Die Elisabethenkirche: Ein neugotisches Gesamtkunstwerk mit bewegter Geschichte
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Historisches
Basel-Stadt

Die Elisabethenkirche: Ein neugotisches Gesamtkunstwerk mit bewegter Geschichte

06.06.2024 06:04
Jennifer Weber

Jennifer Weber

Vor genau 160 Jahren hat der Eröffnungsgottesdienst in der Elisabethenkirche stattgefunden. Seither hat die Kirche eine bewegte Geschichte hinter sich.

Der Eröffnungsgottesdienst der Elisabethenkirche – am 6. Juni 1864 – fand ohne die farbigen Chorfenster statt. Diese fehlten damals noch. Und auch der Gönner der Kirche hat die Eröffnung nicht mehr miterlebt. Christoph Merian finanzierte die Elisabethenkirche. Er verstarb jedoch bereits am 22. August 1858 nach langer Krankheit.

«Christoph Merians Zielsetzung, sich mit der Errichtung der Elisabethenkirche eine würdige Grablege und der Stadt einen repräsentativen Kirchenbau zu geben, wurden vollauf erfüllt», steht im Basler Stadtbuch geschrieben. Ferdinand Stadler baute die Kirche von 1857 bis 1864 und sie habe «auch weit über die Grenzen der Schweiz hinaus Bedeutung gefunden».

Die Elisabethenkirche: Ein neugotisches Gesamtkunstwerk mit bewegter Geschichte
Die Elisabethenkirche vom Kohlenberg aus gesehen. Bild: Keystone

Auch heute noch sei die Elisabethenkirche als bedeutendster Kirchenbau der Neugotik in der Schweiz anzusehen. «Dies gilt nicht nur für die Architektur und ihre städtebauliche Eingliederung, sondern auch für die Ausstattung, die das Bauwerk in den Rang eines einzigartigen Gesamtkunstwerkes romantisch-historisierender Architekturauffassung erhebt.»

Für die Lage der Kirche habe sich Merian bewusst entschieden: Denn hier sollte ein «neues städtebauliches Zentrum moderner staatlicher Bildungsgeselligkeit» entstehen, wie es im Stadtbuch heisst. So entstanden in den Jahren davor und danach das Stadttheater, die Kunsthalle, das neue Stadttheater, der Musiksaal und das Steinenschulhaus. «In diesem neuen für die Kultur bestimmten Stadtquartier setzte Merian mit der Elisabethenkirche, dem Pfarrhaus und dem Schulhaus einen weiteren städtebaulichen und kulturellen Akzent.»

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts habe die Gotik als «allein gültiger Stil» für Kirchenbauten gegolten. Daher wurde die Elisabethenkirche, genau so wie der Kölner Dom, der ein paar Jahre zuvor entstanden ist, im Stil der Neogotik erbaut. «In der Verbindung mittelalterlicher gotischer Architektursprache mit dem Typus einer dreischiffigen Halle mit Emporen, schuf Stadler den protestantischen Kirchentyp des 19. Jahrhunderts», heisst es im Basler Stadtbuch. Auch die «ausserordentlich reiche und künstlerisch hochstehende architektonische Detailgestaltung» wird im Stadtbuch hervorgehoben.

Renovierung und Umgestaltung

Wegen der fortschreitenden Steinverwitterung sei bereits ab 1895 eine umfassende Restaurierung des Äusseren der Kirche nötig gewesen. Immer wieder seien Sandsteinteile aus der Fassade gebrochen.

1968 wurde darüber diskutiert, die Elisabethenkirche abzureissen. Als die Lukaskirche 1973 erstellt wurde, ist auch die Funktion der Elisabethenkirche als Gemeindekirche weggefallen. Nach verschiedenen Zwischennutzungen wurde die Elisabethenkirche schliesslich zwischen 1990 und 1994 umfassend renoviert. Viele Details aus der Bauzeit seien erhalten geblieben. Die Kosten der Renovierung: 10 Millionen Franken, wie es auf der Webseite der Offenen Kirche Elisabethen heisst.

Die Elisabethenkirche: Ein neugotisches Gesamtkunstwerk mit bewegter Geschichte
Die Elisabethenkirche wurde mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Bild: Keystone

Zum Zweck der heutigen Nutzung seien im Innern der Kirche diverse bauliche Massnahmen getroffen worden. Diese beliefen sich auf 0,5 Millionen Franken und wurden von der Christoph Merian Stiftung getragen. Dadurch sei eine flexible Nutzung des Kirchenraums möglich geworden. Eine Café-Bar, eine WC-Anlage sowie Grundausrüstung für Licht und Ton wurden eingebaut.

Am 30. April 1994 wurde die Elisabethenkirche wieder eröffnet. Die Evangelisch-Reformierte Kirche Basel-Stadt übergab in einem Leihvertrag die Elisabethenkirche an den ökumenischen Verein Offene Kirche Elisabethen. Sie ist damit die erste City-Kirche der Schweiz. «Sie ist Gotteshaus und Menschenhaus in einem, ein Ort für Stille und Ruhe, aber auch für Feste und Lebensfreude.»

Seit 2022 wird der Ostturm der Kirche einer gründlichen Totalrevision unterzogen. Der Zustand des Sandsteins habe dies nötig gemacht.

Die Haupt-Informationen in diesem Artikel stammen aus dem Basler Stadtbuch.

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Kommentare

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27.07.2024 09:30

GLOBA

1968 wurde darüber diskutiert, die Elisabethenkirche abzureissen. Da wäre Platz für das neue Hallenbad…

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