Ekstase in der Messehalle: Ein simples, aber auch gefährliches Erfolgsrezept
©Archivbild: Keystone
Extasia
Basel-Stadt

Ekstase in der Messehalle: Ein simples, aber auch gefährliches Erfolgsrezept

03.12.2023 20:25 - update 03.12.2023 21:12

Julia Schwamborn

Sex sells: Seit Freitag fand in Basel die Schweizer Erotikmesse Extasia statt. Um die 10’000 Besucher:innen wurden erwartet. Doch der Pornokonsum birgt auch Gefahren.

Mia May ist 21 Jahre alt und schon tief im Pornobusiness drin. Die junge Frau tritt an der Extasia in einer Dildo-Show auf. Was das bedeutet, kann man sich zusammenreimen. Seit Freitagabend strömten tausende Männer – und auch Frauen – durch die Tore der Messehalle. Ausgerüstet mit Videokameras und Fotoapparaten. Das Aufzeichnen der Live-Shows ist gestattet und gehört hier zum guten Ton. Die «härteren» beziehungsweise expliziteren Auftritte, die hinter dünnen, provisorisch aufgestellten Wänden stattfinden, dürfen aber nicht gefilmt werden.

«Der geilste und schönste Beruf, den du machen kannst»

Mia May wünscht sich mehr Akzeptanz für ihren Job. «Im Grunde ist es der geilste und schönste Beruf, den du machen kannst. Ich arbeite nur für mich und mein eigenes Portemonnaie, kann mir meine Arbeitszeiten einteilen und bin meine eigene Herrin». Sie wolle der Welt zeigen, dass Erotik etwas Tolles ist, «dass man sich selbst ausleben und sich nicht verstecken sollte», so May.

Ekstase in der Messehalle: Ein simples, aber auch gefährliches Erfolgsrezept
Spielzeug für Erwachsene an der Extasia. ArchivBild: Keystone

«Wir können uns nicht dagegen wehren»

Darstellende Sexualität gibt es seit Menschengedenken. Doch weshalb fahren wir derart auf pornografische Inhalte ab? «Sexuelle Reize treffen ungefiltert auf unsere emotionalen Zentren», sagt Daniel Haag-Wackernagel, emeritierter Professor für Sexualbiologie. «Man kann sich dagegen eigentlich gar nicht wehren. Pornografie trifft direkt auf diese Zentren und aktiviert das Belohnungssystem». Die Dopaminausschüttung schreie allerdings nach Wiederholung. Das sei der Grund, weshalb Pornografie auch süchtig machen kann.

Ekstase in der Messehalle: Ein simples, aber auch gefährliches Erfolgsrezept
Szene an der Extasia 2007. Archivbild: Keystone

Ganz so ohne ist das mit der Pornografie also nicht. Auch schädige sie den Beziehungs-Sex, erklärt Daniel Haag-Wackernagel. Weil das Belohnungssystem durch übermässigen Pornokonsum ausgeleiert sei, brauche die Sexualität immer stärkere Reize, die Beziehungs-Sex nicht decken könne.

Ungenügender Jugendschutz

Auch junge Menschen und Kinder, die im Internet ohne Probleme an die härteste Pornografie gelangen, sind gefährdet. «Wir haben Beispiele von Achtjährigen, die im Internet auf brutale Pornografie gestossen sind und das mit ihrer vierjährigen Schwester nachgespielt haben. Das traumatisiert beide Kinder», so Haag-Wackernagel.

«Frauen sind viel offener geworden»

Das Klientel der Erotikmesse Extasia hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Immer mehr Frauen fänden Gefallen am Besuch der Extasia, erklärt Gründer Arnold Meyer. «Es ist mittlerweile mehr oder weniger ausgeglichen. Frauen sind in den letzten fünf bis zehn Jahren viel offener geworden.» Deshalb habe man an der Messe auch viele Boutiquen mit Lingerie und Sexspielzeug – und Men-Stripshows, zu denen nur Frauen Zutritt haben, so Meyer. Viele Besucher:innen kämen als Paar oder in Gruppen. Die Altersspanne reiche von 18 bis 80 Jahren.

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