
Das Pilzeln boomt – was du dabei beachten solltest
David Frische
Das Sammeln von Pilzen liegt im Trend, gerade bei jungen Menschen. Erfahrene Pilzsammler:innen spüren den Boom – und warnen: Denn das Pilzeln kann nicht nur schön, sondern auch gefährlich sein.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Menschen, besonders Junge, entdecken das Pilzeln für sich – doch mit dem Trend steigt auch die Zahl der Vergiftungen, warnen Fachleute.
- Von rund 5000 Pilzarten sind nur etwa 200 essbar; besonders der Grüne Knollenblätterpilz ist tödlich und oft schwer zu erkennen.
- Expert:innen raten dringend, Funde vor dem Verzehr in einer Pilzkontrolle prüfen zu lassen – Apps und Bücher helfen nur ergänzend.
«Da ist einer!», ruft Wolfgang Schori. Wie ein Spürhund streift er durchs Dickicht, den Blick stets auf den Boden gerichtet. Schori ist Präsident des Vereins für Pilzkunde Basel. Baseljetzt begleitet ihn beim Pilzeln im Wald bei Therwil.
Vorsichtig zieht der 64-Jährige das entdeckte Exemplar aus dem Boden. «Das ist ein Grüner Knollenblätterpilz.» So schön er auch aussieht, so gefährlich ist er. Schori hält einen der giftigsten Pilze in unseren Landen in der Hand. Der Grüne Knollenblätterpilz kann tödlich sein.
Wolfgang Schori stösst auf einen Grünen Knollenblätterpilz:
Im Wald nach Pilzen suchen und diese idealerweise abends auf dem Teller haben, das machen sich immer mehr Menschen zum Hobby. Pilzeln boomt, das spürt auch Schori. Das Interesse an den Pilzen steige in der Bevölkerung. «Man hört von überall, auch von anderen Vereinen, dass die Anfragen gestiegen sind.» So auch beim Verein für Pilzkunde Basel. «Das heisst aber nicht, dass alle Mitglied werden wollen. Es gibt Leute, die kommen ein paar mal und dann wieder nicht. Aber die Anfragen sind sicher häufiger und das Interesse der Bevölkerung ist grösser.»
Mehr Sammler, mehr Vergiftungen
Damit steige auch die Gefahr von Vergiftungen – gerade bei Neulingen, die sich nicht mit Pilzen auskennen. Von den hiesigen Pilzarten sind nur ein Bruchteil essbar, etwa 200 von rund 5000 Arten. Wer wild drauflos sammelt, läuft schnell Gefahr, den falschen Pilz auf dem Teller zu haben. «Wenn jemand Pilze sammelt, um ein Pilzgericht daraus zu machen, ist es wichtig, dass er in die Pilzkontrolle geht, bevor er sie konsumiert», betont Schori.
In Pilzkontrollen arbeiten sachverständige Personen, welche die Pilze genau unter die Lupe nehmen und den Sammler:innen sagen, ob sie geniessbar sind oder nicht. Auch in den beiden Basel gibt es Pilzkontrollstellen, die Links dazu findest du unten.
Diesen Schritt sparen sich manche Pilzsammler:innen – mit teils verheerenden Folgen. «Man hat vergangenes Jahr wieder gesehen, dass die meisten Pilzvergiftungen aufgetreten sind, weil die Leute die Pilze nicht vorab kontrollieren liessen», so Schori. Der Giftnotruf 145 bestätigt dies auf Anfrage. Gemäss Tox Info Suisse mussten in den vergangenen Jahren mehr Menschen wegen Pilzvergiftungen beraten werden.

Symptome können erst Tage später auftreten
Wie wichtig der Gang zur Pilzkontrolle ist, zeigt auch folgender Fakt: Rund 200 Gramm des hochgiftigen Grünen Knollenblätterpilzes wurden im letzten Jahr aussortiert – und die Sammler:innen somit vor Schlimmerem bewahrt. Trügerisch an diesem Pilz ist laut Experte Schori, dass man in den ersten Stunden von der Vergiftung noch nichts merkt. «Es gibt Pilze, die lösen sehr schnell Symptome. Die sind eigentlich weniger giftig. Jene Pilze, die erst nach 48 bis 72 Stunden Probleme verursachen, das sind die hochgiftigen.»
Weitere Hilfsmittel beim Pilzeln
Neben der Pilzkontrolle gibt es heute auch andere Mittel, die beim Pilzeln helfen: Apps und Bücher. Schori schätzt diese Möglichkeiten und empfiehlt sie auch zur Nutzung, weil man dadurch sein persönliches Wissen über Pilze vergrössere. Trotzdem sei es wichtig, die Pilzkontrolle aufzusuchen und sich nicht nur auf Literatur und technische Hilfsmittel zu verlassen. Zu gross sei die Verwechslungsgefahr zwischen ähnlichen Arten. Beim Pilzeln gelte zudem die Regel: nur frische Pilze in gutem Zustand sammeln. Modrige, schimmlige oder angefressene Pilze eignen sich nicht, da auch Expert:innen die Art dann oft nur mühsam bestimmen können. (daf)
Dass lange nicht jeder Pilz geniessbar ist, zeigt sich auch an diesem sonnigen Herbsttag. Während rund einer Stunde sammelt Wolfgang Schori seinen Korb mit Milchlingen, Tintlingen, Knoblauchschwindlingen und dem Grünen Knollenblätterpilz. Keiner dieser Pilze ist essbar. Schori stört das aber nicht. Er sammelt die Pilze, um sie später genau unter die Lupe zu nehmen. «Für mich ist einfach die Vielfalt und das Thema Pilze wichtig. Und wenn ich dann mal einen Steinpilz finde unterwegs, dann freue ich mich umso mehr und nehme den natürlich mit, das ist klar.»
Unterwegs beim Pilzeln mit Wolfgang Schori:
Dafür trifft sich Schori jeweils am Montagabend mit anderen Pilzsammler:innen im Verein für Pilzkunde. Der Verein steht Interessierten offen.

Hier findest du mehr Infos zum Verein für Pilzkunde Basel.
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Thomy
Guter Hinweis
spalen
nicht nur besteht eine gefahr für die gesundheit, auch das unfachmännische pflücken ist eine gefahr, aber für die pilze
Sonnenliebe
Genau so ist es!