David Degen: «Bin froh, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein»
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Saisonende
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David Degen: «Bin froh, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein»

29.05.2023 23:21
Florian Metzger

Florian Metzger

Der FC Basel sichert sich im letzten Saisonspiel dank einem 3:1-Sieg über GC den letzten europäischen Platz. Nach dem Spiel werfen der Captain, der Sportchef und der Präsident einen Blick zurück und voraus.

In der letzten Halbzeitpause der Saison dürfte der Puls der FCB-Akteure noch enorm hoch sein. Nach 45 Minuten steht es im Joggeli gegen GC nur 0:0. Weil St. Gallen zur gleichen Zeit bereits mit 3:0 gegen Sion führt, würde der FCB mit einem Remis gegen GC die europäischen Plätze verpassen.

Frei: «Ich sehe ja nicht in die Finanzen»

Umso grösser die Erlösung nach dem 3:0 durch Dan Ndoye in der 81. Minute. Es ist die Entscheidung in diesem Saisonfinale. Wieviel genau auf dem Spiel gestanden ist, weiss aber auch Captain Fabian Frei nicht so genau: «Ich sehe ja nicht in die Finanzen und weiss nicht, wie wichtig dieser Sieg fürs Überleben dieses Vereins war. Deshalb konzentriere ich mich einfach auf den Fussball. Natürlich wäre es schade gewesen, wenn wir diese Chance nicht gepackt hätten. Aber es gab ja auch schon Saisons, in der wir nicht international dabei waren und kamen auch dort durch. Wir müssen auch nicht aus jeder Mücke einen Elefanten machen.»

Vor der Spielentscheidung durch Ndoye bringen aber zwei andere Spieler den FCB auf Europa-Kurs, die in dieser Saison besonders auf sich aufmerksam gemacht haben. Der Doppeltorschütze Zeki Amdouni, der bei beiden Toren perfekt von Darian Males bedient wird. Letzterer weiss noch nicht, wie seine Zukunft aussehen wird.

«Hatten immer einen Plan B»

Nach dem Spiel stellt sich nicht nur wie üblich als Interimstrainer Heiko Vogel den Medien. Er wird auch von FCB-Präsident David Degen begleitet. Unmittelbar nach dem Spiel soll bereits die Saison bilanziert werden. Die Sinnfrage lassen wir hier mal weg. Es wird zurückgeschaut auf eine Saison, die den Fans international unglaublich viel Freude bereitet, aber national auch für viel Leid und Frust gesorgt hat.

Degen analysiert: «Wir haben eine sehr erfolgreiche internationale Kampagne gespielt. In der Meisterschaft haben wir aber sicher nicht die Performance auf den Platz gebracht, die man vom FC Basel erwarten kann und darf. Wir waren zu inkonstant. Daraus müssen wir unsere Schlüsse ziehen und daran arbeiten. Ich habe immer gesagt, dass die Meisterschaft unsere Pflichtaufgabe ist. Deshalb bin ich jetzt wirklich noch froh, dass wir eigentlich mit einem blauen Auge davongekommen sind.» Aber es sei wirklich auch nur das Minimalziel erreicht worden, sagt Degen weiter.

Die FCB-Führung sei auf alles vorbereitet gewesen, auch wenn der FCB in dieser Saison ganz leer ausgegangen wäre. «Ich möchte betonen, dass wir immer einen Plan B gehabt haben. Sonst hätten wir unseren Job im Verwaltungsrat und im gesamten Club nicht gemacht, wenn wir nicht auch mit dem Szenario geplant hätten, dass wir nicht hineinkommen. Wir hatten den Plan in der Schublade.» Wie dieser Plan B genau ausgeschaut hätte, will Degen aber nicht verraten. «Es ist nicht eingetroffen, dann will ich auch gar nicht darüber reden.»

«Haben keinen finanziellen Zwang»

Mit dieser Saison geht auch die Ära Vogel an der Seitenlinie vorbei. Seine Trainerkarriere ist zumindest vorübergehend auf Eis gelegt. Nun kann er sich ganz seinem eigentlichen Job als FCB-Sportdirektor widmen. Dort gilt sein Fokus momentan natürlich der Kaderzusammenstellung für die kommende Saison.

«Mit der Aussicht auf ein internationales Geschäft verändert sich auch unsere Situation auf dem Transfermarkt. Dadurch ist die Spannweite ein bisschen breiter geworden. Wir müssen die Schwachpunkte herausfiltrieren und sie versuchen, zu beheben», sagt Vogel und meint mit Schwachpunkte nicht unbedingt Spieler. «Die Basis, die wir jetzt vorfinden, ist schon ein Unterschied zur Basis, die wir am Anfang der abgelaufenen Saison hatten. Die Jungs haben nun 60 Spiele geliefert. 60 Spiele bedeutet, dass sie bis zum Schluss irgendwo dabei waren. Eigentlich bin ich aber der Meinung, dass sie für das Ganze noch gar nicht bereit waren. Trotzdem haben sie es geschafft.»

Die Zukunft von Spielern wie Males oder Andi Zeqiri ist immer noch ungewiss. Dass man bis heute warten musste, für Gewissheit zu sorgen, sei nicht nur am Club gelegen. Auch die Spieler wollen natürlich wissen, ob sie nächste Saison europäisch spielen können oder nicht, bevor sie einen Vertrag unterschreiben. «Das haben wir nun geschafft. Ab morgen geht es jetzt in die Planung für die neue Saison. Dann schauen wir einmal, was wir alles stemmen können und was nicht», sagt der neu vollzeitige Sportdirektor und ergänzt, dass das Ziel dieser Sommerpause sei, den Umbruch zu minimieren.

Nun sei der FCB nicht gezwungen, unbedingt Spieler zu verkaufen. Andy Diouf, Zeki Amdouni und auch Andy Pelmard haben aber auf sich aufmerksam gemacht und könnten den Verein verlassen. Daran zerbricht sich Degen nicht den Kopf: «Wir reden nicht über ungelegte Eier. Jetzt schauen wir mal was passiert und sehen es dann, wenn es passiert. Wir haben aber keinen finanziellen Zwang, sondern verkaufen dann Spieler, wenn es Sinn macht. Beziehungsweise, wenn das Angebot für den FCB stimmt. Sonst bleiben sie beim FC Basel.»

«Mein Akku ist leer»

Nicht nur den Spielern hat diese Saison enorm viel Kraft gekostet. Auch Vogel und Degen haben viel Energie liegen gelassen. «Mein Akku ist leer, das muss ich ganz offen zugestehen. Für mich persönlich wird es nun aber ein bisschen leichter, weil ich die Belastung als Trainer nicht mehr habe», sagt Vogel. Dieser Akku würde sich aber schnell wieder aufladen, weil das Positive nun überwiegen würde. «Aber auch mit halbem Akku kann man noch telefonieren. Also bei meinem Handy geht das. Es kommt zwar der Sparmodus, aber es geht», sagt Vogel, um bei der Handy-Metapher zu bleiben.

Diese Saison hat auch Degen in Mitleidenschaft gezogen: «Das Auf und Ab hat mich vor allem emotional viel Kraft gekostet. Aber ich glaube, die nächsten zwei drei Wochen sind für uns entscheidend, um die richtigen Weichen für die nächste Saison zu stellen. Dann gibt es vielleicht in der Vorbereitung eine kurze Auszeit für mich.»

In gut drei Wochen (21. Juni) ist bereits wieder Trainingsstart für die Vorbereitung der kommenden Saison. Wenn möglich sollte bis dann das Gerüst der Mannschaft stehen, damit der neue Trainer mit ihr arbeiten kann. Darauf ist der Captain schon jetzt gespannt. «Der neue Trainer kann sich wirklich auf eine Mannschaft freuen, die intakt ist und Charakter hat. Das hat sie auch heute bewiesen», so Frei.

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