Die Kirche will beim Thema Sexualaufklärung mitmischen
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Schweiz

Die Kirche will beim Thema Sexualaufklärung mitmischen

14.11.2023 15:46 - update 14.11.2023 17:41
Lea Meister

Lea Meister

Ab sofort können Menschen in der Deutschschweiz ihre Fragen rund um Liebe, Beziehung und Sexualität anonym auf einer Online-Plattform stellen. Betreut wird die Seite vom Schweizerischen Weissen Kreuz.

«Der Verein Schweizerisches Weisses Kreuz (SWK) engagiert sich mit viel Herzblut und Fachkompetenz für tragfähige Beziehungen», heisst es auf der Webseite des SWK. Die positive Gestaltung von Beziehungen und Sexualität sei lernbar. «Von starken Beziehungen, Ehen und Familien profitieren Kinder und die ganze Gesellschaft», so der Wortlaut auf der Webseite weiter.

In der täglichen Arbeit des SWK in Schulen, Kirchen und Kitas stellten Sexualpädagog:innen fest, dass ihnen nicht genug Zeit bleibt, um alle Fragen der Schüler:innen zu beantworten. Es bestehe ein grosser Bedarf an einer «differenzierten entwicklungssensiblen Sexualaufklärung». Eine Befragung von 15-Jährigen im Kanton Basel-Stadt hat gar gezeigt, dass Jugendliche grosse Wissenslücken haben, wenn es um Sexualkunde geht. Zwölf Prozent gaben laut 20 Minuten gar an, gar keinen Sexualkundeunterricht bekommen zu haben.

Sexualpädagogische Fragen im Fokus

Ein Team von Sexualpädagog:innen beantworte deshalb die Fragen der Nutzerinnen und Nutzer auf der neuen Plattform. Im Vordergrund würden dabei sexualpädagogische und nicht sexualethische Fragen stehen, die Plattform ersetze keine therapeutische oder psychologische Beratung.

Der «politisch und konfessionell unabhängige Verein» betreut ab sofort die Online-Plattform fragdoch.ch. Die Plattform soll Menschen in der Deutschschweiz die Möglichkeit bieten, ihre Fragen zu Themen wie Liebe, Beziehungen oder Sexualität anonym stellen zu können.

Mit fragdoch.ch wolle das SWK mehr Menschen «unkompliziert erreichen» und sie bei ihren Fragen rund um die Liebe unterstützen. «Die Plattform richtet sich an alle Generationen, ist userfreundlich aufgebaut und kommt in einem frischen und zeitgemässen Look daher», heisst es in der Medienmitteilung vom Montag.

Kritik auch aus der Politik

Kritik an den Wissenslücken bei Jungen kommt auch aus der Politik. So fordert beispielsweise Manuela Weichelt, Grünen-Nationalrätin, dass der Unterricht an den Wissensstand der Schüler:innen angepasst wird: «Es braucht die nötige Flexibilität der unterrichtenden Person, um sich erst ein Bild vom Wissensstand der Klasse zu machen und danach die Wissenslücken zu schliessen.»

Auch für Lorenz Hess, Mitte-Nationalrat, sind die Ergebnisse der Befragung gemäss 20 Minuten «relativ bedenklich». «Es könnte auch sein, dass mit dem riesigen Raum, den man den Gender-Debatten gegeben hat, die ‹Basics› der Sexualaufklärung vergessen gingen», sagt er gegenüber 20 Minuten. Im vergangenen Jahr gab der Nationalrat eine Analyse in Auftrag, die aufzeigen soll, wie es um die Standards im Bereich der schulischen Sexualaufklärung in der Schweiz steht. Der Fokus soll dabei auf der Qualität der Sexualaufklärung liegen.

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