
«Die Themen treffen mich, aber das soll so sein»
Manuela Humbel
Zum 50. Mal trifft Mona Vetsch auf spannende Menschen. Mit Baseljetzt hat sie über schicksalhafte Begegnungen, den Umgang mit schweren Erlebnissen und ihren schwierigen Start mit Tanja Grandits gesprochen.
Tausendmal berührt hat die Moderatorin die Zuschauenden vielleicht nicht, aber mindestens 49-, bald 50-mal. Am Donnerstagabend wird die 50. Sendung von “Mona mittendrin” ausgestrahlt. In dieser Spezialsendung trifft die gebürtige Thurgauerin auf Personen der vergangenen Sendungen – Menschen, deren Geschichten sie und die Zuschauenden besonders berührt haben.
Normalerweise wird Mona an Orte geschickt, ohne, dass sie vorher weiss, wo es für sie hingeht. Sie wird, wie sie selbst sagt: “Drei Tage lang ins kalte Wasser geworfen.”
Am Donnerstag kann die Schweiz zuschauen, wie die Moderatorin und ihr Team die Menschen und Begegnungen aufsuchen, die viel ausgelöst haben – bei ihnen und beim Publikum. “Um zu schauen, wie die Geschichten nach deren Ausstrahlung weitergehen. Es gibt viele Geschichten, bei denen die Leute gerne wissen wollen, wie sie weitergegangen sind”, sagt die 48-Jährige. Diese 50. Sendung sei deswegen auch ein Geschenk an die Zuschauenden. “Wir erhalten viele Fragen, wie es weitergegangen ist und wollen zumindest von vier Geschichten die Fortsetzung zeigen.”
«Wieso habe ich mir nicht das Genick gebrochen?»
Da gibt es zum Beispiel Melanie Hürlimann, eine junge Frau, die durch einen Reitunfall zur Tetraplegikerin geworden ist. Den Kopf kann sie noch leicht bewegen, den Arm ein wenig benutzen. Ansonsten spürt sie ihren Körper praktisch nicht mehr.
Was hat das mit der damals 26-Jährigen gemacht? “Wenn ein so hoher Wirbel verletzt wird, hat man schon einmal den Gedanken: Wieso habe ich mir nicht gleich das Genick gebrochen? Warum muss ich das Ganze jetzt durchleben?”, hat Melanie damals gegenüber Mona in der Sendung zugegeben. Die Moderatorin hat sie vor knapp fünf Jahren im Schweizer Paraplegiker Zentrum getroffen. “Damals hat sie gerade geübt, mit ihrer neuen Situation zurecht zu kommen. Sie hatte noch keine Ahnung, wie ihr Leben aussehen wird.” Vor dem Unfall hat Melanie einen Reiterhof geführt und Reitstunden gegeben. Sie wollte weitermachen, musste aber aufgeben. Trotz all dem hat sie ihre Stärke, ihren Durchhaltewillen wieder gefunden.
Eine schicksalhafte Begegnung
Und: “Mit einer grossen Prise Zufall, hat sie eine Frau kennengelernt”, erzählt Mona Vetsch. “Das war sehr schicksalhaft.” Auf einer Autofahrt nach Deutschland hat Melanie eine Datingapp genutzt und darauf ihre heutige Partnerin Stephanie kennenglernt. Umso erstaunlicher, weil die Süddeutsche ihren Dating-Radius sehr klein eingestellt hatte, wegen der hohen Benzinpreise. Heute wohnen sie zusammen.
Mona beeindruckt Melanies Geschichte: “Wenn man sie so sieht, ist es unglaublich, wie stark sie im Leben steht und wie sie sich von diesem harten Schicksal nicht bodigen lässt. Ich glaube, sie ist wirklich eine Person, die in dieser Sendung schon viele Leute beeindruckt hat.”
«Häufig sind die Menschen stärker, als sie denken»
Melanies Leben und Geschichte sind nur wenige von vielen, in die Mona eintauchen durfte. Was hat sie durch all diese Begegnungen mit den unterschiedlichsten Menschen gelernt? “Was ich wirklich gelernt habe”, sagt sie, “ist, dass die Menschen sogar in ganz, ganz schwierigen Situationen häufig stärker sind, als sie selbst denken. Man kann darauf vertrauen, dass man irgendwoher die Kraft nimmt.”
Zusätzlich habe Mona Vetsch viel über die Schweiz gelernt und wie viele Menschen “hinter den Kulissen” einen “mega Einsatz” erbringen würden. Beispielsweise bei der Pflege in der Psychiatrie, bei der Spitex oder der Freiwilligen Arbeit. “Das sind lauter Leute, die nie irgendwelche Aufmerksamkeit erhalten, die aber systemrelevante Jobs machen – und das mit grossem Stolz und grosser Kompetenz.”
Für sie sei das sehr schön, dass sie und ihr Team die Möglichkeit hätten, das Rampenlicht auf die Menschen zu richten, die man häufig vergesse. “Das Ziel unserer Sendung ist, dass wir Verständnis für Welten schaffen, in die man weniger Einblick hat.” Das sei in unserer heutigen Zeit um so wichtiger, in der wir als Gesellschaft häufig nur noch in unseren “Bubbles” leben und ständig umringt von gleichen Meinungen und Weltansichten sind.
Weg von den eigenen Gefühlen, hin zu den anderen
Mona Vetsch trifft auf Verletzte, Kranke oder ist häufig mit dem Tod konfrontiert. Wie geht man als Mensch, als Journalistin, wie geht sie damit um? “Wenn ich beispielsweise auf Eltern treffe, deren Kind Krebs hat und die das mit so viel Stärke und Zuversicht tragen können, dann versuche ich, mehr bei ihnen zu sein, als bei mir und meinen Gefühlen.” Es gehe dann weniger um ihre eigenen Emotionen, sondern darum, herauszufinden, wie es den Leuten gehe. “Ich glaube, das hilft mir sehr bei schwierigen Situationen.”
Erst wenn sie nach Hause komme, komme der Teil hoch, der sie beschäftige. “Es ist klar, das sind Themen, die mich betroffen machen, die tief in mich hineingehen und zum Nachdenken bringen. Aber das soll so sein, das muss so sein, trotz aller journalistischer Distanz.” Dass die Schicksale sie als Mensch berühren, das sollen die Leute merken “und das zeige ich auch”, sagt sie. “Als Journalistin ist es aber auch mein Beruf, das Ganze zusammenzufassen, zu relativieren und in Kontext stellen zu können. Das ist das Schöne an dieser Sendung, dass beides möglich ist.”
«Trüffel sind völlig überbewertet»
Fast die grösste Herausforderung war für Mona Vetsch bis jetzt aber der Besuch in der Spitzengastronomie. Dort, wo scharfe Messer auf teure Lebensmittel treffen (“Trüffel sind völlig überschätzt”, findet Vetsch übrigens), edle Tropfen den Weg in Profi-Gespräche finden oder es auch mal hektisch zu und her geht.
Gegenüber der “ganzen Sternen-Gastronomie» hat die Moderatorin Vorbehalte, wie sie zugibt. “Ich verstehe gewisse Dinge dort nicht und diese Art von Essen. Aber das gibt lustigerweise oft die interessantesten Gespräche.” Manchmal sei es eben interessanter, wenn man mit einem Blick von aussen komme. Denn auch das “normale Kochen” liege ihr nicht unbedingt. “Wenn ich kochen muss, dann wird es schwierig – für alle”, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Und das hat Tanja Grandits und das Team rund um die Spitzenköchin zu spüren bekommen, als Mona Vetsch bei einem Besuch bei ihnen preisgab, dass sie ihr “Öpfelmus” lieber kaufe, anstatt es selbst zu machen.
Spitzenköchin zuerst nicht erkannt
Mona habe einen “denkbar schlechten Start” bei Tanja Grandits gehabt. “Ich bin durch die Hintertür ins Restaurant gekommen und habe zuerst nicht geschnallt, wo ich bin. Ich habe Tanja irgendwo in der Küche stehen gesehen und bin einfach an ihr vorbeigelaufen.” Erst im zweiten Moment habe sie die Spitzenköchin erkannt. “Wenn sie kein netter Mensch wäre, hätte sie dort schon gefunden: ‘Jesses Gott, was ist denn das für eine.’ Sie ist überhaupt kein Snob, auch nicht, wenn es ums Essen geht. Ich glaube, dort haben wir sehr schnell eine Verbindung gefunden.”
«Schlussendlich machst du dir deine Welt selber»
Laut Tanja Grandits seien die besten Sachen, die einfachen – auch, wenn es um Rezepte gehe. Aber man müsse sie mit sehr viel Liebe machen und den besten Zutaten, die man bekomme.
“Was man von ihr total lernen kann, ist ihre Freundlichkeit als Prinzip. Auch als Geschäftsprinzip und dem Umgang mit ihren Mitarbeitenden.” Sie habe eine ganz andere Tonalität als man es von vor allem der früheren Gastronomie kenne, in der auch schon mal Pfannen und Beleidigungen durch die Luft geflogen sind. “Sie hat die Art, bei der sie sagt: ‘Du machst dir deine Welt schlussendlich selber. Wenn du gut mit Leuten umgehst, bekommst du das auch zurück.’ Das ist etwas, das sie sehr spannend macht, auch wenn man sich überhaupt nicht für Kochen interessiert”, sagt Mona Vetsch.
Den Kuchen auf das Leben
Für die Spezialsendung besuchte Mona Vetsch Tanja Grandits noch einmal. Dieser Besuch bildet den roten Faden der Sendung, dazwischen besucht die Moderatorin vier andere Protagonist:innen. Mit der Spitzenköchin backt sie einen Kuchen – einen “Öpfelkuchen” wohlbemerkt – den Grandits liebevoll den Kuchen auf das Leben in seiner ganzen Vielfalt nennt. Der Kuchen sei einfach zum Nachbacken und hier zeige sich wieder einmal: “Es muss nicht immer alles im Leben super kompliziert sein, manchmal sind es einfach die Dinge, die man mit grosser Aufmerksamkeit und dem Verständnis für die verschiedenen Geschmäcker macht.”
Am Schluss der Sendung wird der Kuchen an eine:n der Protagonist:innen verschenkt. Wer den Kuchen des Lebens bekommt, wird sich am Donnerstagabend zeigen.
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