Die Gipfeltriebernte ist nichts für schwache Nerven
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Die Gipfeltriebernte ist nichts für schwache Nerven

27.07.2023 18:31 - update 28.07.2023 10:01
Leonie Fricker

Leonie Fricker

Das gibt es nur alle vier Jahre: In schwindelerregender Höhe werden mit einem Helikopter Äste aus Baumkronen geerntet. Die Proben werden zeigen, wie sich der Zustand des Waldes verändert hat.

Alle vier Jahre wird in der Schweiz eine Gipfeltriebernte durchgeführt. Allein in der Region Basel werden dafür über 30 Waldflächen mit dem Helikopter angeflogen. Das sorgt für viel Lärm an den verschiedenen Start- und Landeplätzen und für neugierige Blicke. Zum Beispiel von Marko aus Riehen. Um den Helikopter in Ruhe bestaunen zu können, hat er extra eine Pause von seiner Velotour auf die Chrischona eingelegt. «Ich bin zum ersten Mal so nah an einem Helikopter. Hier spürt man den Wind und die Kraft der Propeller, das ist echt cool.»

Ernte in schwindelerregender Höhe

Am meisten Wind bekommt aber derjenige ab, der an einem Seil hängend unten am Helikopter mitfliegt, um die Äste aus den Baumkronen zu pflücken. In schwindelerregender Höhe werden dort die bereits in den Vorjahren markierten Baumkronen mit Hilfe des Piloten angepeilt und die Äste abgeschnitten. Drei Baumarten werden im Rahmen der Interkantonalen Walddauerbeobachtung untersucht: Fichte, Eiche und Buche.

«Wir sind sehr froh, dass es in den vergangenen Wochen geregnet hat und es nicht so heiss ist wie letztes Jahr», sagt Ueli Meier, Leiter Amt für Wald beider Basel. Die hohen Temperaturen und die langen Trockenphasen im vergangenen Jahr hätten dem Wald zugesetzt. «Im Wald begegnet man trockenen Bäumen und Kronen mit dürren Ästen», sagt Meier. Gleichzeitig gebe es in den Basler Wäldern aber auch viele junge, gesunde Bäume. «Noch reagiert der Wald positiv auf den Regen, das macht mir Hoffnung.»

Ast-Proben werden untersucht

Die Proben werden zeigen, wie sich der Zustand des Waldes in den letzten vier Jahren verändert hat. Die abgeschnittenen Äste werden ins Institut für angewandte Pflanzenbiologie im Kanton Solothurn gebracht und dort untersucht. Anhand der Proben können die Forschenden feststellen, wie es um die Belaubung steht, wie sich das Wachstum der Bäume entwickelt hat und wie häufig Früchte gebildet wurden. Der aktuelle Trend: Die Bäume tragen immer häufiger und in immer kürzeren Abständen Früchte. «Das ist kein gutes Zeichen», sagt Ueli Meier. «Das deutet auf Stress hin. Der Baum wirft vermehrt Samen ab, um junge Bäume zu produzieren, die ihn dereinst ersetzen können.»

Die ersten Resultate der Gipfeltriebernte werden erst im Winter Anfang des nächsten Jahres erwartet. Dann wird man wissen, wie es um die Bäume in den beiden Basel wirklich steht.

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