Direktor Benedikt von Peter: «In Basel wird Kultur schnell politisiert»
©Bild: Telebasel
Theater Basel
Basel-Stadt

Direktor Benedikt von Peter: «In Basel wird Kultur schnell politisiert»

11.02.2025 06:04 - update 25.03.2025 14:10
Larissa Bucher

Larissa Bucher

Bereits fünf Jahre steht das Theater Basel unter der Führung von Theaterdirektors Benedikt von Peter. Im Interview mit Telebasel spricht er über die ereignisvolle Zusammenarbeit.

Seit drei Wochen ist klar: Benedikt von Peter und das Theater Basel gehen weiterhin gemeinsame Wege. Bis 2030 wird das Theater noch unter der Führung des 47-Jährigen stehen.

Das, obwohl die letzten fünf Jahre nicht ereignislos waren: Die Publikumszahlen sind rückläufig, die Kritik an der fachlichen Kompetenz wächst und nun geht auch noch das Technikpersonal rechtlich gegen das Theater und die herrschenden Arbeitsbedingungen vor. «Benedikt von Peter hatte einen schweren Start», sagt Claude Bühler, Theaterkritiker und Co-Redaktionleiter von Prime News. «Alle Theater litten extrem unter Corona – die Probesperren, der beschränke Publikumszutritt und vieles mehr.» Seither habe er «relativ akzentuiertes Theater» gemacht, welches Teile des Publikums ausschliesse. «Es gab sehr gute Leistungen, aber auch ein paar Dinge, die fachlich sehr schwierig waren. Besonders auch im Schauspiel und jetzt auch im Tanz.»

Damit es beim Theater Basel in Zukunft wieder mehr um die Aufführungen und weniger um Publikumszahlen und Arbeitsbedingungen gehen kann, müsse Theaterdirektor Benedikt von Peter jetzt unbedingt liefern, meint Bühler. Im Interview mit Telebasel spricht dieser über die Schwierigkeiten und Zukunftspläne des Theaters.

Benedikt von Peter im Interview

Telebasel: Nach fünf Jahren kennen Sie Basel und die Menschen hier gut. Wirkt sich das auf ihre Art, Theater zu machen aus?

Benedikt von Peter: Klar. Ich kenne die Stadt sicherlich besser als noch vor fünf Jahren. Man schliesst da natürlich an Traditionen an, die das Haus schon immer hatte, und versucht, mit Themen zu arbeiten, die hier relevant sind. Ein anderer Teil meiner Arbeit ist es aber auch, Dinge nach Basel zu bringen, die man hier noch nicht kennt.

Wie wichtig ist der Ort, an dem das Theater steht, für die Auswahl der Programme, die darin gesehen werden können?

Für meine Arbeit ist der Ort sehr wichtig. Das Programm für ein Theater in Luzern ist beispielsweise ganz anders als das Programm für das Theater hier. Es gibt natürlich gewisse Stücke, die in jedes Theater gehören, aber gleichzeitig gibt es viele Variablen, die sich je nach Theater stark unterscheiden. Dazu gehören technische Ressourcen, aber auch die Stimmung und die Vorlieben des Publikums. Dabei gibt es regionale Eigenheiten, die man fast nicht in Worte fassen kann.

Basel ist bekannt dafür, dass es immer wieder ein Theater rund um das Theater gibt. Wie gehen Sie damit um?

Die Besucherzahlen in ihrer Intendanz sind rückläufig. Woran liegt das?

Ich denke nicht, dass das mit den Besucherzahlen so stimmt. Es gab durchaus Spielzeiten in den letzten zehn Jahren, in denen wir auf dem gleichen Niveau wie jetzt waren. Dazu kommt, dass wir in der letzten und in der jetzigen Spielzeit weniger Personen im Theater hatten, da wir schlicht weniger Aufführungen hatten – das lag unter anderem am «Ring» Festival, welches wir hatten. Wir haben die «schlechteren» Zahlen antizipiert und sind momentan eigentlich gut mit dabei im Vergleich zu anderen Theatern nach der Corona-Pandemie.

Immer wieder wird Ihnen vorgeworfen, dass Ihr Theater zu intellektuell sei. Was meinen Sie dazu?

Ich denke, es gibt viele Vorstellungen, die man gut ohne Vorwissen verstehen und mitnehmen kann. Ich finde unsere Vorstellungen zulässig. Natürlich machen wir gewisse Formversuche, die aussergewöhnlich sind – das ist jedoch auch eine Art Tradition im Theater Basel. Es war immer ein Theater, in dem man auch sehr aussergewöhnliche und schräge Abende verbringen konnte. Die DNA von Basel ist, dass man hier immer Experimente gemacht hat und dafür auch belohnt wurde.

Ihre «Ring»-Inszenierung war ebenfalls eher ungewöhnlich. Man kann sagen, es war ein Kraftakt mit riesigem Aufwand. Hat man sich zu viel vorgenommen?

Die Arbeitslast ist laut dem technischen Personal aber grundsätzlich sehr hoch. Wie wollen Sie diesen Konflikt mit dem Personal lösen?

Wir sind zwei Jahren daran, einen neuen Arbeitsvertrag für das technische Personal auszuhandeln. Das hat alle am Theater Basel sehr beschäftigt. Diese Zusammenarbeitsverträge sind immer sehr kompliziert – zwei Jahre ist dabei keine lange Zeit für eine Verhandlung. Wir haben uns bei diesen Verhandlungen dafür entschieden, einen partizipativen Prozess einzugehen, damit das Personal mitreden kann. Wir wollten diesen offenen Prozess, damit sich nicht mehr so vieles hinter den Kulissen abspielt. Zu den Inhalten der Verhandlungen kann ich Ihnen nichts sagen, da wir solche Informationen nicht öffentlich teilen möchten. Das ist üblich so bei GAV-Verhandlungen.

Aber ja, die Arbeit am Theater ist eine spezielle Arbeit. Man muss häufig sieben Tage am Stück arbeiten – das ist verrückt für Aussenstehende, aber eher normal im Theater. Das Personal bei uns wird aber im schweizweiten Vergleich gut bezahlt für die geleistete Arbeit. Im Vergleich zu anderen Theatern werden sie sogar überdurchschnittlich gut bezahlt.


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Kommentare

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12.02.2025 11:43

Nachdenken

Seitdem das Theater Basel kein großes Ballett mehr bietet, bevorzuge ich den Besuch im Opernhaus Zürich.

0 1
11.02.2025 11:09

Sonnenliebe

Ich finde, er geht überhaupt nicht auf die Bedürfnisse und Wünsche der Basler Theaterbesucher ein. Das zeigen auch due Zahlen, ausser bei der Oper. Mir gefällt dieses Programm nicht. Es muss etwas ändern, die Unruhen beim technischen Personal tun dem Theater auch nicht gut.

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