
Ein Laternenbild von 1905 sucht ein neues Zuhause
Fasnachtsmümpfeli
Vor vielen Jahren erhielt Marlies B. ein besonderes Geschenk: ein Laternenbild aus dem Jahr 1905, das ihr ein verstorbener Trommelfreund ihres Mannes vermacht hatte. Heute sucht sie altersbedingt selbst einen neuen Platz für das Bild.
Basler Museen haben das Laternenbild mit Bedauern nicht entgegengenommen. Sie stellen hohe Anforderungen an ein Objekt, damit es den Weg in ihre Sammlung finden kann. Denn aus Platz- und Kostengründen kann nicht alles aufbewahrt werden.
Dabei spielen nicht nur der Zustand und die Lagerfähigkeit eine Rolle, sondern auch die Seltenheit, die exemplarische Bedeutung oder die Dokumentation eines besonderen Entwicklungsschritts der Basler Fasnacht. Auch das Sujet könnte ausschlaggebend sein, falls es beispielsweise einen besonderen Moment in der Basler Geschichte zeigt.
Doch über die Laterne ist fast nichts bekannt. An dieser Stelle kommt das Projekt «Dokumentation Basler Fasnacht» ins Spiel, das versucht, Licht ins Dunkle zu bringen.
Spurensuche mit Herzblut
Der Co-Projektleiter Alain Grimm hat Marlies B. zu Hause besucht, um mehr über das Laternenbild zu erfahren. Am Küchentisch erzählt sie ihm, dass ihr Mann Tambour bei der «Alten Garde vom Laiezorn» war. Ein Cliquenfreund besass das Laternenbild. Weil es ihr so gut gefiel, hat er ihr versprochen, es ihr nach seinem Tod zu vermachen. Seitdem ist es in ihrem Besitz.
Mehr weiss sie über das Laternenbild von 1905 aber nicht. Von der «Alten Garde vom Laiezorn» kann die Laterne nicht sein. Die Clique wurde erst 1957 nach einem Streit als Abspaltung von der Basler Mittwoch-Gesellschaft (BMG) gegründet. Auch die BMG selbst, die erst 1907 gegründet wurde, kommt als Urheberin der Laterne nicht infrage. Ein Blick in das BMG-Archiv bestätigt das.
Vielleicht stimmt das Datum auch nicht
Ist die Laterne tatsächlich aus dem Jahr 1905? Die Zahl ist lediglich mit Bleistift auf der Vorderseite angebracht. Für den Historiker Alain Grimm ist das noch kein Beweis, weshalb er die Datierung nicht bestätigen kann.
Er möchte sich die Laterne aber nun genauer anschauen. Das Bild zeigt eine nächtliche Szene in Basel. Ein Tagelöhner hantiert an einer Strassenlaterne, daneben steht ein Polizist und gibt Anweisungen. Im Hintergrund ist die alte Gasfabrik im St. Johann zu sehen. Aus den angrenzenden Häusern beobachten neugierige Blicke die Szene. Wer genau hinsieht, erkennt ausserdem Fassadenwerbungen, wie sie früher üblich waren. All dies sind Hinweise auf eine zeitliche Einordnung und Identifizierung des Sujets.
Ein neuer Ort für die Laterne
Marlies B. erhebt keinen Anspruch auf Ruhm oder Anerkennung. Sie sagt schlicht: «Es wäre schön, wenn die Laterne einen Platz fände, wo man sie sehen und erhalten kann.»
Das Projektteam nimmt gerne Hinweise aus der Leserschaft entgegen. Vielleicht erkennt jemand das Sujet oder kann etwas dazu sagen. Und auch wenn das Laternenbild (noch) kein Museumsstück ist, so hat es doch seinen Platz in der Basler Fasnachtsgeschichte verdient.
Seit rund zwei Jahren setzt das Projekt «Dokumentation Basler Fasnacht» wichtige Schutzmassnahmen für unser Unesco-Weltkulturerbe Basler Fasnacht um. Es sensibilisiert Vereine und Privatpersonen für den richtigen Umgang mit Archivalien und Objekten und erschliesst Archivbestände aus der Region, die in den nächsten Monaten über die Plattform fasnacht.digital zugänglich gemacht werden sollen.
Text: Alain Grimm
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Tarantinoo
So e tolles Bild
rothue
Die Clique rechergieren die um 1900 gegründet wurden oder ob jemand den Maler bez. Technik noch raus finden könnte? Ich finde es sehr schade, das wir immer noch niemanden haben der die Zeit hat, den Weg zufinden wo dieses Laternenbild herkommt ohne gleich die Kosten in den Vordergrund stellt. Wir sind doch Fasnacht Kultur- Stadt. Das muss uns doch die Rechergen wert sein!