Jahresfazit
FCB

David Degen im Interview: «Könnte ein Buch über dieses Jahr schreiben»

17.12.2023 22:09
Florian Metzger

Florian Metzger

Mit dem 0:1 in Luzern gelingt dem FCB nach einem schwierigen Halbjahr doch noch ein versöhnlicher Jahresabschluss. Nach dem Spiel stellt sich FCB-Präsident David Degen den Medien.

David Degen, wie haben Sie heute das letzte Spiel des Jahres erlebt?

David Degen: Heute war das Glück vielleicht ein bisschen auf unserer Seite. Das nehmen wir natürlich gerne mit nach dieser holprigen Saison. Das Wichtigste waren die drei Punkte. Es war fast ein Sechs-Punkte-Spiel, wenn man auf die Tabelle schaut. Jetzt müssen wir in der Winterpause die richtigen Schlüsse ziehen, dann gehen wir hoffentlich gestärkt in die Rückrunde.

Ist der Glaube an einen Platz unter den ersten Sechs zurückgekehrt?

Dazu sage ich nichts. Ich will nur von Spiel zu Spiel schauen. Ein Punkt nach dem anderen. Alles andere werden wir sehen.

Wenn Sie auf das vergangene Jahr zurückblicken, was hat Ihnen sportlich am meisten Freude gemacht?

Das ist klar. Am meisten habe ich mich über den Einzug ins Halbfinale gefreut.

Was hat Ihnen am meisten weh getan?

Vieles. Die Entlassung von Alex Frei, aber auch die von Timo Schultz. Es ist so viel passiert, ich könnte ein Buch über dieses Jahr schreiben. Es gibt so viele Themen, dass man bis morgen darüber reden könnte. Es gab so viele Momente, in denen ich mich gefragt habe, was hier eigentlich los ist.

Welche Baustellen wollen Sie in der Winterpause beseitigen?

Ich möchte jetzt sicher keine konkreten Namen nennen. Aber es ist klar, dass wir den einen oder anderen Fehler, den wir im Sommer gemacht haben, jetzt im Winter beheben müssen. Da wird sicherlich der eine oder andere auch noch dazukommen. Aber ich will jetzt keine konkreten Massnahmen nennen. Wir werden sehen.

Wechselt Michael Lang zu GC?

Gerüchte kommentiere ich nicht. Es gibt erst etwas zu sagen, wenn die Zeit reif ist.

Wie geht es mit Thierno Barry weiter?

Er hat letzte Saison nicht einfach so 25 Scorerpunkte gemacht, weil er nicht Fussball spielen kann. In dieser Saison hat er bereits viel erlebt. Zwei Rote Karten und die Sperre am Anfang. Danach das Ausscheiden gegen Kostanay. Dann gewisse Anfeindungen von Fans in den sozialen Medien. Vielleicht war das alles zu viel. Der Junge ist Ende Oktober erst 21 Jahre alt geworden. Das sind alles Menschen. Natürlich hat er nicht seine beste halbe Saison gespielt. Er hat auch unglückliche Fehler gemacht. Zum Beispiel Stockfehler, das ist auch eine Frage der Konzentration. Aber noch einmal: In Belgien hat er seine Qualitäten bewiesen, weswegen wir ihn geholt haben. Darüber brauchen wir nicht zu diskutieren, das war unbestritten. Aber, dass er es in dieser Saison noch nicht gezeigt hat, ist definitiv auch unbestritten.

Ist ein Leihgeschäft eine Option?

Wir sind uns noch nicht sicher, was die richtigen Massnahmen für Thierno sind. Da spielen viele Faktoren eine Rolle. Fabio Celestini spielt sicher auch eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung. Und auch der Spieler selbst. Er muss sich hier wohl fühlen und sagen, dass er sich hier aus diesem Loch herauskämpfen will. Es ist ein Kampf. Wenn er sich dem stellen will, stehen wir natürlich voll hinter ihm.

Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit von Fabio Celestini?

Ich hatte das Glück, auch nach meiner aktiven Karriere viele Trainer kennen zu lernen, auch aus dem Ausland. Jetzt habe ich gesehen, wie Fabio arbeitet. Das ist schon einmalig in der Schweiz. So arbeitet man im Ausland. Ich bin sehr beeindruckt von dieser akribischen Arbeit. Am Schluss entscheiden die Details, wie die 90 Minuten ausgehen werden. Er kümmert sich um jedes Detail, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Jetzt gibt es viele Sitzungen. Geht es dabei auch um den Vertrag des Trainers? Der läuft ja nur bis zum Ende der Saison…

Wir hatten ihm im Sommer einen Vertrag für anderthalb Jahre angeboten. Aber er hat gesagt, er will einfach anfangen zu trainieren und nicht viel diskutieren. Wir werden sehen, ob wir im Winter oder im Frühjahr mit ihm sprechen. Fabio ist nicht gekommen, um schnell zu gehen. Und wir wollten nicht mit Fabio arbeiten, um schnell eine andere Lösung finden zu müssen. Das muss weiter wachsen. Man hat bis jetzt schon ein Wachstum gesehen. Bisher hat er zwei Niederlagen kassiert, bei denen wir jeweils in der 18. Minute eine Rote Karte bekommen haben. Lange Rede, kurzer Sinn. Wir werden sehen, wann wir verlängern. Und ich betone nochmals: Wir wollen nicht einfach Trainer entlassen. Ich bin der Letzte, der Trainer entlassen möchte. Ich will Kontinuität und Konstanz. Aber wir sind eine Leistungsgesellschaft und müssen Leistung bringen. Wenn das nicht der Fall ist, muss jemand eine Entscheidung treffen und die Verantwortung übernehmen.

Celestini hat immer betont, dass er sich noch keine Gedanken über die Winterpause machen will. Die Sportkommission wohl schon, oder kommt erst jetzt die große Analyse?

Nein. Wir haben schon vor Wochen intensiv mit der Arbeit begonnen. Wir haben bereits intensive Gespräche zu verschiedenen Themen geführt. Wir stellen alles auf den Prüfstand. Wie wir heute gesehen haben, haben wir zehn oder elf Verletzte. Da muss man sich auch die Frage stellen, ob wir etwas falsch machen. Auch die Trainerwechsel spielen da eine Rolle. Die Spieler wollen natürlich gerade in den ersten Trainings alles geben. Aber ich kann jetzt nicht sagen, warum wir so viele Verletzte haben. Wir wollen der Sache auf den Grund gehen, denn so kann und darf es nicht sein. Ich glaube auch nicht, dass das irgendwie Zufall ist. Auch das ist ein Thema, das wir analysieren müssen. Wir werden keinen Stein auf dem anderen lassen, denn wir haben Fehler gemacht. Die müssen wir jetzt korrigieren.

Bleiben wir beim Thema Gesundheit. Wie geht es Ihnen persönlich nach diesen schwierigen Monaten?

Ich bin ein Stehaufmännchen. Ich stehe immer auf, egal wie schwer es ist.

Und wie geht es Ihrer Schulter nach der Operation?

Am Montag durfte ich das Stützkissen wegnehmen. Ich darf noch nicht die Hand geben, noch nichts machen. Ich weiss nicht, ob das gut geht. Anscheinend sei es bei mir schwierig gewesen. Aber lassen wir uns überraschen.

Wie verbringen Sie die Feiertage?

Ich bleibe zu Hause bei meiner Familie und gehe nirgendwo hin.

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