Inklusion
Schweiz

Diese Fricktalerin fordert Gebärden als fünfte Landessprache

09.10.2023 06:07 - update 09.10.2023 12:48
Aliena Müller

Aliena Müller

Tatjana Binggeli will in den Nationalrat. Die Kandidatin der Aargauer SP ist polit-erfahren, eloquent und gehörlos. Behindertenpolitik soll aber nicht ihr einziges Thema sein, sie will vor allem eines: Inklusion.

Menschen mit Beeinträchtigungen sind bereits seit längerem in der Schweizer Bundesversammlung vertreten, aber eben auch untervertreten. «Ich bin im Kanton Aargau und schweizweit die erste und bisher einzige gehörlose Person, die fürs Parlament kandidiert», erklärt die 51-Jährige.

Aufholbedarf in der Schweiz

Als Geschäftsführerin des Gehörlosenbundes Schweiz bringt Tatjana Binggeli, wohnhaft in Möhlin, bereits viele Erfahrungen im Politbetrieb und gute Vernetzungen mit. Der Schritt ins Parlament ist nun die nächste Stufe. «Für mich ist wichtig, dass die Gesellschaft auch sieht: Ja, auch Gehörlose können ins Parlament. Aber wir setzen uns nicht nur für Behindertenpolitik ein, wir wollen politisch diskutieren über alle möglichen Themen», so Binggeli. Vielmehr wolle sie umgekehrt beweisen, dass Inklusion möglich ist.

Gerade in diesem Bereich herrscht in der Schweiz nämlich noch Aufholbedarf. Während viele andere Länder bereits die Gebärdensprache als offizielle Landessprache anerkennen, steht das in der Schweiz nicht auf dem Programm. Auf diese und andere Hürden stiess Binggeli in ihrem Wahlkampf. Diese sollen abgebaut werden.

Barrieren abbauen

Wie eine Zusammenarbeit im Bundesrat konkret aussehen soll, ist noch unklar. So werden im Nationalrat beispielsweise drei verschiedene Sprachen gesprochen. Für Binggeli ist aber klar, die konkreten Lösungen müsse nicht sie geben. Schliesslich sei der Wortlaut in der Bundesverfassung klar. «Gleichstellung findet statt. Und die Menschen und Bürger haben ein recht auf Zugang…  Ich denke, das sollte selbstverständlich sein, auch im Bundeshaus», erklärt die Politikerin.

Tatjana Binggeli ist schlussendlich aber überzeugt, dass ihre Wahl eine Win-Win-Situation wäre: «Klar, vielleicht fragen sich einige Politiker: Wie machen wir das, wie kommunizieren wir, wie lösen wir das? Diese Fragen können wir dann gemeinsam lösen und – nicht nur für mich, sondern auch für andere – Barrieren abbauen.»

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