Person geben wird. Alles ok.»

Auch er habe verunsicherte Spieler auf dem Platz gesehen und erklärt: «Zwei Tage nach und ein Tag vor einem Spiel kann man nicht Eineinhalbstunden auf dem Platz verbringen. Es war also nur ein kurzer Moment, in dem wir zusammen die Marschrichtung aushecken und vermitteln konnten. Aber es ist klar, dass es nicht erst seit heute ein sehr fragiles Gebilde ist.»

Entlassung zum falschen Zeitpunkt?

Damit liefert er gerade selbst Gründe für die Bejahung der zentralen Frage: Kam die Trainerentlassung zum falschen Zeitpunkt? «Die Frage ist berechtigt. Mit diesem Spiel und Ergebnis hast du keine Gründe dagegenzusprechen. Aber aus meiner Sicht natürlich nicht, sonst hätten wir es nicht gemacht», sagt Vogel auf diese Frage.

Im Nachhinein sei man immer schlauer antwortet Frei auf diese Frage: «Wenn wir aber gewonnen hätte, würde es heissen, dass es der richtige Impuls gewesen ist. Es ist nicht meine Aufgabe dies zu entscheiden. Mich belastet am meisten, dass wir nicht gut Fussball spielen. Alles was ich sehe ist eine verunsicherte Mannschaft auf dem Platz, die im Moment nicht genau weiss, was sie macht. Das macht mir weh. Alles drumherum liegt nicht in meiner Verantwortung. Ich habe dazu natürlich eine Meinung, aber die ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.»

Schritt für Schritt aus der Leidenszeit

Die zornige Stimmung im Stadion habe Vogel kommen sehen und auch Verständnis dafür. Entsprechend hat er die Mannschaft darauf eingestellt. Davon könne sie profitieren, so der neue Cheftrainer: «Das ist die negative Erfahrung von Faszination Fussball, die man machen muss. Darin besteht auch eine grosse Chance. Daran kann man wachsen. Wir haben einige junge Spieler. Die Mannschaft muss einen Charakter entwickeln.»

Bereits im Vorfeld der Partie habe er der Mannschaft gesagt, dass nun eine Leidenszeit auf sie zukommen werde. «Aus der müssen wir uns Schritt für Schritt befreien», so die Vorgabe des neuen Cheftrainers. Nun kann er mit der Mannschaft eine Woche lang arbeiten. Am Sonntag gastiert der FCB dann in Bern zum ersten Direktduell mit dem amtierenden Meister. Danach ist bereits Länderspielpause – wäre vielleicht ein besserer Zeitpunkt für einen Trainerwechsel gewesen.

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03.10.2023 08:34

Maxschmid

Man müsste den ganzen Verwaltungsrat auswechseln es wir nurschlimmer inklusiv Degen und vogel

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02.10.2023 07:30

skywings2

So nun weg mit dem Vogel. Als er etwas erfolgreich war hatte er eine von Fink zusammengestellte Truppe, letztes Jahr “zeichnete” er sich aus, indem er allzuwild an der Seitenlinie ruderte, jetzt ist er zu feige an einen Pressetermin zu kommen nachdem gegen LS verliert.

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