«Der Krieg hat meine Familie zerstört»
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Ukraine
Basel-Stadt

«Der Krieg hat meine Familie zerstört»

24.02.2023 05:02 - update 25.02.2023 09:17
Alex Kälin

Alex Kälin

Schon ein ganzes Jahr hält die ukrainische Bevölkerung den Atem an. Viele sind aus dem Land geflüchtet, auch nach Basel. Wie gehen sie damit um, dass in ihrem Heimatland Krieg herrscht?

Am 24. Februar jährt sich der Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Seit dem 11. März erhalten Geflüchtete aus dem Kriegsgebiet verhältnismässig unkompliziert den Schutzstatus S. Dieser erlaubt es Ukrainer:innen vorerst in der Schweiz zu bleiben. In Basel und der Region haben viele Menschen Zuflucht gefunden.

Zwei von ihnen sind die 45-jährige Nina Malusha und ihr 17-jähriger Sohn Egor Shein. Sie leben seit März 2022 in Basel. Wie Shein sagt, tat man sich schwer mit der Flucht aus der Ukraine: «Wir haben uns drei Mal umentschieden.»

«Der Krieg hat meine Familie zerstört.»

Der Vater kämpft für die Ukrainische Armee. Über Neujahr reiste die Mutter kurz in die Ukraine, um ihren Mann einmal zu sehen. Der Sohn blieb zuhause. Shein: «Der Krieg hat meine Familie zerstört.»

An den Kriegsstart mögen sich beide gut erinnern. Shein: «Ich konnte es kaum glauben.» Die Familie lebte in der Umgebung von Kiew, nicht weit von Butscha entfernt. In der Stadt, in der die russische Armee Kriegsverbrechen begann.

In Basel besuchen beide intensive Sprachkurse und engagieren sich ehrenamtlich. So versuchen die Leherin und der Schüler Struktur in ihren Alltag zu bringen. Morgens haben beide einen Deutsch-Intensivkurs.

Gross Gedanken über die Zukunft machen sich beide nicht. Der 17-jährige sagt: «Wir machen einfach Schritt für Schritt – aber natürlich wollen wir zurück in die Heimat.» Doch wann wieder Frieden herrscht, kann niemand sagen. So bleibt für Mutter und Sohn eine enorme Ungewissheit, wie es weitergehen soll.

«Von denen, die ich kenne, wollen sehr wenige bleiben»

Die ukrainische Schriftstellerin Eugenia Senik lebt schon seit 2021 permanent in Basel. Bei Kriegsbeginn war sie gerade an der Basler Universität, um ihren Master in Literaturwissenschaft zu machen. Sie brach das Studium dann aber ab, um sich als Schriftstellerin und Helferin ganz der Ukraine zu widmen.

Auch ein Jahr nach Kriegsbeginn, wird sie permanent mit ukrainischen Nachrichten beschallt. Egal, ob sie ihr «Zmorge» vorbereitet oder auf dem Hometrainer sitzt, nur beim Arbeiten bleibt das Handy aus. Viele ihrer Freunde und Verwandten leben heute noch in der Ostukraine. Auch mit ihnen steht sie permanent in Kontakt: «Ich frage immer wieder, wie es ihnen geht, ob sie etwas brauchen», so Senik.

Eugenia Senik sieht ihre Zukunft hier in Basel bei ihrem Basler Mann. Die geflüchteten Ukrainer:innen, die sie kennengelernt hat, wollen aber grösstenteils wieder zurück. «Von denen, die ich kenne, wollen sehr wenige bleiben, sie wollen so schnell wie möglich zurück. Es steckt aber mehr als nur diese eine Frage an sie dahinter. Man fragt sie, ob sie bleiben wollen, doch sie haben ein Datum, wann sie das Land verlassen müssen. Wie können sie sich richtig integrieren, wenn sie wissen, wann sie abreisen müssen?», so Senik.

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