
«Do-It-Yourself-Botox»: Der gefährliche Tiktok-Trend sorgt für Alarm
Shahed Staub
Falten zum Schnäppchenpreis glätten – und das Botox gleich selbst spritzen? Ein gefährlicher Internettrend verspricht genau das. Ein Basler Facharzt warnt: Der Trend kann die Gesundheit ernsthaft gefährden.
Von Falten im Gesicht bleibt früher oder später niemand verschont. Ob in der Augenregion, auf der Stirn oder zwischen Nase und Mund – Falten gehören zum natürlichen Alterungsprozess. Und gerade weil sie oft als Symbol für das Altern gelten, möchten viele Menschen sie loswerden, bevor sie das eigene Selbstbild nachhaltig negativ beeinflussen.
Das Nervengift für glatte Haut
Die gängigste Methode dafür ist eine Behandlung mit Botulinumtoxin, besser bekannt als Botox. Dabei handelt es sich um ein Nervengift, das an der injizierten Stelle eine vorübergehende Entspannung oder Lähmung der behandelten Muskeln bewirkt – und so für eine optisch glattere Haut sorgt.
So wirkt Botox
Medizinisch kann Botox bei unterschiedlichen Beschwerden eingesetzt werden – etwa bei übermässigem Schwitzen, Migräne, Muskelverspannungen, Zähneknirschen oder Spastiken. Der häufigste Anwendungsbereich ist jedoch die Reduktion von Gesichtsfalten. Gelangt Botox in den Körper, hemmt es die Erregungsübertragung von den Nervenzellen zum Muskel. Dadurch kommt es zu einer Verringerung oder Lähmung der Muskeltätigkeit.
Eine Behandlung mit Botox ist nicht günstig. Je nach Körperregion zahlen Patientinnen und Patienten zwischen 100 und 800 Franken pro Dosis. Das liegt auch daran, dass die Behandlung ausschliesslich von approbierten Fachärzten durchgeführt werden darf, die im jeweiligen Kanton über eine entsprechende Berufsbewilligung verfügen.
Basler Facharzt: «Im schlimmsten Fall werden Atemlähmungen riskiert»
Weil teuer und gleichzeitig gesellschaftsfähig, kursiert seit einiger Zeit ein gefährlicher Trend im Internet: DIY-Botox. Also «Do-It-Yourself-Botox», was nichts anderes bedeutet, als dass sich Menschen selbst das Nervengift in Stirn und Lippen spritzen. Schönheit für einen günstigen Preis, so der Irrglaube. Online tauschen sich die Tiktok-Laien ohne medizinische Kenntnisse darüber aus, wo sie das Nervengift spritzen sollten oder welche Spritze sich dafür am besten eignet.
@jadeenglish29 Here’s my innotox Update!!!!! @Celmade #botox #fyp ♬ original sound – 🎀Jade🎀
Wie gefährlich der Tiktok-Trend rund um das sogenannte DIY-Botox ist, erklärt Doktor Professor Vincenzo Penna gegenüber Baseljetzt. Penna ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie in Basel. Selbst habe er – «zum Glück» – noch keine Erfahrungen mit Menschen gemacht, die versucht hätten, sich selbst mit Botox zu behandeln. Trotzdem warnt er eindringlich: «Wer sich ohne medizinische Kenntnisse selbst injiziert, riskiert nicht nur hängende Lider oder asymmetrische Ergebnisse, sondern auch Infektionen, bleibende Nervenschäden – im schlimmsten Fall sogar Atemlähmungen.»
Dubiose Produkte aus Südkorea
Leer schlucken dürfte Professor Penna auch beim Gedanken daran, woher sich die Tiktokerinnen und Tiktoker das Botulinumtoxin besorgen. Denn Botox ist ein verschreibungspflichtiges Medikament und es zu kaufen ist – wie bereits das Injizieren – einzig den approbierten Fachärzten zugelassen. «Das Bestellen von Botulinumtoxin über das Internet ist nicht erlaubt und niemand kann die Echtheit oder Qualität der Produkte garantieren», so Penna weiter.
Laut dem Onlineportal 20 Minuten werden die meisten Botox-Selbstversuche im Netz mit Präparate der Produktmarke «Innotox» durchgeführt. Innotox stammt aus Südkorea und ist in der Schweiz, der EU und den USA nicht zugelassen. Trotzdem kann man sich das Nervengift über obskure Webseiten bestellen, und das zu einem Spotpreis: 50 Einheiten des Produkts gibt es bereits ab etwa 30 Franken.
Für den Facharzt aus Basel schlagen bei diesen Preisen alle Alarmglocken: «Der günstige Preis mag verlockend sein, doch an der falschen Stelle wird gespart. Nämlich an der eigenen Gesundheit.»
Mehr dazu
Feedback für die Redaktion
Hat dir dieser Artikel gefallen?
Kommentare
Dein Kommentar
Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise
Kommentare lesen?
Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.
pserratore
Einfach nur Dumm!
akjo
Der Verkauf sollte verboten sein, auch auf Internet.