
Erneuerbare Energien ja, aber nicht so: Gegner blasen zum Angriff auf das Muttenzer Windrad
Pascal Kamber
Am 18. Juni entscheidet das Muttenzer Stimmvolk erneut über den geplanten Bau eines Windrads. Jetzt weibeln die Gegner für ein «Nein». Sie sehen im Projekt keinen Mehrwert für die Muttenzerinnen und Muttenzer.
Zum dritten Mal innert zwei Jahren stimmt die Muttenzer Bevölkerung über die Umzonungspläne im Gebiet Hardacker ab. Diese erlauben es der Primeo Energie AG, am Standort zwischen Autobahn und Rangierbahnhof ein rund 200 Meter hohes Windrad zu bauen. Dieses soll Strom für 800 Haushalte liefern.
Nachdem das Projekt letzten Dezember an der Gemeindeversammlung mit 189 Ja- zu 85 Nein-Stimmen deutlich angenommen wurde, regte sich Widerstand. Über die Weihnachtszeit sammelten die Gegner 1’400 Unterschriften, weshalb das Windrad am 18. Juni abermals vors Volk kommt. «Ich bin zuversichtlich, auch wenn es ein knappes Resultat geben dürfte», sagt Anita Biedert.
Zu wenig Wind und versteckte Kosten
Die SVP-Landrätin bildet zusammen mit Daniel Schneider und Serge Carroz das Referendumskomitee. Mit Flyern und Plakaten wollen sie die Bevölkerung informieren und möglichst viele Nein-Stimmen gewinnen. Anita Biedert betont aber, dass sie nicht grundsätzlich gegen die Windkraft sei. «Wir sind für erneuerbare Energien. Dafür müssen aber die Bedingungen stimmen», sagt sie.
Beim Windrad in Muttenz sei das nicht der Fall. «Beim geplanten Standort hat es 4,2 Meter Wind pro Sekunde. Rentabel wird das Windrad aber erst ab 7,2 Metern pro Sekunde, effizient ab 12 Metern pro Sekunde», sagt Biedert. Auch aus ökologischer Sicht habe sie Bedenken. «Es braucht viel Material für den Bau. Zum Beispiel tonnenweise Beton, der in den Boden kommt. Da wird auch das Grundwasser zum Thema», warnt Biedert.
Als Investor übernimmt die Primeo Energie AG die gesamte Finanzierung des Projekts. Dass für die Muttenzerinnen und Muttenzer deswegen keine Kosten entstehen, stimme aber nicht, sagt Biedert. «Ich als Energiebezieherin bezahle es über den Energiepreis ja trotzdem, wenn das Projekt des Investors nicht rentiert», erklärt sie.
Wie wirkt sich das Windrad auf die Gesundheit aus?
Mit ein Grund, weshalb sich Anita Biedert gegen den geplanten Bau des Windrads wehrt, sind die Reaktionen aus der Bevölkerung. Der Infraschall und dessen noch nicht restlos erforschten Auswirkungen auf die Gesundheit lösen bei vielen Muttenzerinnen und Muttenzern ein mulmiges Gefühl aus, sagt Biedert. «Diese Ängste habe ich ernst genommen. Deshalb will ich mich einsetzen für diesen Teil der Bevölkerung.»
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baseljetzt
In der Schweiz tönt es immer so: Erneuerbare Energien ja klar, aber nicht gerade hier; Windräder ja, aber nicht gerade da; Solarpanel sofort, aber nicht gerade dort; neue Wasserkraftwerke ja, aber doch nicht an dem Ort,… Vielleicht sollte man jede Gemeinde verpflichten, ihren eigenen Strom selber zu produzieren oder sonst die Stromabgabe zu rationieren. Wenn man keine Anlagen will, muss man lernen zu sparen..
StefanWarber
Die Argumente der Gengerschaft sind lächerlich. Zum Infraschall: die Wissenschaft hat schon längt widerlegt, dass durch Windkraftanlagen schädlicher Infraschall entsteht. Hierfür gibt es auch eine Studie vom Bayrischen Landesamt für Umwelt. Zur Effizienz: des geplant Windrad dreht mit der gemessen Windgeschwindigkeit in der Hard während 70% der gesamten Jahreszeit und produziert Strom. Die Investoren haben doch keine Lust, Millionen in eine unrentable Anlage zu stecken! Woher möchte denn die SVP-Biedert wissen, ob das Projekt rentabel ist oder nicht?