
Schwarzer Rauch: Noch ist kein Papst gewählt
Baseljetzt
Die Welt schaut nach Rom: Nach über zwölf Jahren hat wieder ein Konklave zur Wahl des neuen Papstes begonnen. Die Türen der Sixtinischen Kapelle wurden geschlossen. Am Mittwochabend stieg schwarzer Rauch auf.
Schwarzer Rauch zum Auftakt der Papstwahl: Beim Konklave im Vatikan haben sich die Kardinäle im ersten Wahlgang nicht auf ein neues Oberhaupt für die weltweit rund 1,4 Milliarden Katholiken einigen können. Aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle stieg am Abend um 21 Uhr schwarzer Rauch auf – das Signal dafür, dass keiner der 133 Kirchenmänner die notwendige Zweidrittelmehrheit für die Nachfolge des verstorbenen Papstes Franziskus erhielt.
Gespannte Erwartung auf dem Petersplatz
Zehntausende Menschen auf dem Petersplatz verfolgten mit Blick auf das Dach der Sixtinischen Kapelle gebannt, welche Farbe das erste Rauchzeichen aus dem Konklave hatte. Es gab aber keinen weissen Rauch, also noch keinen neuen Papst.

Bis der Rauch aufstieg, dauerte es deutlich länger als erwartet: Erst gut drei Stunden nach Schliessung der Türen der Kapelle kam das Signal. Bis dahin machten Wartende ihrer Ungeduld mit Klatschchören Luft. Gelächter kam auf, als ein Flugzeug hinter dem Schornstein weisse Kondensstreifen in den Himmel zog.
Entscheidung wohl bis Ende dieser Woche
Bis zur Bekanntgabe des 267. Papstes in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte kann es dauern. Allgemein erwartet wird, dass die Entscheidung bis Ende dieser Woche fällt. Sicher ist das allerdings nicht. Bis dahin ist der Rest der Welt auf Rauchzeichen aus dem Schornstein auf dem Dach der Kapelle angewiesen.
Die Kardinäle werten im Vatikan-Gästehaus Santa Marta während der gesamten Dauer des Konklaves untergebracht sein – auch hier abgeschottet von der Aussenwelt. Alle Handys und sonstigen digitalen Geräte müssen sie abgeben. Den Abend können sie für Gespräche, Gebete oder Lektüre nutzen.
Am Donnerstag geht es mit bis zu vier Wahlgängen weiter, zwei vormittags und zwei nachmittags – ausser, es gibt eine Zweidrittelmehrheit für einen der Kardinäle. Der Name Konklave kommt vom Lateinischen cum clave: mit dem Schlüssel, also eingeschlossen in der Sixtinischen Kapelle.
Das Konklave ist dieses Mal so gross und so international besetzt wie noch nie. Franziskus hatte sehr viele neue Kirchenobere befördert, oft auch aus weit entfernten Ländern. Deshalb bedeutet Zweidrittelmehrheit dieses Mal: 89 Stimmen. Manche vermuten deshalb, dass es länger dauern könnte als früher. Seit den 1960er Jahren waren alle Konklave nach zwei oder drei Tagen vorbei.
Vor dem offiziellen Beginn zogen die Kardinäle in einer feierlichen Zeremonie von der Paulinischen Kapelle im Vatikan in die Sixtinische Kapelle ein. Dort legten sie einen Eid ab. Darin versprachen sie, sich an die Regeln zu halten. Dazu gehört insbesondere absolute Verschwiegenheit über das, was hinter der Tür in der Kapelle passiert. Manchmal erfährt man später aber doch einiges: Auch Franziskus plauderte darüber, wie es 2013 bei seiner Wahl war.
Mit Messe auf Konklave eingestimmt
Am Morgen hatten sich die Kardinäle mit einer feierlichen Messe im Petersdom eingestimmt. An dem Gottesdienst nahmen auch Kardinäle teil, die wegen Überschreitens der Altersgrenze von 80 Jahren bei den Abstimmungen nicht mehr dabei sein dürfen. Die Messe «Pro eligendo Romano Pontefice» («Zur Wahl des Römischen Pontifex») wurde vom Dekan des Kardinalkollegiums geleitet, dem Italiener Giovanni Battista Re.
Der 91-Jährige sagte, man habe sich versammelt, um den Beistand des Heiligen Geistes für die Wahl zu erbitten. Die Kardinäle ermahnte er, «alle persönlichen Erwägungen zurückzustellen». Jetzt dürfe man «nur den Gott Jesu Christi sowie das Wohl der Kirche und der Menschheit im Sinn und im Herzen haben».
Zahlreiche Favoriten
Wegen seines hohen Alters ist der Dekan selbst im Konklave nicht dabei. Die Wahlversammlung wird vom ranghöchsten wahlberechtigten Kardinal geleitet, dem Italiener Pietro Parolin. Als Kardinalstaatssekretär war der 70-Jährige unter Franziskus im Vatikan die Nummer zwei. Parolin wird auch als Favorit für die Nachfolge des Argentiniers gehandelt. Allerdings wurden die Listen mit den Namen von möglichen neuen Päpsten von Tag zu Tag länger.
Als Anwärter gelten noch zwei weitere Italiener: der Erzbischof von Bologna, Matteo Zuppi (69), sowie der Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa (60). Im Gespräch sind unter anderem der Philippiner Luis Antonio Tagle (67), der Franzose Jean-Marc-Aveline (66), der Portugiese José Tolentino de Mendonça (59), der Ungar Peter Erdö (72), der Luxemburger Jean-Claude Hollerich (66).
Am Konklave nehmen auch drei deutsche Kardinäle teil. Der ehemalige Präfekt der Vatikan-Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, sagte der dpa, er habe sich seinen Koffer für «fünf, sechs Tage» packen lassen. «Man muss schon vorbereitet sein», so der 77-Jährige. «Aber jeder hofft natürlich, dass es nicht so lange dauert. Jeder will nach Hause.» Wahlberechtigt sind auch Reinhard Marx (71) aus München und Rainer Maria Woelki (68) aus Köln.
Wie viele Wahlgänge werden nötig sein?
Der Argentinier Jorge Mario Bergoglio, der sich den Papstnamen Franziskus gab, wurde 2013 nach anderthalb Tagen gewählt, im fünften Wahlgang. Beim deutschen Papst Benedikt XVI. ging es 2005 sogar noch schneller: vier Wahlgänge nur. Benedikt trat als erster Papst nach vielen Jahrhunderten völlig überraschend zurück. Er starb 2022 mit 95 Jahren.
Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist der Papst Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Grosse weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität. (sda/lef)
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Thomy
Spannende Sache