Es bessert mit der Teuerung – aber für Entwarnung ist es zu früh
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Wirtschaft
Schweiz

Es bessert mit der Teuerung – aber für Entwarnung ist es zu früh

03.08.2023 11:17

Baseljetzt

Gute Nachrichten für die Konsument*innen: Die Teuerung ist im Juli leicht zurückgegangen. Vor allem die Importe wurden wieder günstiger. Entwarnung geben die Ökonomen aber noch keine.

Die Jahresinflation sank im Juli 2023 auf 1,6 von 1,7 Prozent im Juni, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Davor hatte die Teuerung wegen höherer Rohstoffpreise und Lieferengpässen lange nur eine Richtung gekannt: nach oben.

Ab Anfang Jahr sorgten hierzulande zudem die Strompreise für Schub, was die Jahresteuerung bis auf 3,4 Prozent steigen liess. Doch seit März 2023 geht es steil abwärts und im Juni notierte die Inflation bereits wieder unter der 2-Prozent-Schwelle, welche gemeinhin als Obergrenze für Preisstabilität gilt.

Mit dem aktuellen Wert bleibt die Schweiz auch weiterhin deutlich unter jenem etwa in der Eurozone, wo zuletzt eine Teuerungsrate von 5,3 Prozent gemessen wurde.

Energiepreise wichtiger Faktor

«Die Schweiz hat derzeit im Gegensatz zu anderen Ländern kein Inflationsproblem mehr», resümiert VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. Das wichtigste Wort in diesem Satz ist wohl allerdings «derzeit».

Denn während sich die Preise bei den importierten Gütern (-0,6%) allmählich normalisieren, kosteten Inlandgüter im Juli noch immer 2,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Ein Teil des Rückgangs der Teuerung hat laut UBS-Ökonom Florian Germanier vor allem statistische Gründe und heisst Basiseffekt. So waren die Energiepreise mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine stark gestiegen – nun fallen diese Effekte nach und nach wieder aus der Statistik.

Inflationstreiber voraus

Mit Blick nach vorne stehen in den kommenden Monaten verschiedene Inflationstreiber ins Haus. Mit dem höheren Referenzzinssatz etwa müssen viele Schweizerinnen und Schweizer ab Herbst höhere Mietkosten schultern. Danach werden steigende Stromtarife – die Energieversorger dürfen diese nur zum Jahreswechsel anpassen – weiteren Schub geben.

Die Inflation dürfte daher im August mit 1,5 Prozent ihren Tiefpunkt erreichen, denkt ZKB-Ökonom David Marmet. Ab November werde sie aufgrund der genannten Faktoren dann aber wieder über die Marke von 2 Prozent steigen.

Darüber hinaus bestehe immer noch das Risiko sogenannter Zweitrundeneffekte, ausgelöst von starken Lohnerhöhungen. UBS-Experte Germanier sieht zwar «keine nennenswerte» Lohn-Preis-Spirale aufziehen, dennoch sei die Inflation noch nicht gebändigt.

Noch ein Zinsschritt der SNB

Das Gros der Experten geht daher davon aus, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) im September weiter an der Zinsschraube drehen wird. Und zwar um einen Viertelprozentpunkt auf 2 Prozent. SNB-Chef Thomas Jordan werde «nochmals präventiv nachlegen», denkt etwa Alexander Koch von Raiffeisen Schweiz. Das wäre dann aber der «finale» Zinsschritt, sind sich die Experten einig.

Dabei könnte es sich die SNB im Urteil von Karsten Junius von der Bank Safra Sarasin leisten, im Herbst eine Zinserhöhungspause einzulegen. Sie solle doch «erstmal abwarten», ob steigende Mieten tatsächlich so stark zu einem erneuten Inflationsanstieg führen werden, wie sie es in ihrer letzten Prognose unterstellt habe, fordert Junius. (sda/daf)

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