Die Debatte um Leila Moon schreibt ihr nächstes Kapitel
Shahed Staub
Leila Moon soll den Kulturförderpreis erhalten. Doch seit der Vergabe raufen sich Jury, Kanton und Politik die Haare. Ein offener Brief plädiert nun für die Kunstfreiheit – ohne politische Grenzen.
Keine Woche ist es her, als die Abteilung Kultur des Basler Präsidialdepartements den Kulturförderpreis 2024 vergeben hat. Dieser wird auf die Empfehlung einer unabhängigen Jury verliehen. Die Auszeichnung sollte an die DJ Leila Moon gehen – sollte.
Die Ereignisse überschlagen sich: Bereits am Tag der Bekanntgabe reicht die SVP einen Vorstoss gegen die Entscheidung ein. Namentlich Joël Thüring meldete sich zu Wort und forderte, die Verleihung des Preises an die «Israel-Hasserin» rückgängig zu machen. Leila Moon habe auf Instagram Posts veröffentlicht, die auf eine Sympathie zu den Hamas-Terroristen schliessen lasse, so die SVP.
Der Vorstoss zeigt Wirkung: Einen Tag später, am Freitag, kündigt die kantonale Abteilung Kultur an, die Vergabe des Kulturförderpreises an Leila Moon zu überprüfen. Damit stellt sich die Abteilung Kultur, insbesondere Kulturchefin Katrin Grögel, gegen den Entscheid der Jury. Die für den 29. November geplante Preisverleihung wird abgesagt. Doch die Geschichte ist damit längst nicht abgeschlossen. Am Dienstag folgt ein weiteres Kapitel: Über 1500 Personen unterzeichnen einen offenen Brief an Regierungspräsident Conradin Cramer (LDP) und Kulturchefin Katrin Grögel. Darin fordern sie, den Entscheid der Jury zu unterstützen und die Vergabe des Preises an Leila Moon beizubehalten.
Die Frage ums Einmischen der Politik
Es stellt sich dabei auch die grundsätzliche Frage, ob die Politik in diesen Prozess eingreifen sollte. Oder ist die Frage gar falsch gestellt? Geht es gar nicht darum, ob sich die Abteilung der Kultur von der Politik unter Druck setzten lassen soll. Sondern ob Kultur per se politisch ist und auch sein soll?
Und wofür braucht es ein Gremium von Expertinnen und Experten, wenn am Schluss doch die Amtsleiterin entscheidet? Diese Fragen bleiben am Mittwochnachmittag von Kulturchefin Katrin Grögel unbeantwortet.
Ähnlicher Fall vor zwei Jahren
Katrin Grögel stand bereits einmal im Fokus der Schlagzeilen. Im Jahr 2023 gab es einen Fall, der Parallelen zur Causa Leila Moon aufwies: Der Basler Schriftsteller Alain Claude Sulzer hatte bei der Abteilung Kultur ein Fördergesuch für ein Buch mit dem Arbeitstitel «Genienovelle» eingereicht. Darin verwendete er das Wort «Zigeuner».
Daraufhin erhielt Sulzer Post. Die Abteilung Kultur forderte ihn auf, sich für die Nutzung dieses Begriffs in seinem Romanprojekt zu rechtfertigen, da er laut Duden als diskriminierend gilt. Sulzer empfand dies als zu weitgehend und zog sein Gesuch zurück. Im Jahr 2023 sagte er gegenüber Bajour: «Das ist ein klarer Eingriff in den Prozess, wie diese Werkbeiträge vergeben werden. Das ist noch kein Verbot, aber bereits Zensur.»
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Knurrhahn
Leila Moon verlangt von Israelischen Künstlern, dass sie sich offen gegen die rechtsextreme Regierung und ihre Kriegsgräuel äussern. Klar. Aber hat sie sich jemals gegen Hamas und ihre Morde an Festivalgängern geäussert? Oder gegen Antisemitismus?
skywings2
Wenn es stimmen sollte, dass diese Frau sagte ” kauft nicht bei Juden ein ” wäre das massivst Rassistisch. So begann es damals in Deutschland.
seppertonni
Guten Tag. Welcome in Basel. Antisemitismus ist hier trend