Diskriminierungsproblem innerhalb der Schweizer Armee
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Umfrage
Schweiz

Diskriminierungsproblem innerhalb der Schweizer Armee

31.10.2024 14:00 - update 31.10.2024 14:29

Baseljetzt

Fast die Hälfte der Armeeangehörigen hat in ihrer Laufbahn geschlechtsspezifische Diskriminierung und sexualisierte Gewalt erlebt. Dies zeigt eine vom Bund in Auftrag gegebene Studie.

Die Ergebnisse einer Anfang 2023 durchgeführten freiwilligen und anonymen Umfrage bei 1126 Armeeangehörigen zeigen laut der Armee Handlungsbedarf auf. Demnach waren knapp 50 Prozent der Teilnehmenden während ihrer Dienstzeit ab Ende der Rekrutenschule von Diskriminierung betroffen, wie die Armee am Donnerstag mitteilte.

40 Prozent der Befragten gaben an, verbale, nonverbale oder körperliche sexualisierte Gewalt erlebt zu haben. 81 Prozent berichteten, selten bis sehr oft mit sexistischen Bemerkungen und Witzen im Dienst konfrontiert gewesen zu sein.

Anonymes Meldetool geplant

Nun will die Armeespitze den Schutz der Armeeangehörigen stärken. Sie definierte sechs Handlungsfelder mit insgesamt 16 Massnahmen. Dazu gehören etwa ein Reporting von Disziplinarfällen aufgrund von Diskriminierung und sexualisierter Gewalt, eine Arbeitsgruppe für den Opferschutz und die Einführung eines anonymen Meldetools. «Prozesse im Melde- und Verfahrenswesen sollen schneller, niederschwelliger und einfacher werden», hiess es.

Zudem sollen Mitglieder aller Stufen der Armee verstärkt auf das Thema Diskriminierung sensibilisiert werden. Geplant ist eine Selbstverpflichtung durch einen Kodex und eine Austauschplattform für Armeekader.

Ferner sollen Handbücher und Merkblätter erstellt oder überarbeitet, Konfliktbewältigung trainiert sowie Fach- und Betreuungsdienste weitergebildet werden. Eine neue Fachgruppe im Bereich Sexualdelikte soll die Zusammenarbeit der Armee mit der Militärjustiz verstärken.

Auch soll der Dialog mit anderen Organisationen wie dem Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) ausgebaut werden. Schliesslich schaltet die Armee ein Webdossier zum Thema inklusive Bilder und Massnahmenplan auf.

Nachfolgestudie geplant

Die Armeeführung bekennt sich nach eigenen Angaben seit 2023 zu einer Nulltoleranz-Strategie. Bereits zuvor wurde die Fachstelle Frauen in der Armee und Diversity geschaffen. Mit den neuen Massnahmen soll der Kulturwandel in der Armee nun beschleunigt werden, wie es hiess. Die Armee solle «ein Ort werden, an dem ein vertrauensvolles, verlässliches und respektvolles Miteinander sichergestellt ist».

Eine Zwischenevaluation der zusätzlichen Massnahmen ist im zweiten Halbjahr 2026 geplant. Die Armee will 2027 erneut eine Befragung zu Diskriminierung und sexualisierter Gewalt durchführen. Dabei soll gemessen werden, wie wirkungsvoll die Massnahmen waren.

Durchgeführt wurde die aktuelle Umfrage von der Fachstelle Frauen in der Armee und Diversity zusammen mit dem Forschungsinstitut Yougov Schweiz (ehemals Link). Die Erhebung fand von Januar bis März 2023 statt. An der anonymen Umfrage haben 764 Frauen und 362 Männer teilgenommen. (sda/mik)

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31.10.2024 21:38

spalen

als ein korporal einen vietnamesischstämmigen rekruten mehrfach aufs derbste rassistisch angegangen und beleidigt hat, haben wir uns als ganzer zug vor unseren kameraden gestellt und dem korporal zu verstehen gegeben, dass wir alle ihn auch physisch beschützen würden. das hat gereicht. dass wir den rassistischen korporal danach gemeldet haben, hat nichts gebracht.

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31.10.2024 21:40

spalen

… das war in der rs im jahr 91!

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31.10.2024 20:04

Brunoe

Was braucht es da noch eine Studie – ach ja, man(n) gewinnt wieder 5 Jahre um nichts zu machen. Toll. Typisch Militär.

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01.11.2024 10:01

skywings2

Nicht allein typisch Militär, sondern ein Abbild unserer Machogesellschaft. Zum Glück nicht die Mehrheit.

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