Baumfällung
Bezirk Liestal

Ein Stück Ziefner Geschichte fällt dem Borkenkäfer zum Opfer

06.09.2024 18:32 - update 25.03.2025 15:06
David Frische

David Frische

Weit über 100 Jahre lang gehörte sie zum Ortsbild der Gemeinde Ziefen: die Fichte im Holzenberg. Jetzt ist eine der grössten Rottannen der Schweiz Geschichte. Schuld daran ist der Borkenkäfer.

«Es tut im Herzen weh.» Balz Recher blickt wehmütig auf die Rottanne im Holzenberg. Seit rund 190 Jahren prägt sie das Ortsbild im Wald von Ziefen. Für den Betriebsleiter Forstrevier Riedbach Recher und viele andere Ziefer:innen war sie ein Teil der Kindheit, sie wuchsen mit der Fichte auf. In wenigen Minuten wird der rund 43 Meter hohe Baum fallen. «Vor zwei Wochen sah ich plötzlich, dass der Baum orange ist.» Für Recher ein Schock. Schnell war ihm klar: Der Borkenkäfer hat sich eingenistet. «Da wusste ich, jetzt ist fertig.»

In der Schweiz gibt es zahlreiche Borkenkäfer-Arten. Den Bäumen gefährlich sind aber nur wenige. Eine davon ist der Buchdrucker. Der Käfer frisst sich ins Holz der Bäume, unterbricht dort den Saftstrom und lässt den Baum so absterben. Das Ganze geht rasend schnell. Wenn man den Befall bemerke, sei es schon zu spät, erklärt Recher.

Weitaus grösserer Schaden muss verhindert werden

Dem Förster bleibt nur übrig, den Baum zu fällen – egal, wie mächtig seine Erscheinung und wie lange seine Geschichte ist. Für die Ziefer Bevölkerung eine schmerzhafte Angelegenheit. Recher: «Dieser Baum ist für das ganze Dorf ein Kult-Baum. Jede Familie kennt ihn. Sie sind bestimmt einmal an einem Sonntagsspaziergang hier hochgekommen, standen mit den Kindern rund um den Baum und schauten, wie viele Kinder es für den ganzen Durchmesser braucht.»

Indem Ziefen das grosse Opfer bringt, kann Recher den Wald vor Schlimmerem bewahren. Würde die Rottanne stehen bleiben, würden die jungen Borkenkäfer innert weniger Wochen ausfliegen – millionenfach. Sie würden sich an die umliegenden Rottannen machen, und das Baumsterben ginge so ungebremst weiter, wie Recher erklärt.

«Es ist eine emotionale, keine materielle Sache für uns», sagt der Präsident der Ziefer Bürgergemeinde, Dominik Tschopp. Mit diesem Baum sei so viel Geschichte der Gemeinde verbunden.

Baumfällung «ging durch Mark und Bein»

Dann kommen die Motorsägen. Eine von ihnen bedient Recher. Für den Förster eine Ehrensache. Wenige Minuten später fällt der 25-Tonnen-Koloss und lässt den Waldboden erzittern. 189 Jahre Geschichte sind weg. «Jetzt ist das alles einfach gegangen», bedauert der Bürgergemeinde-Präsident die Baumfällung. Auch für den Förster ein schwieriger Moment. «Als der Baum auf den Boden aufschlug: Die Vibration ging einen durch Mark und Bein.»

Kurz darauf wird der Baum zersägt und für den Abtransport verarbeitet. Ein Käufer, der auf H0lzverarbeitung spezialisiert ist, wird den gefallenen Riesen abholen. Was mit dem Fichtenholz geschieht, steht noch nicht fest. Förster Recher wünscht sich aus einem kleinen Stück einen schönen Tisch. Und der Präsident der Bürgergemeinde verspricht: «Ein Teil des Baumes wird in unserem Bürgerhaus zu sehen sein.»

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09.09.2024 06:36

Sonnenliebe

Das ist traurig.

1 0
07.09.2024 06:35

Thomy

Das tut wirklich weh so ein Abschied

3 1

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